Der Seat Ibiza vereint wie kaum ein zweites Fahrzeug den Kompromiss zwischen sparsamem Kleinwagen und Spaßmobil. Vorneweg: Ich fahre dieses Auto seit November 2011 und habe damit bis jetzt knapp 99.000 Kilometer abgespult. Ich kenne das Auto nahezu in- und auswendig.
Unter der Haube werkelt ein kleiner 1,4-Liter-Vierzylinder, der mit 86 PS völlig ausreichend motorisiert ist und teilweise fast schon zu viel Kraft auf die Vorderräder bringt. Beim Anfahren auf den Winterreifen (165/70) ist gefühlvoller Gaseinsatz gefragt - sonst dreht er durch. Wer's drauf anlegt, den drückt eine erfrischende Beschleunigung in den Sitz.
Bis 160 geht es aus jeder Lage drehmomentstark und flüssig, subjektiv wirkt er stärker.
Erst bei jenseits der 185 geht ihm so langsam, aber sicher die Puste aus.
Dass er dabei geradezu beängstigend sparsam bleibt, verdankt sich großteils dem geringen Gewicht. Selbst die von mir gefahrene Sport Edition mit Sportfahrwerk und jeder Menge Sonderausstattungen bringt wenig mehr als 1100 Kilogramm auf die Waage. Folgerichtig bin ich mit den 165er Reifen verbrauchsmäßig immer so um die 5,5 bis 6,1 Liter pro 100 km gelegen, und das bei sportlicher Fahrweise und dem ein oder anderen Überholmanöver, welches der drehfreudige Motor genussvoll quittiert, ohne dabei angestrengt zu wirken oder den Verbrauch in die Höhe zu treiben. Das Höchste was ich selbst mal verbraucht habe waren 7,8 Liter pro 100 km - aber da bin ich zwei Stunden lang durchgängig 160 gefahren.
Meine Sommerreifen sind jetzt 205/45er mit 16-Zoll-Alus die nicht nur sehr sexy aussehen, sondern sich im Verbrauch auch nur bemerkbar machen. Etwa 0,4 Liter mehr muss man mit den Breitreifen einplanen, sodass mein Mittel jetzt knapp über 6 Liter liegt.
Da ist den Ingenieuren wirklich ein Glanzstück gelungen. Würde ich jedem empfehlen, der ideale Motor für den Ibiza.
Passend dazu das knackige Fünfganggetriebe, das sich brillant und exakt schalten lässt. Der kurze Schalthebel liegt ergonomisch sehr gut in der Hand und die kurzen Wege flutschen wie von selbst rein.
Die Straßenlage ist mit dem Sportfahrwerk und den Breitreifen exzellent, die Bodenhaftung ausgezeichnet Auch in schnellen Kurven klebt der Ibiza am Boden wie ein Kaugummi, einzig die straffe Federung des Sportfahrwerks ist gewöhnungsbedürftig, ohne übertrieben zu wirken. Beim Kurvenjagen macht das Sportfahrwerk mehr Spaß, als ich mit meinem Zweiliter-Alfa jemals hatte. Hart und Präzise gefedert, im Grenzbereich schiebt der Ibiza sehr gemütlich und gut kontrollierbar über die Vorderräder und fährt sich ansonsten wie ein Go-Kart - GENIAL!
Innen drinnen erwartet uns ein ansprechend gestaltetes Ambiente. Wie erwähnt fahre ich die Sport Edition mit Multifunktions-Lederlenkrad, Klima, elektrischen Fensterhebern vorn+hinten, elektrischem Schiebe- und Hubdach, CD-Radio - mehr als genug. Alles ist in Fahrerreichweite platziert und leicht zu bedienen, die Sitze sehr bequem und auch ohne Abzüge langstreckentauglich, auch mit fast 130 Tkm auf der Uhr.
Zwei Kritikpunkte: Das Handschuhfach ist jämmerlich klein. Mehr als ein paar CDs fasst es nicht.
Und die Verarbeitung ist unterdurchschnittlich. Überall klappert und knistert es und die Lüfterdüsen wackeln abenteuerlich, jetzt ist die erste abgefallen.
Dafür im Kofferraum wieder ein großer Pluspunkt: Der Ibiza bietet ein vollwertiges Reserverad und damit gegenüber dem Polo einen großen Vorteil. Der Kofferraum selbst ist erwartungsgemäß bescheiden ausgefallen, aber mit ein paar einfachen Handgriffen sind die Sitze umgeklappt und der Seat ist kleinfamilientauglich. Für Paare mit kleinem Kind ideal.
Als ich meinen Ibiza gekauft hatte, standen 34.100 Kilometer auf der Uhr, inzwischen sind es 129.000. Drei nennenswerte Zwischenfälle gab's, einmal bei km 45.000 als die vordere Antriebswelle heraus flog und zuletzt war das Schiebedach undicht - typische Macken.
Zuletzt kapitulierte bei km 118.000 die Lambda nach dem Kat. Elektronik halt.
Unterm Strich bietet der Seat Ibiza das beste Preis-Leistungs-Verhältnis innerhalb der VAG, er wirkt im Innenraum ansprechender, verfügt über ein extravagantes und sehr schnittig gestaltetes Aussehen und einen Tick mehr Power als der biedere Vetter.