Ich fahre den Wagen jetzt 10 Monate/ 36000Km. Nach Jahrzehnten in Leihwagen aller Couleur und Klassen (von Smart über VANS wie C-Max oder SUV’s wie Volvo V90, über E-Klassen, 5er BMW und A6 bis zum Porsche) bleibt mir nur mich einem Tester anzuschließen und zu resümieren: mehr Auto braucht eigentlich kein Mensch
–> eine echte eierlegende Wollmilchsau wenn es um Vernunft beim komfortablen, sicheren Transport von A nach B geht.
Was Skoda da auf Basis der Golfplattform preiswert auf die Beine gestellt hat ist nur schwer zu schlagen:
Optimale und dabei sogar für einen Kombi elegante Raumnutzung:
- relativ kurze Karosse (in Verbindung mit <11m Wendekreis in der Innenstadt extrem wendig, rangierfreudig – wer schon mal mit Ford unterwegs war merkt den Unterschied deutlich)
- mit <177cm Breite im Vgl. zum allgemeinen Trend relativ schmale Karosse (auf 2m Spur in Baustellen lässt sich in Verbindung mit der zielgenauen Lenkung und dem guten Geradeauslauf locker ohne Schweissausbrüche überholen)
- für einen Kombi mit unter 150 cm flache Karosse
-> vernünftig wenig Stirnfläche und damit wenig Luftwiderstand (Basis geringer Verbräuche bis an die 3l/ 100km Marke) sowie geringe Seitenwindanfälligkeit
- einen mit bis zu 1630l nicht nur in dieser Klasse großen Kofferaum (ein mit 103cm Länge schon größerer Hartan Topline X Kinderwagen passt normal mit Aufsatz zusammengefaltet sogar noch längs in den Kofferraum, ohne dass die Rücksitze geklappt werden müssten – so dass sogar noch große Trolleys danebenpassen – wirklich toll).
Platz, ausreichend Beinfreiheit und damit verbunden Langstreckenkomfort (Seriensitz sind auf jeden Fall ok, auch wenn man in einer E-Klasse sicher anders reist) ist selbst für größere Zeitgenossen auf allen 4 Plätzen vorhanden.
Das Design ist funktional (nicht ganz so kühl wie im Golf), durchdacht (genügend und gute Ablagen und Staufächer) und die Bedienbarkeit einwandfrei – es gibt keine Rätsel oder funktionale Fauxpas.
Bis auf etwas erhöhte Pedalkräfte (insbesondere Kupplung, stundenlanges Stop und Go im Stau kann schon mal in leichtes Training ausarten) ist alles logisch, leicht und effizient bedien- und ablesbar.
Das Leergewicht hat leider wie bei allen im Vgl. zu Vorgängergenerationen gut zugelegt. Noch vorbei die Zeiten der 1t Autos ala Golf 2 oder A-Klasse –> ein brachialer Sprinter ist der Wagen gerade in Verbindung mit dem gut und vernünftig lang abgestimmten 5-Gang Getriebe (3000 U/min bei 160km/h) mit seinen knapp 1300Kg und den 1,6l 105 Diesel PS nicht gerade – normale Kleinwagen beschleunigen spürbar leichter auf die 50 Km/h, sind handlicher, es sei denn man tritt hier übermaßen zu und dreht die Gänge aus (passt nicht zum Charakter) - will er aber auch nicht sein.
Harmonischer nachdrücklicher Durchzug ist jederzeit zwischen 1400 bis 4000 U/min gegeben (ein wirklich toll abgestimmter kleiner Turbodieselmotor) – zwischen 1700-3000 U/min sogar sehr elastisch, mal von der kurzen Resonanzeinschnürung bei ca. 1900 U/ min abgesehen -> vermeide ich gerne -> darunter lässt sich ruhig und sauber beschleunigen ab 2000 U/min drehe ich wenn es wirklich mal flotter gehen soll (merkt man aber kaum beim schnellen hochdrehen in den unteren Gängen, nur beim gemächlichen hochdrehen wenn der Motor noch kalt ist).
Damit verbunden lässt sich auch souverän normal in einem Gang überholen.
Verbräuche (mit Klimaautomatik 23°C) reichen von 3-4 Liter bei vorausschauender Schleichfahrt und wenig Verkehr über die Dörfer (max. 90 km/h), über 4 Liter vorausschauend Überland (max. 110 km/h), gute < 6l Autobahn < 140 km/h, bis zu 7-8l /100km wenn man es mal wirklich eilig hat und an die noch flüssig zu erreichende 180km/h Marke heranfährt – darüber macht wenig Sinn, da bei 190 km/h sanft abgeregelt wird -> die letzten 10 km/h im oberen Grenzbereich ergeben einfach nur extremen Mehrverbrauch -> mehr als 8,2l im Schnitt konnte ich auch nahe Vollgas bei 133km/h Durchschnitt auf 150km (135km Autobahn) nicht erzwingen.
-> bei hohem Tempo schmilzt der Verbrauchsvorteil im Vergleich zu größeren, stärkeren Motoren erwartungsgemäß dahin, bei Richtgeschwindigkeit und gerade in der Innenstadt (man kann mit 5l/ 100km bei warmem Motor auskommen), also bei den statistisch am häufigsten auftretenden Geschwindigkeitsbereichen ist der Wagen derzeit noch kaum zu schlagen.
Mehrverbrauch bei Zuladung hält sich extrem in Grenzen, max. 0,5 bis 1 l, was mir jedoch auffiel: bei kühler stark feuchter Luft (starker Regen) verbraucht der Wagen ebenso mehr, zieht schlechter im Vergleich zu warmem trockenen Wetter – vermutlich geringerem Sauerstoffvolumen im Brennraum geschuldet.
Die Klimaanlage kostet bis ca. +0,5l (je nach Aussentemperatur) sowie fühlbar schon etwas Durchzug (immernoch genug -> besser als bei typischen 90PS Wagen).
Wenn man normal fährt ein in Anbetracht der gebotenen mehr als anständigen Fahrleistungen verbunden mit der Fahrzeuggröße und dem Nutzvolumen äußerst sparsamer Wagen.
Wo viel Licht ist gibt es auch Schatten: die Materialanmutung und Verarbeitungsqualität im Innenraum (Family-/ Ambition-Ausstattung) ist auf jeden Fall in Ordnung, aber an die Materialanmutung der Konzernschwester Audi und damit verbunden auch bei Neuwagen kaum bemerkbare Plastik-Ausdünstungen kommt man zu diesem Preis leider noch nicht.
Was ich auch nicht nachvollziehen kann, ist die Speichenbreite des 4 Speichen Multifunktionslenkrades, speziell die unteren beiden nehme ich bei entspannter Langstreckenfahrt gerne locker zwischen die Finger.
Sie sind so breit geraten, dass ein längeres entspanntes Greifen nicht möglich ist (und ich habe nicht die zierlichsten Hände).
Hier wäre normale Lenkradstärke mehr gewesen, zumal man auch bei dynamischen Lenkbewegungen schlechter dazwischengreifen kann (falls da Teile des Airbags untergebracht sein sollten - es hätte ja gereicht den Teil nahe des Ringes zu verjüngen - vermutlich eine rein optische Entscheidung statt eines Langstreckenpraxistests).
Zudem fällt auf, dass der Wagen im stark beladenen Zustand (>400Kg, bis knapp 600Kg zugelassen) doch schon arg in die Knie (speziell die Hinterachse) geht und die Unterbodenkunststoffverkleidung somit schon mal unerwartet zeitig bei unebenen Wegen/ hohen Bordsteinen aufsetzt.
Das ist sicher dem für einen Kombi extrem angenehmen Fahrkomfort (relativ weiches Fahrwerk) geschuldet – wenn man alleine unterwegs ist fühlt man sich nicht im Kombi.
Das heisst nicht, dass der Wagen vollbeladen unkomfortabel oder gar schwer kontrollierbar wäre – er liegt jederzeit satt auf der Strasse und ist gut beherrschbar und reagiert weitgehend neutral bis leicht untersteuernd.
Ein Octavia von Audi (höherwertige, gerucharme Kunststoffe + Leichtbau) wäre ein absolut perfekter langlebiger Allrounder (ich hoffe meiner schafft zumindest die Langlebigkeit auch schon als Skoda – bisher jedenfalls völlig zufrieden und keinerlei Probleme).
Vielleicht schafft es Audi ja auch wieder vom „agressiveren Image“ und dem aus meiner Sicht zweifelhaften Versuch zwanghaft BMWs Verständnis von Freude am Fahren zu kopieren (dito auch missglückt der Versuch von Mercedes aus unschlagbar komfortablen Reiselimousinen Sportwagen züchten zu müssen…) zurückzufinden zu schönen, langlebigen Vernunftsautomobilen, die die Marke so stark und in jedem Autoalter beliebt gemacht haben – bevor Skoda die Lücke schließt - gönnen würd ichs beiden .
PS: Bachblüten, neue Getriebe und mangels Haftung durchdrehende Räder sind mir bisher auch bei Nässe erspart geblieben. Anfahren geht locker bei 1500 U/ min (-> schon rein logisch, da ab da der Turbo das volle Drehmoment liefert), wenn man nicht gerade grobmotorisch veranlagt ist bei leerem Wagen auch problemlos bei 1000 U/min.
Selbst beim zügigen Anfahren sind durchdrehende Reifen nicht leicht zu provozieren, da muss man die 2000 U/min schon deutlich knacken – aber welcher normale Fahrer macht das schon… zugegeben fahre (205er) Conti’s, meiner Erfahrung nach bei Nässe einer der besten bzgl. Haftwerten, kann bei billigstem „Hartgummi“ aus Fernost bei Nässe durchaus anders sein.