Heute habe ich die Giulietta knapp vier Jahre und möchte meine Erfahrungen mit diesem schönen Auto einfach mal aktualisieren. Da ich das bereits schon mehrfach berichtet habe, strukturiere ich meinen Bericht:
Top I: Bericht 6 Wochen nach Kauf
Top II: Bericht bei 23.000 km im Januar 2012
Top III: Bericht bei 50.000 km im Sommer 2013
Top IV: Bericht bei 78.000 km im Januar 2014
Top V: Bericht bei 104.000 km im Januar 2015
Top VI: Ciao Bella
Top I:
Ich fahre die Giulietta seit 6 Wochen. Über das Design will ich nicht viel schreiben; ist zu sehr unter individuellen Gesichtspunkten zu werten. Sehr angeneihm ist die sehr gute Verarbeitung. Der Materialmix ist gut verarbeitet, nichts knackt oder wackelt. Die Bedienung der Instrumente ist de facto gewöhnungsbedürftig (entspricht nun mal nicht dem bekannten VW-Stempel), aber nach kurzer Zeit intiutiv und simpel. Das Anderssein mit edler Ausstrahlung macht die Giulietta besonders. Das DNA-System ist genial, ein werksmäßiges Motortuning mit tollem Ergebnis. Zu empfehlen ist auf jeden Fall das TomTom-Navi Blue&me, keine Kabel!, die wesentlichen Infos werden zudem auf das Display vorm Lenkrad geleitet; super gemacht!
Der Basismotor ist die eierlegende Wollmilchsau! Beim Gleiten auf der Autobahn um die 120 km/h fallen rund 7 Liter an. Mit gelegentlichem Spaßfaktor im rechten Fuß pendelt sich der Gesamtverbrauch bei 8 Litern ein. Zum Spaßfaktor: der kleine Motor hat einen besseren Durchzug als mein vorheriger 2.0 TDI mit 140 PS (Octavia 2), lässt sich problemlos ab 60 km/h im 6. Gang fahren. Auch bei uns im Harz ist das Auto sehr munter unterwegs. Das Getriebe ist sehr gut gestuft. Ich habe mich für einen schwarzen Wagen mit beige farbendem Leder entschieden; diese Kombination strahlt eine edle Anmutung aus. Man glaubt nicht in einem Fahrzeug der Kompaktklasse zu sitzen.
Unbeschreiblich - das muss ich noch loswerden - ist dieser satte und dumpfe Sound beim Zuschlagen der Türen und immer wieder noch schöner das wortlose Staunen der Fahrgäste; die Giulietta ist von der Haptik und ihrem Ambiente ihrer Klasse entrückt. Ein sicheres Zeichen der gefühlten Geborgenheit ist, wenn meine Frau immer wieder einschlummert, mit ihrem leichten Lächeln beim Ruhen weiß ich, sie fühlt sich wohl. Und das, obwohl sie auch eine Alfa Romeo fährt (den deutlich wuseligeren MiTo). Schön!
Sehr gut funktioniert das Start/Stopp-System. An der Bahnschiene wird dann in aller Ruhe Eros Ramozotti gehört, geräuschmäßig völlig abgeschottet von der Außenwelt. Lediglich die Klimaanlage schaltet sich ab, alle anderen Funktionen bleiben "online". Ich schalte diese Funktion (Kippschalter unter dem Radio) allerdings auf der Autobahn aus. Auf der Bahn erhitzt sich der Turbo naturgemäß sehr stark. Damit er sich ruhig abkühlen kann lasse ich nach dem Auffahren auf eine Raststätte den Motor im Stand noch 2 Minuten laufen. So kühlt sich der Turbo ausreichend ab. Das kann die "Start-Stop"-Schaltung nicht von allein
Für meinen Sohn (Fahranfänger mit noch optimierungsfähigem Können) ist die Berganfahrhilfe ein Segen!
Als Häuslebesitzer ist eine Anhängerkupplung unverzichtbar. Ich habe mich für die serienmäßige abnehmbare AHK entschieden. Die ist mit rund EUR 1.100 sehr teuer, aber dafür sieht man im nicht montierten Zustand keine Ausschnitte im Heckspoiler, keine E-Dose, nur den (liebe Frau entschuldige) knackigen, makellosen Hintern.
Die Audioanlage ist serienmäßig mit einem USB-Anschluß (im gekühlten Handschufach) ausgestattet. MP3-CD's werden akzeptiert. Die Anlage hat sehr viele Einstellmöglichkeiten und wer mag, auch mit ordentlicher Klangfülle im Bassbereich.
Ich hoffe, die Langzeitqualität entspricht den Erfahrungen mit den Alfa Fahrzeugen ab Modelljahr 2008! Dann wird es ein Spaß bleiben, dieses Fahrzeug morgens starten zu dürfen. Hoch interessant ist zur Zeit die Werksprämie von EUR 4.000!
Ich soll auch Negatives berichten: viele meinen die hohe Ladekante sei unpraktisch. Ja? Dann öffnet mal einen mit Urlaubsgepäck voll gepackten Kofferraum eines Kombis. Da liegt einem das Gepäck öfters zu Füßen, als es einem recht ist.
Andere Zweifler könne ihre von Generationen geprägte Meinungen zum Wertverlust nicht verbergen; mag sein, dafür habe ich den Wertverlust mit der Werksprämie schon beim Kauf vollends ausgeglichen und muss mein Auto nicht am Nummernschild aus dem Einheitsbrei mobiler Autokunst zu entdecken versuchen.
Sorry, es gibt nichts weiter Negatives, möge es so bleiben; angenehmstes Fahren im Schutz des Scudettos.
Top II:
9 MONATE und 23.000 km SPÄTER:
Anläßlich einer aktuellen Anfrage zu meiner heutigen Einschätzung, möchte ich ausdrücklich den obigen Eindruck klar bestätigen. Der Verbrauch hat sich bei 8,0 Litern eingependelt bei grundsätzlich ruhiger Fahrweise; nur auf kurvigen Straßen muss der Alfa auch mal Alfa sein dürfen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt nach GPS bei 215 km/h (Tacho dann bei 225 km/h), damit deutlich über Werksangabe. Allerdings habe ich auch "nur" die seriennmäßigen 205er Reifen drauf.
Im fließenden Reihenverkehr auf der Bundesstraße (mal 100 km/h) fließen tatsächlich nur 6,5 Liter auf 100km; das ist mehr als i.O.
Auch im Anhängerbetrieb ist das Auto gut zu nutzen durch die schon bei 1.750 Umdrehungen zu 100% anliegende Kraft (Dieselwerte), dem Turbo sei dank.
Ein (vermeidbares) Manko: in der DNA-Stellung Dynamik sollte kein Stadt- oder Kolonnenverkehr gefahren werden. Hier sind das bissige Ansprechverhalten störend. Hier ist der Normalmodus deutlich die bessere Wahl. Dynamik macht nur auf Landstraßen Spaß. Auf der Autobahn bei hohem Tempo merkt man den Vorteil auf nicht mehr so richtig. Hier ist die Lenkung per se schon steif und das Spurtverhalten bringt bei 120 PS und einer schon hohen Grundgeschwindigkeit außer einem höhren Verbrauch auch nicht mehr viel.
Also immer noch hoch begeistert von Qualität, Aussehen und Funktionalität. Offensichtlich hat Alfa hier massiv zugelegt.
Top III:
Im Mai 2011 habe ich mir die Giulietta gekauft und nach 6 Wochen den unter Top I geschriebenen Bericht formuliert.
Heute, rund 50.000 km später, darf ich feststellen, dass die Giulietta mich nie enttäuscht hat. Fehler? Fehlanzeige! Sie ist ein sehr zuverlässiges Auto und begeistert mich noch immer jeden Tag. Der Verbrauch hat sich bei 7,8 Liter pro 100 km stabil eingependelt. Ich würde sie sofort wieder kaufen.
Top IV:
Heute, im Januar 2014 möchte ich meine Erfahrungen aktualisieren.
Grundsätzlich ist es sehr einfach. Ausser den Inspektionen ist bisher nichts defekt oder verschlissen. Der Wagen fährt sich wie am ersten Tag.
Klappergeräusche? Fehlanzeige!
Halt! Irgendwann vor 9 Monaten habe ich eine neue Batterie auf Garantie bekommen. Warum? Ja, ich habe meinen Händler gefragt, warum das Start-Stopp-Automatik nur so selten in der Stadt funktioniert. Er hat mir erklärt, dass die Originalbatterie zu klein war, und nur sehr selten die zur Aktivierung des Start-Stoppsystems notwendige Mindestkapazität erreicht. Auf Garantie wurde eine entsprechend dimensionierte Batterie verbaut. Seitdem klappt es auch bei sehr niedrigen Temperaturen mit der Abschaltung. Toll!
Zum Verbrauch:
Ich fahre seit 2 Jahren nicht mehr täglich auf der Autobahn zum Dienst. Vielmehr auf Land- und Bundesstraßen. Das es hier im allgemeinen sehr ruhig zugeht, hat sich mein Langzeitverbrauch auf 7,3 Liter/100 km reduziert. Auf eine Tankfüllung bezogen sind es selten mehr als 7,0 Liter. Nur auf Langstrecken / Urlaubsfahrten übersteigt der Verbrauch noch die 7 Liter und liegt bei rund 8 Litern.
Das ist insgesamt noch immer weit weg von den Werksangaben, stellt mich aber sehr zufrieden.
Wenn ich Empfehlungen für die Optimierung des Komforts an den Hersteller äußern dürfte, dann folgendes:
Die Sitzheizung sollte in ihrer Funktion auf verschiedene Leistungsstufen erweitert werden. Aktuell kann man die Sitzheizung an- oder ausschalten. Wenn sie an ist, wird es auf Dauer für meinen Hintern doch zu warm; meine Frau findet das nicht, hmmm...
Eine weitere Empfehlung wäre die Schaffung von kleinen Ablagefächern. Die sind sehr verhalten vorhanden. So wäre doch auch sicher die für das große Navi vorgesehene Klappe auf dem Armaturenbrett hierfür hervorragend geeignet. Ein Scharnier und eine Schale würden reichen.
Ebenso kann man eine Flasche Wasser nicht in der Türverkleidung unterbringen. Hier wäre eine Ausformung in der Türverkleidung doch kein Kostenproblem.
So, das soll es gewesen sein. Noch immer begeistert wünsche ich mir (und natürlich auch allen anderen Fahrern der Giulietta) noch viele begeisterte Jahre mit ihr!
Nächstes Jahr kommt Top V, versprochen!
Top V:
Es ist wieder soweit. Die 100.000 km-Marke ist geschafft! Das Auto ist noch immer ohne Macken (nein, ich warte nicht darauf, sondern freue mich und auch für die offensichtliche Quailität der Marke).
Seit dem Mai 2014 ziehe ich mit der Giulietta auch einen Wohnwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von rund 1.000 kg. Der Motor macht dieses auch problemlos, seinem dieselähnlichen Drehmomentverlauf sei dank . Selbst in den Bergen bin ich kein Verkehrshindernis. Allerdings steigt der Verbrauch dann deutlich an; auf der Autobahn Richtung Mittelmeer sind 10 ltr/100 km aber okay für einen Benziner.
Zum allgemeinen Zustand der Giulietta: es gibt noch immer keine Klappergeräusche. Auch die TÜV-Prüfung im letzten Jahr blieb ohne Mängel. Die Bremsbeläge sind nach 100.000 km noch immer gut. Allerdings vermute ich hier auch einen erheblichen Anteil bei meinem Fahrstil; dieser ist ausgeglichen und ruhig; selten reize ich das Potential von Maschine und Fahrwerk aus.
Auch heute kann ich nur wiederholen: tolles Auto, dass ich mir wieder kaufen würde. Genauso, keine andere Maschine und keine andere Ausstattung (Turismopaket und Comfortpaket).
Ich werde die Giulietta noch weitere 2 bis 3 Jahre fahren und hoffe, dass Alfa dann endlich Alternativen anbieten kann. Die Giulietta soll ja keinen Nachfolger bekommen, der kleine MiTo ist keine Alternative für einen Wohnwagenbetrieb und weiter Modelle werden bezüglich Platzierung am Markt unverständlicherweise immer weiter in die Zukunft verschoben. Diese Produktpolitik ist stark optimierungsfähig seitens Alfa Romeo.
In 2016 folgt ein Update meiner Erfahrungen mit dem tollen Auto.
Top VI
Es wird kein Update mehr geben. Die Giulietta ist verkauft. Bis dahin habe ich die sorglosesten Autojahre erlebt, viele emotionale Momente und immer wieder den Spaß am Fahren erfahren.
Mit drei Hunden und Wohnwagen sind viele Variablen im Leben geändert für die die Giulietta einfach zu schade ist.
Ciao bella