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Testbericht

9. November 2004
München, 9. November 2004 – Bei Minivans haben Langversionen eine noch kurze Tradition. Jüngstes Kind des wachsenden Größenkults ist der Renault Scénic mit Namenszusatz Grand. Grand steht für eine um 23 Zentimeter verlängerte Karosserie und fünf Zentimeter größeren Radstand. Der auf 4,49 Meter gewachsene Scénic bietet statt fünf nun sieben Sitzplätze und einen deutlich größeren Kofferraum. Der Aufpreis für das Plus an Scénic beträgt lediglich 1.200 Euro. Ob langes Elend oder großes Mirakel, erfahren Sie in unserem Fahrbericht mit dem 120 PS starken 1.9 dCi.

Für Individualisten Nicht mehr farblos sondern charaktervoll wirkt die zweite Scénic-Generation mit aggressiv gezeichneten Scheinwerfern und einem eigenwillig geformten Heck mit Knick. Die Proportionen der Langversion sind zudem stimmig. Einen sehr positiven Eindruck hinterlässt auch der Innenraum. Trotz des futuristisch anmutenden Cockpits ist das übersichtliche Interieur mit geschmackvoll abgestimmten Beige- und Brauntönen warm und wohnlich. Materialanmutung und Verarbeitung in der Top-Ausstattung Privilège sind erstklassig. Handschmeichler, wie die gummierten Türinnengriffe, sorgen für einen haptischen Hochgenuss. Einiges muss man zunächst jedoch unfreiwillig ertasten. Renault hat recht eigenwillige Lösungen für die Sitzeinstellung. Doch ist man einmal damit vertraut, funktioniert alles tadellos.

Für Sammler Nach den Basics gibt es aber noch einiges mehr zu entdecken. Dazu zählen vor allem die vielen großen und kleinen Staufächer. Für den Archetyp des Sammlers genau richtig. Der Jäger mag sich hingegen fragen, wer so viel Kleinkram besitzt, um die 104 Liter der 19 Staufächer zu befüllen. Nun, schaden kann es wohl nicht. Besonders viel Stauraum bietet eine Box zwischen den Vordersitzen. Das so genannte Vario-Modul besteht aus zwei Fächern für Front- und Fondpassagiere und eignet sich zudem als Mittelarmlehne. Der Container lässt sich auf Schienen um 30 Zentimeter in der Länge verschieben.

Minisitze im Kofferraum Der variable Innenraum bietet noch weitere Clever-Lösungen: Im Kofferraumboden versteckt sich die dritte Sitzreihe. Die zwei Minisitze lassen sich mit kurzem Handgriff einfach aufrichten. Dann findet theoretisch eine Großfamilie im Van genügend Sitzplätze. Praktisch sitzen bereits in der zweiten Reihe breithüftige Menschen auf den Einzelsitzen etwas beengt. Extrem knapp ist jedoch das Platzangebot in Reihe drei. Dreipunktgurte und weit ausfahrbare Kopfstützen sorgen zwar für ein hohes Sicherheitsniveau. Selbst ein ADAC-Crashtest hat keine ernsten Sicherheitsrisiken für die Passagiere sechs und sieben vermeldet. Doch die beiden Sitze bieten nur sehr kleinen Menschen ausreichend Platz. Und selbst die benötigen noch ein Mindestmaß an Kniefreiheit, welches wiederum den Passagieren in der mittleren Sitzbank genommen wird. Die Sitzkonfiguration „fünf plus zwei“ eignet sich selbst für kleine Personen nur auf kurzen Strecken.

Riesengroß, variabel und flexibel
Sehr lobenswert ist dafür der üppige Kofferraum des Grand. Selbst mit sieben Sitzen passen noch 200 Liter Gepäck hinein. Mit fünf Sitzen bleibt Platz für 550 bis 605 Liter Gepäck. Mit ausgebauter zweiter Sitzreihe werden daraus sogar bis zu 2.015 Liter. Schließlich ist die Lehne des Beifahrersitzes umlegbar. So können im Grand Scénic Gegenstände bis 2,75 Meter Länge transportiert werden. Der Innenraum ist also höchstvariabel, recht flexibel und vielseitig nutzbar. Schick, jedoch schmutzempfindlich ist die helle Textilauskleidung im Kofferraum.

Chip statt Schlüssel Ansonsten begeistert der Scénic mit einigen attraktiven Komfort-Lösungen. Nicht einzigartig aber noch selten ist das serienmäßige Schlüssellos-System. Hier ersetzt eine Chipkarte den Schlüssel. Der Chip kann in der Hosentasche bleiben, während die Entriegelung automatisch erfolgt. Der Fahrer braucht den Wagen einfach nur öffnen und den Motor per Startknopf zum Leben erwecken. Bedingt empfehlenswert ist hingegen das 1.080 Euro teure Navigationsgerät unseres Testwagens. Die Routenführung ist zwar tadellos. Doch braucht der Prozessor viel zu lange für eine Routenberechnung. Außerdem gibt es nur ein CD-Laufwerk. So kann man entweder Musik von CD abspielen oder navigieren. Beides zugleich ist nicht möglich. MP3- oder gar DVD-fähig ist das CD-Laufwerk außerdem nicht. Renault verlangt also viel Geld für bereits überholte Technik.

Sahne Motor Der 120 PS starke 1,9 dCi gehört hingegen zu den besten Dieselmotoren seiner Hubraumklasse. Mit noch dezenter Akustik überzeugt er mit Durchzugsstärke vor allem aus dem Drehzahlkeller. Zwar nervt zunächst das unvermeidliche Turboloch. Doch bereits bei knapp über 1.500 Umdrehungen geht der Selbstzünder ordentlich zur Sache. Das Maximaldrehmoment von immerhin 300 Newtonmetern steht bereits bei 2.000 Umdrehungen zur Verfügung und bringt den 1,6-Tonner richtig gut in Schwung. Der optimale Drehzahlbereich liegt zwischen 1.800 und 3.000 Umdrehungen. Der 100-km/h-Sprint ist nach 12,7 Sekunden beendet. Hilfreich ist dabei die bemerkenswert gut abgestimmte Sechsgang-Schaltung mit einem hervorragend positionierten Schalthebel. Die Gänge flutschen super in die Gassen.

Schnell und sparsam Bei höherer Geschwindigkeit bleibt der gut isolierte Motor akustisch dank der lang übersetzten sechsten Gangstufe im Hintergrund. Dafür nehmen die Windgeräusche deutlich zu, werden aber keineswegs übertrieben laut. Die Höchstgeschwindigkeit wird von Renault mit 188 km/h angegeben. Der Digitaltacho in den mittig platzierten Armaturen zeigte auf unseren Testfahrten sogar über 210 km/h an. Der Durchschnittsverbrauch liegt laut Renault bei 5,8 Litern. Auf unseren Testfahrten lag der Konsum zwischen sieben und maximal neun Litern auf meist sehr schnell gefahrenen Autobahnetappen. Insgesamt überzeugt der Motor dennoch mit guten Fahrleistungen bei geringem Verbrauch und hoher Kultiviertheit. Was dem 1.9 dCi jedoch fehlen, sind eine Euro-4-Zertifizierung und ein Rußpartikelfilter.

Sicher und komfortabel Das stramme Fahrwerk des Grand Scénic ist für einen Franzosen eher untypisch. Und trotz eines insgesamt sehr sicheren Fahrgefühls in Kurven bietet der Minivan ein hohes Komfortniveau. Selbst mit dem schweren Diesel sind Untersteuerungstendenzen und Wankbewegungen kaum spürbar. Die Bremsen können richtig gut zupacken, sind bei der Dosierbarkeit jedoch nicht immer fein genug. Ein sicheres Gefühl vermittelt auch die elektrohydraulische Servolenkung, die sich sehr leichtgängig und bei hoher Geschwindigkeit sehr präzise anfühlt. ESP und Antriebsschlupfregelung sorgen zusätzlich für sicheres Vorankommen.
Technische Daten
Antrieb:Front
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihenvierzylinder, SOHC, Common-Rail-Direkteinspritzung, Turbolader mit variabler Geometrie
Hubraum:1.870
Anzahl Ventile:2
Anzahl Zylinder:4
Leistung:88 kW (120 PS) bei UPM
Drehmoment:300 Nm bei 2.000 UPM
Preis
Neupreis: 26.200 € (Stand: November 2004)
Fazit
Für den Grand Scénic 1.9 dCi werden in der von uns getesteten Top-Ausstattung Privilège 26.200 Euro fällig. Das sind 1.200 Euro mehr als in der vergleichbaren Kurzversion. Wer Wert auf zwei zusätzliche Notsitze und einen größeren Kofferraum legt, für den lohnt sich die Mehrinvestition allemal. Auch im Vergleich mit vielen Konkurrenten ist der Grand Scénic ein interessantes Angebot. Die Serienausstattung ist bereits sehr umfangreich und beinhaltet viele attraktive Extras und Sicherheitsfeatures. Weniger empfehlenswert ist hingegen das Navigationssystem 5000 mit einem zu langsamen Prozessor und einem überalteten CD-Laufwerk.

Begeistern kann dafür der Dieselmotor 1.9 dCi: Sein kultiviertes, kraftvolles und sparsames Naturell verträgt sich sehr gut mit dem straffen und sicheren Fahrverhalten des langen Minivans. Dem Antrieb fehlen nur die Euro-4-Norm und ein Rußpartikelfilter. (mh)

Quelle: auto-news, 2004-11-09

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