Seit 10 Jahren war ich Fahrer einer BMW 3er Limousine....zuerst E46 (320d) und anschliessend E90 (318d), mit denen ich - insbesondere mit dem letzten der beiden - höchstzufrieden war. Allerdings handelte es sich um einen Firmenwagen, bei dem der Leasingvertrag ausgelaufen ist. Somit musste ein neues Auto her. Problem dabei war: der neue 3er BMW ist nagelneu auf den Markt gekommen und die Leasingraten waren schlicht und einfach zu hoch. Da empfahl man mir den Ford Kuga, da dieser zum einen vom Design her sehr gefällig, schick und modern wirkt, und zum anderen weil Ford hohe Nachlässe gewährt. Der Kuga hat jetzt denselben Listenpreis wie mein vorheriger BMW, nämlich 37.000 Euro. Da wir auf dem Land wohnen und dort im Winter nicht immer gleich morgens die Straßen vom Schnee geräumt werden bzw. auf den Landstraßen auch immer wieder Schneeverwehungen sind, hat mir der Gedanke, ein allradbetriebenes Fahrzeug zu fahren gut gefallen.
Jetzt zu meinen ersten Eindrücken. Ich habe den Kuga nun seit knapp 4 Monaten in der Titanium-Version mit serienmäßiger Bereifung in der Dimension 235/55 R17. Die passen natürlich rein optisch sehr gut zum Auto, tragen aber natürlich nicht gerade zum Spritsparen bei. Die werkseitige Verbrauchsangabe von durchschnittlich 6 Liter Diesel ist absolut utopisch. Ich fahre täglich zwischen 80 und 100 Km mit dem Auto, davon ca. 50% Landstraßen, 40% Autobahn und 10% innerstädtisch. Und mein aktueller Durchschnittsverbrauch liegt bei 7,6 - 7,8 Liter, obschon ich mich weitestgehend an die Schaltempfehlung des Bordcomputers halte....und den Reifendruck höher als empfohlen eingestellt habe.
Natürlich darf ich von solch einem Kompakt-SUV keine Wunder erwarten - schliesslich ist das Auto höher als eine Limousine und der Allradantrieb gönnt sich ebenfalls etwas Sprit. Dennoch bin ich der Meinung, dass es noch sparsamer gehen könnte, zumal die Konkurrenten zum Kuga nahezu alle etwas weniger Sprit verbrauchen.
Das Design des Kuga ist den Ford-Entwicklern wirklich gut gelungen. Obwohl der Kuga schon einige Zeit auf dem Markt ist und nur minimal überarbeitet wurde im Laufe der Jahre, wirkt er immer noch frisch, stylisch und dynamisch. Wenn man mit dem Kuga durch die Stadt fährt, schauen die Leute immer noch nach dem Auto.
Was die Sitzposition betrifft, bin ich etwas zweigeteilter Meinung. Zum einen ist das höhere Sitzen und der damit einhergehende leichtere Ein- und Ausstieg sehr angenehm, zum anderen sind die Verstellmöglichkeiten des Sitzes nur sehr limitiert. Die Sitzauflage ist relativ kurz geraten und leider auch nicht in der Neigung verstellbar. Ich bin 1,90m groß und muss den Sitz ganz nach hinten stellen, was für meinen Geschmack gerade noch so ausreichend ist. Im Vergleich zu einer Limousine fährt es sich dadurch auf Langstrecken aber etwas ungemütlicher und ermüdender. Der Seitenhalt der Sitze ist jedoch ausgesprochen gut und auch das Design der Bestuhlung ist meiner Meinung nach gelungen.
Zum Antrieb selbst kann ich sagen, dass der Durchzug angenehm und flott funktioniert - hier kommt auch das hohe Drehmoment zum Tragen. Die Gänge lassen sich weich und direkt schalten. Die Lenkung ist über den Bordcomputer einstellbar, was die Intensität der Servounterstützung betrifft, ausserdem ist sie präzise und gibt ausreichend Rückmeldung zum jeweiligen Fahrbahnbelag.
Was mich allerdings stört ist die Getriebeübersetzung - sie ist für meinen Geschmack unharmonisch. Insbesondere in den unteren Gängen ist es nur schwer möglich, einen Gangwechsel ohne Ruckeln hinzubekommen. Ausserdem kommt es immer wieder vor, dass im ersten Gang beim Anfahren - insbesondere beim Abbiegen - kurze Miniaussetzer vorkommen, die ebenfalls ein Ruckeln hervorrufen. Das kenne ich bislang von keinem anderen Auto...und ich bin in den letzten 16 Jahren insgesamt mindestens 50 verschiedene Autos gefahren (BMW, Mercedes, Volvo, Audi, VW, Hyundai, Alfa, Mazda, Peugeot, Skoda)...meistens Fahrzeuge von Autovermietungen.
Die Verarbeitungsqualität sowie die Materialien lassen Luft nach oben. Die Spaltmaße beispielsweise sind - übertrieben ausgedrückt - im Zentimeterbereich....kein Vergleich z.B. mit einem VW und dessen hohen Qualitätsansprüche. Und die verarbeiteten Materialien bestehen zuhauf aus Hartplastik, was recht billig wirkt und einem 37.000 Euro-Auto nicht oder nur zum Teil gerecht wird.
Kleine Details sind nicht gut durchdacht. Ein Beispiel: Die Radioantenne ist hinten auf dem Dach angebracht und muss beim Waschen in der Waschstraße vorab abgeschraubt werden. Da der Kuga aber etwas höher als eine Limousine ist, muss man sich ganz schön strecken, um mit der Hand hinzukommen. Und wenn der Wagen dann recht schmutzig ist, was durchaus vorkommen soll vorm Waschen, muss man noch aufpassen, dass man seine Kleidung nicht versaut. Ich komme gerade noch so an die Antenne ran, aber meine Frau beispielsweise hätte keine Chance. Andere Hersteller haben gezeigt, dass es bessere Lösungen gibt...z.B. in der Heckscheibe integriert.
Die Bedienung der Freisprecheinrichtung in Kombination mit dem Sony-Radio ist auch nicht glücklich gelöst. Man findet sich nur schwer zurecht....nichts ist intuitiv, sondern man muss alles nachlesen. Wenn ich jemanden aus meinem Telefonbuch anwählen möchte, muss ich durchs ganze Telefonbuch klicken...beginnend beim Buchstaben A. Die Sprachqualität hingehen ist hervorragend. Auch der Klang der Lautsprecher und die Möglichkeit, einen iPod übers Radio zu bedienen, gefällt.
Für den ersten Winter haben wir jetzt schon separate Winterreifen besorgt, und zwar eine kleinere Dimension: 215/65 R16. Ich verspreche mir davon einen niedrigeren Verbrauch sowie ein besseres Fahrverhalten bei geschlossener Schneedecke. Ich bin schon jetzt gespannt, wie sich der Allradantrieb im Winter schlagen wird. Die Optik leidet natürlich etwas darunter....die Räder sehen schon etwas unterdimensioniert aus....aber im Winter ist mir das egal.
Grundsätzlich halte ich den Kuga für ein schönes Auto, bei dem der Teufel allerdings im Detail steckt. Es sind einfach viele Kleinigkeiten, die man noch verbessern könnte. Das Design ist hübsch, und unter Umständen ändert sich meine Meinung in den kommenden Monaten und Jahren auch noch, aber zum momentanen Zeitpunkt würde ich mich nicht mehr für dieses Auto entscheiden. Meine Wahl würde vermutlich auf einen VW Passat Kombi oder einen Skoda Superb Combi fallen. Aber das ist natürlich alles Geschmacksache und eine Frage des Budgets.
Ergänzung:
Das Fahrwerk ist eher von der straffen und sportlichen Sorte, aber keineswegs unkomfortabel. Kurvenfahren macht Spaß, man spürt den höheren Schwerpunkt des Fahrzeugs kaum. Tribut des Fahrwerks ist auf unebener Strecke, dass Querrillen und Schlaglöcher innen bei den Insassen ankommen und eher dürftig abgefedert werden. Der Kuga ist also nichts für Fahrer, die ihr Augenmerk auf Komfort legen. Hier trägt auch der relativ kurze Radstand seinen Teil dazu bei.
Wirklich unpraktisch gelöst finde ich persönlich die Lüftungsdüsen. Diese lassen sich nicht wie bei allen anderen Herstellern, die ich kenne, in der Intensität des Luftstromes einstellen....das Rädchen dient lediglich der Höheneinstellung oder des gänzlichen Schliessens der Belüftungsdüsen. Das ist völlig am Bedürfnis des Kunden vorbei.
Ich möchte doch nicht alle Düsen permanent auf gleicher Stärke belüften lassen...unter Umständen möchte der Beifahrer es beispielsweise kühler oder er möchte nicht im Zug sitzen. Dann jedoch muss die Gebläseintensität zentral an der Klimaautomatik eingestellt werden. Wie man auf so eine Idee kommen kann, ist mir wahrlich ein Rätsel.