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Testbericht

Stefan Grundhoff / Sebastian Viehmann, 25. November 2009
Sein Name ist Esprit. Lotus Esprit. Er ist ein britischer Mittelmotor-Sportwagen und konnte noch nie ernsthaft von sich behaupten, ein Ferrari- oder Porsche-Jäger zu sein. Doch das stört ihn nicht im Geringsten, denn der Esprit ist im Geheimdienst Ihrer Majestät unterwegs. Wenn es sein muss, sogar unter Wasser.

Echte Geheimagenten bewegen sich gern unauffällig. Sie fahren langweilige Autos, die im Straßenbild untergehen oder nehmen gleich die U-Bahn. Nicht so der berühmteste Geheimagent aller Zeiten. Für James Bond alias 007 kommt 08/15 auch auf vier Rädern nicht in Frage. Will ein Bösewicht wissen, ob gerade James Bond im Land ist, muss er nur nach dem auffälligsten Auto weit und breit Ausschau halten. Wenn dann noch ein perfekt gekleideter Gentleman mit einem geschüttelten, nicht gerührten Martini in der Hand aussteigt, brauchen Blofeld, Goldfinger, Largo oder Stromberg gar nicht erst weiter zu suchen. Im Jahre 1977 konnte man im Straßenverkehr kaum auffälliger unterwegs sein, als in einem Lotus Esprit. Bond-Produzent Albert R. Broccoli hatte einen Prototypen des Wagens entdeckt, der vor den Pinewood-Studios in London geparkt war. Und das wohl nicht ganz zufällig: Don McLauchlan, Marketing-Mann bei Lotus, hoffte, dass der Briten-Keil als Leinwandstar entdeckt würde. Die Rechnung ging auf – ein weiß lackierter Esprit schrieb in „Der Spion, der mich liebte“ Filmgeschichte.

1972 gab es die Konzeptstudie des Esprit erstmals auf dem Turiner Autosalon zu bewundern. Das Styling stammte von Giugiaro, der damals nach diversen Maserati-Entwürfen mitten in seiner Keil-Phase steckte. So wurde der Esprit eckig wie ein Türkeil und flach wie eine Flunder. Der nicht einmal eine Tonne schwere Briten-Flitzer hatte einen Vierzylindermotor mit zwei Litern Hubraum und 160 PS. Der trieb unter anderem auch die Viersitzermodelle Elite und Eclat an. Damit rannte der Lotus Esprit immerhin 210 km/h. Die Kraftübertragung übernahm ein Fünfganggetriebe aus dem Citroën SM. Im Cockpit war der Esprit vor allem eins: eng. „Ein Lotus ohne Kompromisse, für einen Fahrer und einen ausgewählten Begleiter“ hieß es denn auch in der Esprit-Broschüre. Hugo Schneider, Vorsitzender des Lotus Club Deutschland: „Als ich den Esprit auf der Frankfurter IAA Anfang der 80er Jahre entdeckte, war es um mich geschehen.“ In seiner Halle in der Nähe von Wiesbaden stehen fein säuberlich verschidene Lotus-Preziosen exklusiver Bauart. Natürlich sind auch eine Reihe von Esprit-Sondermodellen darunter; unter anderem ein schwarz-goldener John-Player-Special und ein metallicblauer Essex. Innen rotes Leder und das Soundsystem im Dach untergebracht. Wie in einem Raumschiff.

Die bekannten Esprit-Modelle stammen aus den 80er Jahren. 1981 mit der Serie II vorgestellt, wurden die sportlichsten Versionen von einem 2,2 Liter großen Vierzylinder mit Turboaufladung angetrieben. Endlich bekam der Esprit so seinen ihm optisch gebührenden Tatendrang. 154 KW / 210 PS und 240 km/h Spitze stellten endlich auch die sportlich ambitionierten Piloten zufrieden. Doch mehr Leistung und mehr Komfort durch die wulstigen Ledersitze im Konstrukt eines Michelin-Männchens kosteten viel Gewicht. So stieg das Leergewicht des puristischen Urmodells von knapp 1.000 auf knapp 1.400 Kilogramm. In den Jahren danach wurde es noch kraftvoller. Das Grundkonzept blieb, die Formen wurden etwas rundlicher. Mitte der 90er Jahre wurde aus dem Reihenvierzylinder mit Turboaufladung und zuletzt rund 300 PS ein Achtzylinder mit doppelter Turboaufladung und über 350 PS. Ein Verkaufserfolg war der Lotus Esprit nie.

Von der Dynamik eines Achtzylinder-Doppelturbos konnten Roger Moore alias James Bond und das Bond-Girl Anya Amasova, russische Geheimagentin und gespielt vom Supermodel Barbara Bach in „der Spion der mich liebte“ nur träumen. In dem 70er Jahre Streifen ist der größenwahnsinnige Reeder Stromberg (Curd Jürgens) der Gegner von James Bond. Stromberg will die Welt in einen Atomkrieg stürzen, um danach in den Tiefen des Ozeans eine Art „Menschheit 2.0“ anzusiedeln. Das können Commander Bond, Major Amasova und der Lotus Esprit natürlich nicht zulassen. Auf der Flucht vor Strombergs Schergen jagt Bond den Wagen durch die kurvenreichen Küstenstraßen der Costa Smeralda auf Sardinien. Am Steuer saß bei den Dreharbeiten freilich nicht Roger Moore, sondern ein Testfahrer von Lotus.

Schließlich rast der Esprit von einem Pier mitten ins Meer. Für diese Szene wurde ein Stunt-Wagen mit einer Rakete beschleunigt und an Stahlseilen geführt. Im kristallklaren Wasser dann die Überraschung: Statt für Königin und Vaterland im mediterranen Nass unterzugehen, verwandelt Bond den Esprit mit ein paar Knopfdrücken in ein U-Boot. Außer vier schwenkbaren Propellern hat der U-Lotus natürlich eine komplette Verteidigungsanlage inklusive Raketen und Torpedos an Bord. Die Unterwasserszenen wurden auf den Bahamas gedreht. Die Filmcrew nutzte dafür sowohl Modelle als auch ein Effekt-Fahrzeug in Originalgröße, das von einem Taucher im Innern gesteuert wurde. Natürlich vernascht Bond Major Amasova, nachdem alle Gefahren gemeistert sind. Eine Fummelei im Lotus wäre allerdings schwierig geworden: Der hohe Getriebekanal steht wie die Berliner Mauer zwischen dem britisch-russischen Agentenpärchen, und das Cockpit des Esprit ist ohnehin so knapp geschnitten, dass ein Liebesakt zu kaum mehr als blauen Flecken führen würde. Auch sonst ist der erste Esprit ein knochenhartes Auto. Lenkung und Bremsen wollen, dass man kräftig zupackt.

Weil der Esprit die Bond-Fans so begeisterte, fuhr 007 „In tödlicher Mission“ 1981 gleich zweimal Lotus, diesmal sogar die Turbo-Version mit 210 PS. Auch wenn es für eine Fahrt auf Eis und Schnee wahrscheinlich kaum ein ungeeigneteres Auto gegeben hätte, pilotiert Bond einen kupferfarbenen Esprit Turbo samt Skiträgern zum Wintersport-Ort Cortina d’Ampezzo. Der zweite helle Turbo-Esprit hat nur einen kurzen Auftritt zu Beginn des Films. Ein Schurke will den Agenten-Keil aufbrechen, unterschätzt aber trotz des Warnaufklebers an der Scheibe Bonds Diebstahlsicherung: Der Esprit sprengt sich mitsamt dem Bösewicht in die Luft. Böse Zungen behaupten, dass der Esprit ohne James Bonds Agenten-PR nicht so lange überlebt hätte. Obwohl der Briten-Keil unter anderem wegen seiner teilweise anfälligen Motoren nicht gerade einen legendären Ruf genießt, wurde er in verschiedenen Neuauflagen bis zum Jahre 2004 gebaut. Vielleicht kann sich ja sogar der aktuelle Bond alias Daniel Craig für den Briten-Keil erwärmen. Es ist eine Neuauflage des Esprit im gespräch.

Quelle: Autoplenum, 2009-11-25

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