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Autoplenum, 2010-07-24

Volvo V70 D5 - Feste Größe

Testbericht

Stefan Zaumseil

Der Volvo V70 ist eine der wenigen festen Importgrößen auf deutschen
Straßen. So wenig spannend wie sich der Familienkombi präsentiert, so
überzeugend gibt er sich im Praxistest.

Ein Volvo ist ein Kombi – zumindest für viele der Kunden. Die meisten
haben über die Jahrzehnte Geschmack gefunden an der Traditionsmarke
aus Schweden – sich zumeist an das leicht betagte Design gewöhnt.
Besonders die geräumigen Kombis stehen bei der wohl betuchten
Kundschaft seit Jahren hoch im Kurs. Einst waren es die 240er, dann
940er oder der etwas sportlichere 850 und nunmehr ist man in einem V70
unterwegs, wenn einem 5er Touring, E-Klasse T-Modell oder A6 Avant zu
einfallslos sind. Im Gegensatz zu der starken Konkurrenz auf deutschen
Landen trägt ein V70 nach wie vor etwas zeitloses in sich. Es interessiert
allenfalls am Rande, ob es ein Modell der neuesten Generation ist; man
einen Vor- oder Vorvorgänger bewegt. Man fährt Volvo – natürlich als
Kombi.

Wer Volvo meint, dem kommt zuerst ein V70 in den Sinn. Sinnvollerweise
wird der von einem D5-Triebwerk bewegt, das vernünftige Verbräuche und
eine kraftvolles Vorankommen unter einen skandinavischen Hut bringt.
Der 2,4 Liter große Commonrail-Diesel mit fünf Zylindern wurde in den
letzten Jahren mehrfach überarbeitet und leistet in der stärksten
Ausbaustufe 151 KW / 205 PS und ein maximales Drehmoment von 420
Nm. Das ist zwar nicht annähernd das, was bei der deutschen
Kombikonkurrenz zu bekommen ist, doch trotz der mehr als 1,8 Tonnen
Leergewicht reicht es aus, um mehr als flott unterwegs zu sein. Dabei hat
der Schwede trotz seiner klassenmäßig überschaubaren 205 PS des
Topmodells seinen sonoren Fünfzylinder-Klang nicht verloren.

Von unten heraus geht der Schwede kraftvoll zu Werke und nicht erst bei
Schnee und regennasser Fahrbahn grübelt man darüber, ob die
Kombination aus Allradantrieb und Automatik nicht die bessere Wahl
gewesen wäre. Schließlich bringt die Symbiose die Motorleistung deutlich
souveräner auf die Fahrbahn bannt. Bereits ab 1.500 U/min stehen die
420 Nm maximales Drehmoment zur Verfügung.

Wer den Schwedenkombi scheucht, drückt ihn in 8,2 Sekunden auf Tempo
100. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei kaum beeindruckenden 225
km/h. Hier würde man in dieser Klasse mehr erwarten. Deutlich mehr
dürften den Kunden jedoch der Verbrauch aufstoßen. Denn die
versprochenen 5,4 Liter Diesel auf 100 Kilometern liegen im Realbetrieb in
weiter Ferne. Durchschnittlich gab sich der Familien-Volvo im Praxistest
mit 7,9 Litern zufrieden. Dank eines Tankvolumens von 70 Litern reicht
das immerhin für rund 900 Kilometer. Wer auf langen Strecken geruhsam
reisen möchte, entscheidet sich für die optionale Sechsgang-Automatik, die
dem Diesel jedoch ein Teil seines Tatendrangs nimmt. Ein knapper Liter
Mehrverbrauch sollte ebenfalls eingeplant werden.

Der aktuelle V70 ist das, was ein Volvo schon immer war: ein ideales
Langstreckenauto. Die 4,82 Meter lange Kombikarosse bietet Platz für bis
zu fünf Personen und das nötige Gepäck, damit nichts Wichtiges zu Hause
bleiben muss. Die Heckklappe öffnet sich weit nach oben und gibt den Blick
frei auf 575 Liter fein verkleideten Stauraum. Wem das nicht reicht, der
klappt einfach die Rücksitze nach vorn um. Dann gibt es 1.600 Liter und
ein zufriedenes Lächeln, weil die niedrige Ladekante, die Zurrösen und die
elektrische Heckklappe einem das Ein- und Ausladen nicht schwerer als
nötig machen. Der Innenraum des Volvo V70 gefällt. Die Materialien sehen
nicht nur gut aus; sie fassen sich auch gut an. Seit Jahr und Tag haben die
Schweden eine Vorliebe für weiche Sitze. Das Ledergestühl im V70 macht
da keine Ausnahme, vermittelt einen ordentlichen Komfort. Etwas mehr
Oberschenkelauflage und Seitenhalt würden die gegen Aufpreis
vollelektrischen und klimatisierten Sitzgelegenheiten jedoch noch besser
machen. Gegen 250 Euro Aufpreis bekommen die Ledersitze härtere
Seitenwangen.

Bei der Bedienung geht es im Volvo-Innenraum vergleichsweise historisch
zu. Ein zentraler Controller, der einen komplexen Multifunktionsbildschirm
zu Höchstleistungen bringt, fehlt. Soundsystem, Radio, Navigation und
Klimatisierung lassen sich weitgehend traditionell bedienen. Etwas
moderner und innovativer dürfte es in dem Schwedenkombi jedoch gerne
sein. Insbesondere das 2.410 Euro teure Navigationssystem tippelt
deutlich hinter der Konkurrenz her. Wer seine Kinder auf langen Touren
unterhalten will, spendiert ihnen ein 1.900 Euro teures DVD-
Entertainment-System. Bequeme Sitze mit einer entsprechenden Heizung
gibt es obendrein. Zahlreiche Airbags, ESP, Kurvenlicht, integrierte
Kindersitze und der optische Überholassistent BLIS sind eine feine Sache.

Das mäßig ausgestattete Basismodell Volvo V70 D5 Kinetic gibt es ab
40.790 Euro. Deutlich interessanter, weil besser ausgestattet, dürften für
die meisten Kunden die beiden höherwertigen Ausstattungsvarianten
Momentum und Summum sein, die 44.440 bzw. 47.590 Euro kosten. Der
Kauftipp Volvo V70 D5 Momentum bietet unter anderem Ledersitze,
Klimaautomatik, elektrische Heckklappe, Alufelgen, Empfehlenswert ist die
Kombination aus Sechsgang-Automatik und Allradantrieb, die 4.660 Euro
Aufpreis kostet. Für das Fahrerassistenz-Paket mit Abstandstempomat,
Müdigkeitswarner und Überholassistent müssen nochmals 2.050 Euro
draufgelegt werden.

Quelle: Autoplenum, 2010-07-24