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Testbericht

Stefan Grundhoff, 23. November 2010
Mercedes will jünger werden. In den fünf internationalen Designcentern arbeiten Tag für Tag 500 Kreativköpfe daran, die schwäbische Traditionsmarke fit für die nächsten Jahre zu machen.

Im kommenden Jahr feiert Mercedes-Benz seinen 125. Geburtstag. Damit die nächsten 125 Jahre mindestens so erfolgreich wie die vergangenen werden, hat sich der Stuttgarter Autobauer eine umfangreiche Frischzellenkur verordnet. Die Sternenmarke, die einst mit Reitwagen und Simplex begann, will nicht nur Technologievorreiter im Premiumsegment werden, sondern unter Kreativkopf Gorden Wagener zur Designmarke aufsteigen, die sich nicht nur in der Automobilwelt positionieren kann. Keine einfache Aufgabe, schließlich wollen sich hierbei weltweit eine Vielzahl von Herstellern möglichst stilvoll in Szene setzen. Wagener, der vor rund zweieinhalb Jahren in die großen Fußstapfen von Peter Pfeiffer und Bruno Sacco trat, hat an fünf weltweiten Standorten ein Team um sich geschart, das Daimler visionärer und emotionaler denn je in die nächsten Jahren tragen soll.

Jedem der internationalen Designcenter kommt dabei eine andere Bedeutung zu. Die Fäden laufen in der Designzentrale Sindelfingen zusammen. Im dem üppig dimensionierten Fächerbau auf dem Werksgelände werden Woche für Woche die wichtigen Entscheiden getroffen. Neue Vorschläge, Ideen und Fahrzeugkonzepte aus der ganzen Welt werden auf mächtigen Projektionswänden und in der Präsentationshalle vorgestellt. Die Entscheidung über für und wider fällt schließlich im so genannten AMP-Raum. Von den weltweit rund 500 Mercedes-Mitarbeitern im Bereich Design, arbeiten allein 420 in Sindelfingen.

Nicht ohne Neid schauen viele der Kreativkräfte an den Comer See. Hier hat der ehemalige Designchef Bruno Sacco in den 90er Jahren ein Center für Innenraumgestaltung aufgebaut. Nur wenige Schritte vom einzigartigen Comer See hausen die knapp 20 Mercedes-Mitarbeiter in einer schmucken alten Villa. Üppig dimensionierte Räume mit Fresken und Deckenmalereien sollen den Erfindergeist animieren. „Italien ist gerade in der Region Mailand nach wie vor einer stylishten Plätze auf der ganzen Welt“, erzählt Studioleiter Michele Paganetti, der das Studio seit mehr als zehn Jahren leitet, „hier geht es mehr als irgendwo sonst um Mode, Möbel, Chic und Lebensart. Wir beschäftigen uns in Como dabei allein mit dem Interieur. Das gibt es sonst nirgends anders.“ Design, Materialien und Styling der Innenräume werden immer wichtiger. Hier schaut der Kunde hin, fasst an und fühlt sich wohl – oder eben nicht. „Zunächst geht es darum, ob ein genereller Trend etwas für den Automobilmarkt ist“, ergänzt Paganetti, „in einem zweiten Schritt ist jedoch noch wichtiger, ob dieser Trend dann auch etwas für die Marke Mercedes sein könnte.“ In den letzten Jahren wurde am Comer See hinter verschlossenen Türen eifrig am Innenraum des Technologieträgers Mercedes F 800 Style gearbeitet. In dem Projekt „my first Mercedes“ ging es zudem um einen Neuanfang für die A-Klasse, die deutlich jugendlicher positioniert 2012 auf den Markt kommt.

Szenewechsel nach Tokio. In einem wenig Aufsehen erregenden Flachdachbau in Yokohama befindet sich seit 1993 das nächste Designcenter von Daimler. „Für uns ist Japan nach wie vor das Hirn Asiens“, unterstreicht Steffen Köhl, Leiter des Advanced Designs bei Mercedes, die Wichtigkeit der Lokalität, „Japan und die lokalen Kräfte hier sind ganz anders als in den anderen Studios. Sie arbeiten technisch perfekt, doch man muss das Beste vorsichtig aus ihnen herausholen. Die Arbeitsweise ist komplett anders.“ Im Einzugsbereich der Metropole Tokio geht es für Studioleiter Holger Huntzenlaub nicht nur um das Design, sondern auch um Zukunftsforschung und neue Trends, die in Asien Tag für Tag entstehen. Hier wurde einst die Maybach-Idee auf den Weg gebracht und große Teile der Innenräume für SLK und S-Klasse entwickelt. An den herunterziehbaren Präsentationswänden sind Zeichnungen mit visionären Fahrzeugkonzepten der Zukunft zu sehen. Steffen Köhl: „Wir arbeiten hier nicht an irgendwelchen Spinnereien, sondern an visionären Zukunftsideen für Verkehrskonzepte von morgen und an der entsprechenden Ausweitung des aktuellen Portfolios.“

Aus Japan und Sindelfingen heraus wird nach wie vor das jüngste Designcenter von Mercedes in Peking gesteuert. „Das bauen wir gerade erst auf“, unterstreicht Studioleiter Olivier Boulay, „wir haben aktuell sechs Leute vor Ort und arbeiten noch in Büros im Daimler-Tower.“ Das Studio Peking soll den wichtigsten Boommarkt der Welt mit Kreativleistungen abdecken. Hier schießen nicht nur bei Mercedes die Verkaufszahlen in die Höhe. Gerade junge Kunden wollen ein Luxusfahrzeug der etablierten Automarke Mercedes besitzen. Die Erfordernisse in Sachen Design, Verkehr und Alltag sind dabei ganz unterschiedlich im Vergleich zu den anderen Studios. In Peking wurde vor zwei Jahren unter anderem die Idee eines Elektrorollers auf den Weg gebracht, der auf dem Pariser Automobilsalon als innovative Smart-Version vorgestellt wurde.

Während in den beiden Studios von Yokohama und Peking die „Megacity Mobility“ im Vordergrund aller Designbemühungen steht, geht es in Carlsbad, nördlich von San Diego etwas etablierter zu. In dem ehemaligen Designgebäude von Chrysler Pacifica wurde in den letzten Wochen mit Hochdruck an dem Großprojekt Los Angeles Autoshow gewerkelt. Der Veranstalter ruft in jedem Jahr einen Designwettbewerb aus, bei dem es in diesem Jahr um Zukunftskonzepte eines Fahrzeugs für vier Personen ging, das nicht mehr als 500 Kilogramm wiegen durfte. Die hier entwickelte Idee des besonders naturverbundenen Mercedes Biome konnte die Juroren trotz des immensen Aufwandes letztlich nicht begeistern. Während die Elektro-Rikscha von Maybach aus dem Studio Yokohama der wohl ungewöhnlichste Ansatz beim offenen Designwettbewerb war, siegte die Idee eines Patchwork-Smart-Buggys. Der Smart 454 musste sich den ersten Platz bei der Los Angeles Designchallenge jedoch mit dem ebenfalls überaus innovativen Cadillac-Vorschlag teilen. Hier in Carlsbad wurde vor rund 20 Jahren unter anderem die Ursprungsidee des Smart geboren. Besonders Mercedes-Chefdesigner Gordon Wagener kommt als Springer zwischen den Designwelten immer wieder besonders gerne in das Studio: „Ich habe rund drei Jahre in Carlsbad gearbeitet und fühle mich hier sehr wohl. Ich kenne die Leute, die Umgebung.“

So unterschiedlich die fünf Designstudios auch sind. Alle arbeiten an einer Idee: die Verjüngung der Marke Daimler. Der Anfang ist mit der aktuellen E-Klasse und dem Designobjekten CLS und SLS gemacht. Im kommenden Jahr bringt Mercedes unter anderem seine Modelle SLK, ML, CLK, SLS Roadster und die B-Klasse neu auf den Markt. Die soll sich zukünftig deutlich von der jünger und sportlicher positionierten A-Klasse abheben, die 2012 folgen wird. Bis 2014, wenn auch die neue S-Klasse als Aushängeschild ihre Premiere feiern dürfte, kommen auf der neuen Frontantriebsplattform der B-Klasse zudem noch ein Crossover und eine neue Limousine als kleiner Bruder des CLS. Nicht zu vergessen die neue Smart-Familie, die technisch derzeit zusammen mit Renault-Nissan entwickelt wird. Doch noch mehr arbeiten die fünf weltweiten Designcenter daran, wie es danach weiter in Richtung Zukunft geht. Eine spannende Aufgabe für die Marke mit dem Stern.

Quelle: Autoplenum, 2010-11-23

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