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Testbericht

Stefan Grundhoff, 9. Oktober 2009
Die sportliche Konkurrenz in der Kompaktklasse rottet sich zusammen und bläst mit Logos wie MPS, RS, ST oder OPC zum Angriff auf den Übervater aus Wolfsburg. Im Praxistest zeigt der Golf GTI, weshalb er unter allen Übungsleitern der Trainingsweltmeister bleibt.

Morgens um halb acht in Frankfurt-Sachsenhausen. Schon die dritte Ampelkreuzung in Main-Nähe und zum dritten Mal sorgt der fahrbare Untersatz für Aufmerksamkeit am Fußgängerüberweg. Kein Maserati, Porsche oder Jaguar bekommt hier visuellen Applaus; kein Mercedes Cabriolet oder ein sportlich dröhnender BMW M3, sondern schlicht das Massenmodell VW Golf. Der präsentiert sich trotz eng anliegendem weißen Sprinterdress und GTI-Kriegsbemalung gewohnt zurückhaltend. Es scheint aber zu reichen, um Studenten, Heranwachsenden und ein paar Business-People mehr als einen anerkennenden Augenaufschlag zu entlocken. Der Golf GTI ist eben ein echter Golf. Irgendwie mag ihn jeder und seine Qualitäten sind allseits bekannt.

Die letzten drei Jahrzehnte sind nicht spurlos am GTI vorüber gezogen – zum Glück. Er zeigt sich zeitgemäßer denn je und die sportliche Front mit großer Frontschürze und stechenden Xenonaugen steht ihm gut. Zu langweilig ist das Heck geraten, das neben einer wenig charismatischen Schürze gerade noch einen Dachkantenspoiler und zwei außen anliegenden Endrohre bietet. Man darf an VW-Stelle nicht zu viel riskieren. Schließlich soll die neue R-Version mit Allradantrieb und rund 300 Turbo-PS die Krone der Golf-Schöpfung sein; da muss sich ein GTI in visueller und technischer Zurückhaltung üben. Im Innenraum das gleiche Bild. Hier ist die Zurückhaltung gegenüber dem schnöden Massen-Golf noch geringer. Außer einem sportlichen Lenkrad deutet kaum etwas auf 154 KW / 210 PS und damit verbundene, entsprechend ordentliche Fahrleistungen hin. Alles vorbildlich verarbeitet und mit ebenso wie bequemen wie sportlichen Sitzen. Doch große Mühe zur Individualisierung scheint man sich bei der Individualisierung des Golf GTI kaum gegeben zu haben.

Wer einen Golf kauft, weiß genau, was ihn erwartet. Da macht der GTI keine Ausnahme. Der Auftritt ist in allen Belangen vorbildlich – fast schon aufreizend perfekt. Auch deshalb beißt sich die in den letzten Jahren immer engagierter bellende Konkurrenz von Ford, Opel, Renault, Seat und Audi derart die Zähne an dem GTI aus. Der aufgeladene Vierzylinder mit Turboaufladung ist in dieser Liga eine Klasse für sich. Gerade mit der optionalen Doppelkupplung hängt der Sport-Golf bissig am Gas, versucht ab höheren Drehzahlen sogar heiser zu röcheln und drückt seine Insassen nicht allein beim Spurt 0 auf Tempo 100 in 6,9 Sekunden in die guten Sitze. Man ist straff unterwegs, selbst auf nervigem Kopfsteinpflaster nicht zu hart und muss sich bei Beschleunigungsübungen allein an die spürbaren, aber nicht nervigen Antriebskräfte im Steuer gewöhnen. Abgesehen ist das Fahrverhalten mit gut dosierbaren Bremsen und der präzisen Lenkung ohne Fehl und Tadel. Eben ein Golf – nur sportlicher.

Mehr als 1,3 Tonnen Leergewicht sind für einen Sportler wie den Golf GTI nicht wenig. Daher dürfen die freudebringenden Kurven in den Alpen oder im Odenwald gerne etwas weiter geschnitten sein. Wird es wirklich eng, untersteuert der Wolfsburger spürbar und man träumt kurz von einem Antriebskonzept, bei dem die Hinterachse ein gewichtigeres Wörtchen mitzureden hätte. Ein Zuckerl hat der Wolfsburger Ingenieursverbund dem aktuellen Golf GTI für derartige Ausfahrten mit auf den Weg gegeben. Wird heruntergeschaltet unterstreicht der Fronttriebler sein bereits gut vernehmbares Röhren. Der Fahrer hat den Eindruck, sportlich unterwegs zu sein, selbst wenn dies gar nicht der Fall ist. Bereits von unten heraus hat man den Eindruck, dass der GTI jederzeit zulegen könnte. Das maximale Drehmoment von 280 Nm reißt einen in Zeiten von imponierenden Dieseltriebwerken kaum aus den Sitzen; doch liegt dieser Wert stetig zwischen 1.700 und 5.200 Touren an. Das kann sich sehen und fahren lassen. Eine Sperre an der Vorderachse, sorgt dafür, dass der Tatendrang von Pilot und Triebwerk auch in Vortrieb umgesetzt werden.

Bei Thema Durchschnittsverbrauch würde man sich von einem wenn auch sportlichen Vierzylinder dagegen etwas weniger erhoffen. Volkswagen stellt durchaus ambitionierte 7,3 Liter Super pro 100 Kilometern in Aussicht. In der Realität waren im es Praxistest knapp zehn Liter – selbst mit der durchaus verbrauchsorientierten Doppelkupplung DSG. Für die muss der geneigte GTI-Kunden abgesehen von dem Basispreis von 26.650 Euro nochmals 1.875 Euro extra zahlen. Wer ebenso flott wie praktisch unterwegs sein will, für den sollte der GTI als Viertürer die bessere Wahl sein und die 750 Euro Mehrpreis sind gut angelegt.

Bei der Basisausstattung hat sich Volkswagen dagegen nicht allzu weit aus dem Seitenfenster gelegt. So hat ein Serien-GTI nicht viel mehr als Sportfahrwerk, 17-Zoll-Alufelgen, CD-Radio, Klimaautomatik und Sitzheizung zu bieten. Ledersitze, anklappbare Spiegel, das gut bedienbare Navigationssystem, Bluetooth und Xenonlicht – darauf möchte bei einem Volkssportler aus Wolfsburg kaum jemand ernsthaft verzichten. So schraubt sich der Preis des weißen Sprinters problemlos über die 30.000-Euro-Marke.

Quelle: Autoplenum, 2009-10-09

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