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Testbericht

Marcel Sommer, 8. Dezember 2013
Der Mercedes-Benz AMG Vision Gran Turismo zeigt sich bei ersten Tests auf der Nordschleife sportlicher als gedacht.

Millionen Menschen kennen das Szenario: Beim Blick in die Garage fällt die Entscheidung immer wieder schwerer als gedacht, mit welchem Fahrzeug denn heute gefahren werden soll. Seit dem 6. Dezember 2013 ist zumindest das Problem für die meisten gelöst, denn mit dem Mercedes-Benz AMG Vision Gran Turismo steht ein wahres Traumauto zur Wahl. Was sich da hinter einem gewaltigen Stern auf dem futuristisch anmutenden und lustig illuminierten, gewaltigen Lufteinlass in der Front auf einer Länge von 4,82 Meter verbirgt, macht schon vom Lesen heiß auf eine Ausfahrt. Da wären ein sonorig klingender 5,5 Liter großer V8-Doppel-Turbomotor mit 430 kW / 585 PS, ein brachiales Drehmoment von 800 Newtonmeter und ein Kampfgewicht von 1.385 Kilogramm. Der auf harten Sportreifen ausgelieferte Supersportler im Designerkleid bringt es auf ein Leistungsgewicht von 2,37 Kilogramm pro PS, was einer Leistungspunktzahl von 584 entspricht - im ungetunten Zustand versteht sich.

Was nicht heißt, dass der Besitzer des über 340 Kilometer pro Stunde schnellen Boliden ohne Special-Effects auskommen muss. Denn jedes Runterschalten unter Last wird von den acht unabhängigen Auspuffrohren von einem ordentlichen Feuerstoß begleitet. Überhaupt wirkt der nur 80 Millimeter über dem Boden schwebende Mercedes wie ein Silber farbenes Batmobil der Neuzeit. Wäre der ab Tempo 100 ausfahrende und bei Tempo 80 wieder einfahrende Heckflügel über die gesamte Fahrzeugbreite von zwei Metern dimensioniert, könnte er wahrscheinlich fliegen. Weil er dies aber nicht kann, muss er sich mit seinem Heckantrieb, der von einem blitzschnell schaltenden Siebengang-Automatikgetriebe und einer in zehn Stufen regelbaren Traktionskontrolle im Zaum gehalten wird, nach vorn peitschen. Und das macht er vorzüglich. Auf seinen serienmäßigen harten Sportreifen schafft er den Sprint bis Tempo 100 in 3,6, bis 200 in 9,5 und bis 300 in 22 Sekunden. Wird versucht die Tachonadel bis zur 300er-Markierung und schnellstmöglich wieder zurück bis zum Stillstand zu bewegen, vergehen rund 28 Sekunden. Zum Vergleich: der Bugatti Veyron 16.4 Super Sport mit 1.200 PS braucht nur drei Sekunden weniger - auf Rennreifen.

Die große Frage ist natürlich, wie sich denn solch ein rassiger Traum auf vier Rädern fährt. Die Antwort überrascht wenig: ausgesprochen gut. Vorausgesetzt die Traktionskontrolle ist eingeschaltet und zumindest zwei Reifen bleiben auf dem Asphalt. Wer sich an diese Regeln hält, legt mit dem über eine gewaltige Motorhaube und dem daraus resultierenden weit nach hinten versetzten Greenhouse eine durchaus flotte Runde auf der legendären Nordschleife hin. Die Gewichtsverteilung von 47:53 im Zusammenspiel mit dem Heckantrieb ist schon in den ersten Kurven zu spüren. Damit nicht schon direkt zu Anfang im Hatzenbach die Leitplanken geknutscht werden, dafür sorgt die renntauglich präzise Lenkung und das perfekt für die grüne Hölle abgestimmte Fahrwerk. Kurz vorm Flugplatz leuchtet kurz das kleine, mittig unter der breiten Heckleuchte positionierte rote Quadrat auf, die Bremsleuchte. Danach wird der Drehzahlmesser unter dem AMG-typischen Sound brutalst in den Begrenzer bei knapp 7.000 Umdrehungen pro Minute gejagt, gefolgt von einigen Gangwechseln.

In der furchteinflößenden Fuchsröhre wird ohne Rücksicht auf Verluste bei Tempo 260 das Rennlenkrad mit Schaltpaddels nach links gerissen und ein letztes Stoßgebet gen Autogott formuliert. Nur, um im nächsten Augenblick dem Vorwärtsdrang des aus Carbon und einer Aluminium-Spaceframe-Karosserie bestehenden Mercedes mit Hilfe der AMG Keramik Hochleistungs-Verbundbremsanlage Einhalt zu gebieten. Kurz über die rutschigen Curves und weiter geht die Hatz. Im weltbekannten Caracciola-Karussel, das mit rund 100 Kilometern pro Stunde durchpflügt werden kann, wird der Fahrer ordentlich durchgeschüttelt. Zart besaitete Hobbypiloten oder Frontschürzenschützer können natürlich auch außen herum fahren. Richtig rund geht es im Pflanzgarten, wo sich zeigt, dass der Traktionskontrolle tatsächlich zwei Reifen auf trockenem Asphalt genügen, um den Flügeltürer auf Kurs zu halten.

Wer die Einfahrt in die rund zwei Kilometer lange Gerade mit dem Namen Döttinger Höhe gut gemeistert hat, treibt die Tachonadel bis zur Höchstgeschwindigkeit. Am Ende der langen Geraden, das namentlich Antoniusbuche und visuell mit der Bilsteinbrücke zu erkennen ist, wartet auf viele Rennfahrer die große Glaubensfrage: Auf dem Gas stehen bleiben oder nicht? "Echte Männer fahren hier voll", heißt es doch so oft in einer der Eifelkneipen. Wer sich im Serientrimm diese Thekenweisheit zu Herzen genkommen hat, läuft allerdings Gefahr mit voller Wucht in der Leitplanke zu enden. Doch das ist egal! Denn dann reicht es entweder das Rennen neu zu starten oder einfach das Playstation 3-Spiel Gran Turismo 6 zu beenden und das wahre Leben zu genießen.

Quelle: Autoplenum, 2013-12-08

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