Ich besitze meinen Alfa Romeo Mito mit dem Tourismo Paket und 95ps nun seit gut 8 Monaten und habe rund 15.000km zurückgelegt.
Ich denke, dass es, besonders bei diesem Fahrzeug, sehr auf das Profil des Eigentümers ankommt. Daher ein paar Worte zu mir. Ich bin 19 Jahre alt und studiere. Ich bin meistens alleine unterwegs. Meistens Landstraße und Stadt, aber auch 500 – 1000 km Touren auf der Autobahn.
Ich bin von meinem MiTo total begeistert. Natürlich muss man den Zauber des ersten, eigenen Autos abziehen, aber auch dann bleibt noch die pure Freude und Begeisterung für dieses Automobil.
Äußerlich ist es natürlich eine Geschmacksfrage, über was möchte man sich da streiten? Das was der Eine gelungen, mutig und frech findet, macht es für den Anderen zum Frauenauto oder Designfehler. Ich kann nur sagen, dass das Design mir jeden Tag wieder Freude bereitet, von hinten wirkt er sehr breit, muskulös, in (meinem) etna nero liegt das Wort männlich irgendwie in der Luft, die Front ist nun wirklich Ansichtssache, ich mag sie. Wenn man schon beim Heck ist, muss man anmerkten, dass die Rückfahrhilfe wirklich Pflicht ist. Man sieht hinten aus der „Schießscharte“ fast gar nichts. Auf der Autobahn reicht es, beim Einparken ist es einfach zu wenig.
Der Innenraum ist, bis auf einige kleine Schwächen, geschickt und durchdacht gestaltet. Das Handschuhfach klappert leider etwas und auch kleine Dinge, die in den Seitenfächern der Tür lagern, sorgen für leichte Geräuschkulisse, insgesamt hätte etwas mehr Stauraum schon sein dürfen. Sonst wirken die Knöpfe der Klimaanlage, alle Schalter, Hebel und Drehregler sehr robust und zweckmäßig. Vorne sitzt man zu zweit sehr geräumig. Die Sitze haben bei mir, nach 1230km am Stück, noch keine Rückprobleme oder Beschwerden aufkommen lassen, sind, rein subjektiv, sehr gemütlich. Hinten, ich besitze die vier-Sitze-Variante, ist es (natürlich) etwas beengt, lange Reisen zu viert dürften eng werden, für kleine Trips und den täglichen Gebrauch reicht es ohne Frage. Der Kofferraum schluckt, trotz enorm hoher Ladekante, einiges weg. Kleinere Ikea-Einkäufe und Alltägliches stellen den MiTo vor keine Probleme, aber auch das ist sehr nutzerabhängig. Abschließend zum Innenraum und Platzangebot: Während großer Volksfeste im Süden Deutschland kann man getrost, zu zweit, 3 bis 4 Tage im MiTo wohnen, die Sitze eigenen sich hervorragend zum Schlafen.
Das DNA-System habe ich anfangs nicht so ganz ernst genommen, kannte den Sport-Knopf aus dem Mini Cooper, der rein gar nichts bewirkt hat. Ich wurde aber eines besseren belehrt. In D und A sind deutlich die Eingriffe der Technik, bzw. gerade nicht, zu spüren. Sehr nette Idee und gute Umsetzung.
Zum Motor. Anfangs muss ich gestehen, dass ich familiärbedingt schon einiges an Autos gefahren bin, fast alle über 300ps. Ich weiß demnach wie starke Motoren antreten, sich anfühlen und fahren lassen.
Wodurch wird viel Leistung attraktiv? Für mich nicht dadurch, dass man seinen 1,6 Liter Motor auf 6.000 bis 7.000 Touren jubelt. Dieser kompromisslose Druck, der, auch bei Benziner, im unteren Drehzahlbereich anliegt, macht für mich einfach den Unterschied. Dafür braucht man aber Hubraum; 3,5 Liter aufwärts. 155 oder gar 170 ps in MiTo sind für einfach herzlich unökonomisch und schlicht fehl am Platz.
Mir reichen die 95 ps voll und ganz. Der MiTo ist kein Rennwagen, auch wenn Er, Alfa Romeo und der „D-Modus“ das gerne hätten. Wer einen kleinen 8C erwartet wird enttäuscht sein. Es wird zwar versucht an allen Ecken und Enden SPORT zu suggerieren, beim Schalten hängt man aber trotzdem jedes Mal auf der Rückbank, weil die Wege so lang sein. Der Motorsound ist von innen auch beeindruckender als von außen, wichtig zu wissen (!), kann sonst sehr peinlich werden.
Er ist ein smarter Cruiser. Überholen auf der Landstraße, zügige Beschleunigung auf 130 km/h / 140 km/h sind mit dem 95psler kein Problem. Die 180 km/h Spitze erreiche ich ohne großes Zittern. Aber wer möchte schon über lange Strecken in einem „Kleinwagen“ 180 km/h fahren? Bei 130 km/h ist der Wagen nicht zu laut, verbraucht moderate 7 Liter und ist gut zufahren, was will man mehr? Die Debatte über die Impotenz des 95psler ist auf einschlägigen Internetseiten ein echter Dauerrenner. Es muss sich jeder sein eigenes Bild machen, aber Leistung macht für mich erst Spaß, wenn sie aus Hubraum kommt, nicht aus Downsizing-Motoren. Ich kann mit einem reinen Gewissen zu dem 95ps Motor raten, ist vielleicht ein Motor für Menschen, die sich auf anderen Ebenen etablieren wollen also im Bereich von 6.500 u/min gegen einen 3er BMW auf der Autobahn.
Und wenn man ehrlich ist, gibt es immer einen der den größeren Motor hat, muss man dieses Spiel mitspielen? Man sammelt sich halt mit einem Alfa auch die Alfisti ein, die bisweilen befremdliche Kommunikationsmodelle haben und sich unbedingt von den „normalen“ Alfa – Fahrer absetzen müssen, wenn auch nur mit 60 ps Unterschied.
Insgesamt ist der Durchschnittsverbauch, für mich, das größte Manko an diesem Auto. Der Bordcomputer gibt mir konstant Werte um die 8 Liter, in Spitzen sogar 9 Liter. Das finde ich zu viel. Ich rase weder, noch drehe ich jeden Gang aus, das müsste also eigentlich deutlich drunter gehen. Kleiner Wermutstropfen, was solls.
Was gibt es noch zu sagen. Der Service meiner Alfa-Werkstatt ist der Wahnsinn. Super freundlich, schnell, preiswert. Da habe ich bei BMW, Mercedes und Porsche schon ganz andere Sachen erlebt. Für die erste Inspektion habe ich so um die 300 Euro gezahlt, finde ich okay. Das original Radio habe ich rausgenommen und gegen ein Sony getauscht, zwecks iPod Kompatibilität, kann ich nur empfehlen.
Ich kann den Alfa Romeo MiTo mit der 95ps Benziner Motorisierung nur empfehlen. Das Auto, ohne Motor, ist einfach gut. Jung, durchdacht, dynamisch und praktisch. Die Maschine reicht für alle Aufgaben, die man an dieses Auto stellen darf voll und ganz und macht dabei noch eine gute Figur. Zum Rennwagen wird der MiTo, egal welchen Motor man unter die Haube steckt, nicht, dass muss dem Käufer bewusst sein.