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Testbericht

6. Mai 2015

Der Golf GTE ist alles andere als ein gewöhnlicher Golf – sieht aber auf den ersten Blick wie einer aus. Beim näheren Hinsehen ähnelt er den bereits bekannten Modellen GTI und GTD. Die besonderen Erkennungsmerkmale – die blauen GTE-Buchstaben, die man am Kühlergrill, am Heck oder als Leuchtband in der Tür und an vielen anderen Stellen findet – offenbaren sich erst auf den zweiten Blick. Unter der Karosserie warten wesentlich mehr Unterschiede: Ein 150 PS TSI-Triebwerk und ein 102 PS starker Elektromotor stehen zur Verfügung. Das ergibt eine Gesamtleistung von 204 PS. Bei diesen Daten kann man sicher sein, dass der Golf GTE alles andere als langweilig ist.

Der 1,4 Liter Golf GTE TSI Plug-In-Hybrid mit 150 PS und einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe startet bei 36.900 Euro. LED-Scheinwerfer und das Radiosystem Composition Media mit 6,5-Zoll-Display sind Serie. In Limestone Grey Metallic (535 Euro) und mit Extras wie DCC (865 Euro), 18 Zöllern (1.050 Euro), Fahrerassistenz-Paket mit Blind Spot-Sensor und Ausparkassistent (1.915 Euro) kommt unser Testwagen am Ende auf 44.614 Euro.

Richtig cool ist der VW Golf GTE in der Option GTE – dann werden 204 PS mobilisiert.

Long-Run
Auf die Langstrecke starten wir mit der vollen elektrischen Aufladung. Der Weg verläuft fast nur auf der Autobahn und ist mehr als 350 Kilometer lang. Hier kann der Golf GTE kaum einen Verbrauchsvorteil herausfahren, da der elektrische Anteil einfach zu gering ist.

Der 150 PS TSI-Benziner schaltet sich unmerklich und vollautomatisch zu und ist flüsterleise. Der Golf GTE ist nicht schwieriger zu fahren als ein Autoskooter. Zudem ist der Benziner kein Schluckspecht und man kommt auch ohne elektrische Hilfe sparsam ans Ziel.

Ist genug elektrische Energie vorhanden, kann bis 130 km/h auch elektrisch gefahren werden. Wie lange? Hier konnten wir leider keine verlässlichen Daten sammeln. Schätzungsweise zehn Kilometer sind vielleicht drin. Die Kapazität der Elektrobatterie ist eher für urbane Zwecke ausgelegt.

Richtig flink ist der Golf im GTE-Modus, denn dann werden insgesamt 204 PS aus beiden Aggregaten mobilisiert. So zaubert der Golf gemäß Tacho 231 km/l auf die Straße. Genug Strom für den Elektromotor ist bei solchen Aktionen allerdings eine wichtige Voraussetzung.

Gerade bei flotter Fahrweise ist es sinnvoll, den GTE mit der adaptiven Fahrwerksregelung DCC straffer abzustimmen. Leider kann DCC nicht separat aktiviert werden, sondern ist an die GTE-Taste gekoppelt.

Daten laut Hersteller
Der Golf GTE fährt bis zu 50 Kilometer rein elektrisch. Die Gesamtreichweite beträgt rechnerisch 939 Kilometer. Das ergibt im NEFZ theoretisch einen Durchschnittsverbrauch von lediglich 1,5 l auf 100 Kilometern und entspricht einer CO2-Emission von 35g/km. Der 1.4 TSI entwickelt 150 PS, der Elektromotor maximal 102 PS. Die Gesamtleistung des Systems erreicht 204 PS. Das höchste Drehmoment beträgt 350 Nm. Die Beschleunigung von Null auf 100 km/h erfolgt in nur 7,6 Sekunden. 

Batterie
Die Batterie für den Elektromotor kann an jeder üblichen Haushaltssteckdose vollständig aufgeladen werden. Laut Hersteller dauert der Vorgang rund dreieinhalb Stunden. Im Testbetrieb wurden vier Stunden benötigt. Wird die Batterie über eine Wallbox in der heimischen Garage oder eine öffentliche Ladestation via "HighSpeed" betankt, dauerte es im Test gerade mal zwei Stunden und fünf Minuten bis sie wieder komplett geladen war.

Der Testverbrauch nach 2.295 km mit 6,7 Litern nicht sensationell, aber OK.

Radio-Navigationssystem
Der Reichweitenmonitor illustriert die aktuelle elektrische Reichweite des GTE. Zudem wird das zusätzliche Reichweitenpotential durch das Abschalten etwaiger Nebenverbraucher angezeigt.

Die Energieflussanzeige stellt mittels einer animierten Grafik den Leistungsfluss beim Beschleunigen (blaue Pfeile) sowie Bremsen respektive Rekuperieren (grüne Pfeile) dar. Im e-Manager können bis zu drei Abfahrts- und Ladezeiten programmiert werden. Zur definierten Zeit stellt der Golf GTE die eingestellte Klimatisierung und den Ladestand der Batterie sicher. Parallel kann das Heizen oder Kühlen des Innenraumes durch die serienmäßige Standklimatisierung während des Ladens aktiviert werden. Die Klimatisierung erfolgt damit nicht zu Lasten der Batterieladung und verlängert somit die elektrische Reichweite.

Car-Net e-Remote
Über die App „Volkswagen Car-Net e-Remote" können viele Einstellungen und Abfragen auch via Smartphone oder das Car-Net-Portal im Internet vorgenommen werden. Im Detail beinhaltet die App Zugriffe auf die Programmierung der Abfahrtszeit, die Klimatisierung, das Laden der Batterie sowie das Abfragen von Fahrzeugdaten und Fahrzeugstatus. Das Car-Net konnte im Test leider nicht zum Laufen gebracht werden. Natürlich haben wir uns angemeldet und die App geladen. Es gibt aber wohl noch Bedarf, Händler und Hotline auf dieses Feature vorzubereiten. Über die 0800-Nummer kam keine echte Hilfe. Das Car-Net hat die VIN (Fahrzeugidentifikationsnummer) des GTE leider nicht erkannt. Übrigens wurde bei der Fehlermeldung anstatt der VIN von FIN gesprochen.

Das Powermeter ist ein weiteres zentrales Instrument im GTE. Auf der linken Seite der Instrumente ergänzt das Powermeter den Drehzahlmesser. Es zeigt unter anderem an, ob die Hochvoltbatterie via Rekuperation – Wiedererlangung der Energie – geladen oder Energie abgerufen wird. Sprich: Der Fahrer sieht über diese Leistungsanzeige, wie viel Systemleistung er abruft respektive wie stark die Rekuperationsintensität ist.

Natürlich haben wir während des Tests versucht, so oft wie möglich elektrisch zu fahren. Leider war dies nicht immer möglich. Einige Vorteile traten dennoch zum Vorschein.

Strom und parken frei
Man kann Elektroautos an den dafür vorgesehenen Stellen kostenlos aufladen und gleichzeitig kostenlos parken. An vielen Orten werden sogenannte Highspeed-Tankstellen zur Verfügung gestellt. Auch über RWE kann man Strom kostenlos beziehen. Fest steht aber: Einen realen Schnitt von 1,5 l/100 km Durchschnittsverbrauch wird man in der Praxis nie erreichen. Als Pendler, mit der Option maximal 15 Kilometer pro Strecke zu fahren, wird man komplett elektrisch unterwegs sein können. Voraussetzung dafür ist eine sparsame Fahrweise.

Das Aufladen ist kinderleicht. Schwieriger ist es, überall eine Steckdose zu finden an der man auch Strom bekommt.

Verbrauch
Das 150 PS TSI-Triebwerk hat einen guten Job abgeliefert. Bei dem dritten Tankstopp haben wir einen durchschnittlichen Verbrauch von nur 4,8 l/100 km (+ 4,8 kWh/100 km) realisiert. Dies war aber nur möglich, weil wir gut und oft elektrisch hinzugefüttert haben. Die Autoplenum-Vergleichsrunde (nur 55 Kilometer lang) wurde mit sensationellen 3,0 l/100 km zurückgelegt. Aber auch hier gilt: Wäre die Runde 100 Kilometer oder weiter, wäre der Schnitt sofort eingebrochen.

Modus Strecke [km] Geschw. [km/h] Verbrauch [l/100km / kWh/100km]
Autoplenum-Vergleichsrunde 55 62 3,0
Super-Spar 14 55 0,0
Landstraße normal 106 54 4,3
BAB sparsam 120 101 6,8
BAB normal 110 118 7,0
BAB schnell 37 184 14,9 / 7,2
3. Tankstopp 441 59 4,7 / 4,8

Testverbrauch nach 2.295 km und 76 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit: 6,7 l/100 km + 2,2 kWh/100km

Fazit
Der VW Golf GTE ist insgesamt ein gelungener Kompromiss. Er vereint die Verbrauchsvorteile eines Elektroautos in der Stadt, verzichtet aber durch den zusätzlichen Benziner auf den Reichweitennachteil bei Überland- oder Urlaubsfahrten.

Durch den hohen Einstiegspreis wird er sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht leider trotzdem nicht rechnen, vor allem wenn man einen 3-Zylinder Diesel oder ein LPG-Fahrzeug dagegen hält. Trotzdem ist das Gesamtkonzept für Technikbegeisterte rundum gelungen und schließt aktuell die Lücke zwischen herkömmlichen Verbrenner und reinem Elektroauto ohne beim Fahren auf den nötigen Spaßfaktor zu verzichten. 

Text: Gerd Kebschull
Fotos: Gerd Kebschull

Testwertung
4.0 von 5
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