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Testbericht

Jürgen Wolff, 11. April 2008
Zumindest das dürfte nun klar sein: Abergläubisch sind die Wolfsburger nicht. Sonst hätten sie den neuen Eos mit V6-Motor nicht ausgerechnet im Death Valley präsentiert. Ein Wüstentripp in einem heißen Cabrio.

Über eine Durststrecke kann sich Volkswagen beim Eos wahrlich nicht beklagen. Der CC aus WOB ist ein Erfolgsmodell geworden, sagt VW-Sprecher Jörg Walz. Kein Gedanke mehr daran, dass die Wolfsburger anfangs noch massive Probleme mit dem komplizierten Klappdach hatten und die Markteinführung deshalb um ein halbes Jahr verschieben mußten. Jetzt kommen sie kaum noch mit der Produktion nach. Der Eos stellt schon jetzt die Erfolge des offenen Golf und des New Beetle Cabrios in den Schatten, rechnet Walz vor. Fünf Monate nach Verkaufsstart waren schon rund 7.200 Eos in Deutschland zugelassen. Der offene Golf schaffte im gleichen Zeitraum seinerzeit gerade mal 3.500, der New Beetle als Cabrio knapp 4.700 Zulassungen. Grund genug für VW, jetzt nachzulegen: Künftig gibt es den Eos auch mit V6-Motor und 250 PS.

Abgesehen von dem "3.2"-Logo am Heck unterscheidet sich der Power-Eos nur auf den zweiten Blick vom "normalen" Eos. Wer genau hinsieht, der ird ihn an den serienmäßigen 17-Zoll-Leichtmetallfelgen erkennen, an den verchromten Querstreben im Kühlergrill und den kirschroten LED-Rückleuchten. Ansonsten bleibt der Eos auch mit einem Sixpack unter der Haube ein Eos: Ein Coupé-Cabriolet mit Klappdach und - dank fünfteiligem Hubdach - angenehm unauffälligem Heck, in das die Dachelemente automatisch zusammengefaltet werden. Und natürlich mit eingebautem Panorama-Glasdach. Dessen Nutzen allerdings kann man auch hier getrost bezweifeln: Wer es im Coupé-Betrieb tatsächlich öffnet muss schin bei Innen´stadttempo mit lautem Windgedröhne leben. Immerhin hann man sich - geschlossen - an dem Flutlicht erfreuen, das auch im Coupé von oben kommt. Wenn schon Frischluft, warum dann nicht gleich richtig und als Cabrio?

Nach wie vor ist das von Webasto entwickelte, 80 Kilogramm schwere Klappdach nur im Stand zu bedienen und braucht fast 30 Sekunden, um im Heck zu verschwinden. Wie bei den meisten CC-Mobilen fällt auch beim Eos das Beladen des Kofferraumes schwer, sobald das Dach geöffnet ist. Der Laderaum fasst dann statt 380 Liter (als Coupé) noch 205 Liter.

An der tadellosen Qualität gibt es ebenso wenig auszusetzen, wie an Platz und Komfort. Vier Passagiere finden im Eos Platz - selbst im Fond noch leidlich. Das Ambiente im Eos erinnert an den Golf - einen Schlag mehr Emotion hätte der Eos sicher verdient. Immerhin sorgen die Golf-Gene dafür, dass alles am Cockpit übersichtlich und wertig ist. Dazu exzellent verarbeitet - nichts wabbelt, nichts klappert, auch bei geöffnetem Dach. Serienmäßig kommt der V6-Eos unter anderem mit halbautomatischer Klimaanlage, Nebelscheinwerfern. elektrischen Fensterhebern.

Neu im Eos ist ein alter Bekannter: Der V6-Benziner mit 184 kW/250 PS, der unter anderem schon den R32 rasant voran treibt und der nun auch im Eos für einen satten Sound sorgt. Die 250 Pferdchen aus den 3,2 Litern Hubraum sind - zusammen mit dem Drehmoment von 320 Newtonmeter, die zwischen 2500 und 3000 U/min anliegen - gut für ordentliche Fahrwerte: Von 0 auf 100 km/h braucht der V6-Eos 7,3 Sekunden - der R32 ist nur weniger als eine Sekunde stürmischer. Und von den vergleichbaren Coupé-Cabrios kommt da nur der stärkste Volvo C70 halbwegs ran.

Schluss mit dem Vortrieb ist beim V6-Eos erst bei 243 km/h. Allerdings hinken die gefühlten Werte den gemessenen hinterher: Der V6 macht den Eos fast 100 Kilo schwerer als zum Beispiel der fast gleich schnellen Eos mit TFSI-Triebwerk auf die Waage bringt. Das sind Kilos, die man beim Beschleunigen zu spüren meint - auch wenn man nie wirklich an den Reserven zweifelt. Mit einem Verbrauch von 9,2 Liter SuperPlus ist der V6 zudem das durstigste Aggregat, das im Eos verbaut wird. Wer gelassenes Cruisen mit niedrigem Geräuschpegel und genussvoll brummelndem Motor mag, der ist mit dem unaufgeregten Sechszylinder dennoch bestens bedient.

Zu diesem gelassenen Charakter trägt das DSG seinen Gutteil bei. Auch im Eos arbeitet das Doppelkupplungsgetriebe eher bedächtig denn sportlich rasant. Wer mehr Spaß im rasanten Fahren und weniger die Freude an der Gelassenheit sucht, der kann über die Tasten am Lenkrad präziser und knackiger schalten. Das DSG schaltet über sechs Stufen und gibt die Kraft des Motors auf die Vorderräder. 250 PS und Frontantrieb? Im Eos kein Problem: Die Lenkung ist frei von den Antriebseinflüssen. Selbst beim rasanten Spurt zerrt die Kraft zu keiner Zeit an der Lenkung.

Über jeden Zweifel erhaben auch das ausgezeichnet abgestimmte und sichere Fahrwerk. Der Eos folgt präzise allen Lenkbewegungen, zeigt keine Neigung zu unangenehmen Überraschungen. In schnell gefahrenen Kurven hilft notfalls das früh eingreifende ESP. Zur Not unterstützt der Eos auch ungeübte Fahrer mit einem leichten Untersteuern. Die Lenkung ist präzise, richtungsstabil und zielgenau und vermittelt einen guten Kontakt zur Fahrbahn. Die Bremsen lassen sich gut dosieren und packen im Notfall kräftig zu. Mit einem Basispreis von 35.500 Euro ist der Eos mit V6-Motor sicher kein Schnäppchen. Erst recht, wenn man sich die Aufpreisliste anschaut, mit der man ihn ohne Mühen über die 40.000-Euro-Grenze heben kann. Dennoch ist der Eos V6 immer noch günstiger als ein zumindest leistungsmäßig in etwa vergleichbarer Audi A4 3.2 FSI, der schon ohne Extras mit 43.400 Euro zu Buche schlägt. Der Ford Focus CC ist nur bedingt eine Alternative - ihn gibt es nicht als 6-Zylinder und maximal mit 145 PS (24.925 Euro). Gleiches gilt für den Opel Astra TwinTop, der in der stärksten 200-PS-Version 29.945 Euro kostet. Auch im täglichen Betrieb ist der V6-Eos nicht unbedingt ein Sparschwein - allein schon vom der Benzinverbrauch her. Der V6 macht den Eos nicht zum rasanten Sprinter - wohl aber zu einem wohlig brabbelnden Cruiser mit viel Kraftreserven. Wer ein solides Cabrio sucht, das er auch im Winter problemlos als chices Coupé nutzen kann, der ist mit dem Eos generell bestens bedient. Und wer darüber hinaus eine satte Kraftentfaltung haben will, sollte sich den V6 zumindest mal für eine Probefahrt gönnen - die Chancen stehen gut, dass eine längere und lustvolle Beziehung daraus wird.

Quelle: Autoplenum, 2008-04-11

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