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Testbericht

Sebastian Viehmann, 15. Januar 2011
AMG hat den CLS in die Mangel genommen. Herausgekommen ist trotz geballter V8-Power ein eher ruhiges Auto. Vom eleganten Gleiter zum gedopten Renner ist es aber nur ein kleiner Schritt.

Ein Land Rover-Fahrer weiß: Wenn er wollte, könnte er jederzeit die Sahara durchqueren. Dass er die Offroad-Fähigkeiten seines Autos im Alltag nicht annähernd ausnutzt, stört ihn herzlich wenig. Bei hochgezüchteten Sportlimousinen wie dem CLS 63 AMG ist es ähnlich. Dessen 525 Pferde stehen die meiste Zeit nur gelangweilt im Stall. „Aber wenn Sie eine fantastische Rundenzeit auf dem Hockenheim-Ring hinlegen wollen, dann ginge das jederzeit“, sagt AMG-Chef Ola Källenius.

Deshalb kommt es den Ingenieuren aus Affalterbach bei ihrem neuesten Modell auch nicht nur auf ausgeprägten Leistungshunger an, sondern auf die Details. Mit einem AMG-Mann kann man sich stundenlang über jede Schraube des 5,5 Liter großen V8-Motors mit mikroprozessorgesteuerter Benzindirekteinspritzung und doppelter Turboaufladung unterhalten, er kennt wahrscheinlich jedes Ritzel des automatischen Siebengang-Sportgetriebes. Das hat zum Beispiel keinen Drehmomentwandler, sondern eine nasse Anfahrkupplung, die in einem Ölbad läuft. Der Vorteil: Dank der geringen Massenträgheit reagiert das Getriebe spontaner und ohne die typischen Wandlerverluste.

Bringt man den Drehschalter auf der Mittelkonsole in Sport Plus-Stellung, wechselt das Getriebe die Gänge nochmal um 25 Prozent schneller. Das ist gut zu wissen, denn wenn man gerade keine Rennstrecke zur Hand hat, wird man den Unterschied kaum merken. Auf einer handelsüblichen Straße befindet sich der CLS 63 AMG in einem Zustand permanenter Unterforderung.

Und weil das so ist, hat man der Coupé-Limousine auch jegliche Nervosität ausgetrieben. Die Gänge wechseln butterweich, die Kraft wird bei trockener Straße selbst mit Vollgas geordnet an den Asphalt übergeben. Nur ein leichtes Durchdrehen der Räder und dezentes Wackeln mit dem Hinterteil erinnern daran, dass sich 525 Pferde und 700 Newtonmeter – mit dem optionalen Performance-Paket sogar 557 PS und 800 Newtonmeter – mit aller Gewalt über die Hinterachse hermachen. Bei Bedarf schießt der CLS in 4,3 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Er kann aber auch bei Tempo 120 dahingleiten, der Motor dreht dabei nicht mal mit 2000 Touren.

Auch das Fahrwerk ist mit Luftfedersystem und elektronischer Dämpferkontrolle abgesehen vom eingeschränkten Langsamfahrkomfort bei Bodenwellen extrem ruhig und kontrolliert. Schnelle Kurven und Lastwechsel bringen den 1,8 Tonnen schweren CLS nicht aus der Fassung, eine spürbare Wankneigung legt der dicht am Asphalt kauernde Wagen nicht an den Tag. Die elektromechanische Zahnstangenlenkung hält den Wagen auf klarem Kurs, wenn man dem CLS doch einmal ordentlich Zunder gibt. Der V8-Motor grollt dann unternehmungslustig und lässt die Nackenhärchen zittern. Auf Soundverstärker wie pneumatisch verstellbare Klappen verzichten die Schwaben.

Zum Charakter des CLS AMG passt die Start-Stopp-Automatik, die im „Controlled Efficiency“-Modus immer aktiv ist. An der Ampel herrscht Ruhe. Geht man von der Bremse, wird der V8 mit einem kurzen Rütteln wachgeküsst, und der Wagen fährt im zweiten Gang wieder an. Start-Stopp in einem 557 PS-Auto ist zwar so, als würde Obelix zuerst einen Haufen Römer verprügeln und ihnen dann ein Pflaster reichen. Aber immerhin: „Das System spart ungefähr fünf Prozent Verbrauch ein“, sagt AMG-Entwickler Marco Witzel. Den Durchschnittsdurst des Wagens beziffern die Schwaben mit 9,9 Litern pro 100 Kilometer. Bei der Testfahrt zeigte der Bordcomputer etwas mehr als 11 Liter an. Selbst das aber ist in dieser Leistungsklasse ungewöhnlich wenig.

Mit dem CLS ist AMGs Limousinen-Palette komplett. „Der CLS ist in Richtung Lifestyle positioniert, ein E 63 dagegen einen Tick rationaler“, erläutert AMG-Chef Källenius die Zielgruppen-Einteilung. Da ist es konsequent, dass der CLS ein Viersitzer ist. Man entdeckt aber schnell die Nachteile der eleganten Karosserieform. Im Fond finden Erwachsene zwar genügend Platz, doch ein großzügiges Raumgefühl sieht anders aus. Die hohe Fensterkante und das weit nach unten gezogene Dach lassen den Sitzkomfort einer S- oder E-Klasse vermissen.

Pilot und Beifahrer freuen sich indes über straff gepolsterte Sportsitze mit reichlich Seitenhalt und vielen Verstellmöglichkeiten. Für den CLS hat AMG ein neues Lenkrad entworfen, das ausgezeichnet in der Hand liegt. Zur Serienausstattung zählen unter anderem Sitze in Nappa-Leder, Klimaautomatik und LED-Scheinwerfer. Luft nach oben gibt es immer, die Aufpreisliste ist lang. Wenigstens Navigationssystem, Distronic Plus und Rückfahrkamera sollten eigentlich zum Serienumfang gehören, schließlich kostet der Wagen satte 115.846 Euro (plus 7735 Euro für das Performance Package). Ein Jaguar XFR (510 PS) ist schon ab 91.700 Euro zu haben. Der Porsche Panamera Turbo (500 PS), den man bei AMG als wichtigsten Gegner sieht, haut mit 137.898 Euro ins Kontor.

Quelle: Autoplenum, 2011-01-15

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