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Testbericht

Sebastian Viehmann, 9. November 2009
Vor einem Vierteljahrhundert stellte Mercedes die Baureihe 124 vor. Bis heute gilt der Wagen als eines der solidesten Autos der Marke und manchem gar als die wahre E-Klasse. Happy Birthday, Big Benz!

„Mittlere Mercedes-Klasse“ – mit dieser sperrigen Bezeichnung begann 1984 die Karriere der Baureihe W124. Erst 1993 durfte der Wagen E-Klasse heißen und begründete damit ein Modell, das bis heute für grandiosen Reisekomfort, hohe Wertbeständigkeit und eine nicht unbedingt jugendliche Zielgruppe steht. Denn auch bei den Preisen ist der große Mercedes eine Klasse für sich. Schon 1984 waren 31.640 D-Mark für das 109 PS starke Basismodell eine schöne Stange Geld.

Im Gegensatz zum kleineren Mercedes 190 (im Volksmund „Baby-Benz“ genannt) verkaufte sich die Baureihe 124 vom Fleck weg ausgezeichnet. Vom Design her lehnte sich der Wagen durch die sachliche Linienführung, die Karosserie aus hochfesten Stahlblechen sowie den niedrigen cw-Wert an den 190er an, der bei Mercedes übrigens unter Kompaktklasse lief. Bei beiden Modellen legten die Stuttgarter viel Wert auf Crash-Sicherheit, es gab aufwändig konstruierte Knautschzonen. Das charakteristische Heck, das sich nach hinten verjüngte und an den seitlichen Oberkanten stark abgerundet war, verbesserte die Aerodynamik. Gleichzeitig ermöglichte die Kofferraumkonstruktion mit den nach außen gerückten Rückleuchten eine niedrige Ladekante.

Ein unauffälliges, aber wirkungsvolles Detail des neuen Benz war der „Panorama-Scheibenwischer“. Durch eine Mischung von Dreh- und Hubbewegung deckte der Wischer 86 Prozent der Windschutzscheibe ab. Die Raumlenker-Hinterachse sorgte für gute Fahreigenschaften und hohen Komfort gleichermaßen. Die Motorenpalette startete mit dem Vergaser-Modell 200, den Einspritzern 230 E und 260 E sowie dem Top-Modell 300 E mit einem 180 PS starken Reihensechszylinder.

Doch es gab noch reichlich Luft nach oben. Auf dem Pariser Autosalon wurde 1990 der Mercedes 500 E vorgestellt. Unter der Haube lauerte ein V8-Motor mit fünf Litern Hubraum und 326 PS. Stuttgarts Antwort auf den BMW M5 beschleunigte in rund 6 Sekunden von 0 auf 100 Sachen, war 250 Km/h schnell und kostete fast 135.000 Mark. Für die Produktion des komfortablen Dampfhammers tat sich Mercedes mit Porsche zusammen, der 500 E lief in Zuffenhausen vom Band. Der hauseigene Veredler AMG setzte noch eins drauf und bot den E 60 AMG mit 381 PS an.

Beliebt war der große Mercedes jedoch weniger wegen solcher PS-Eskapaden, sondern eher wegen seines Langstrecken-Komforts und seiner Vielseitigkeit. Es gab den 124er als Limousine, als Coupé, als sechstürige Langversion und natürlich in der Kombi-Ausführung des T-Modells. Das verdiente sich schnell seinen Status als edler Familienkombi oder gehobene Vertreter-Kutsche. Zeitgleich mit dem Kombi führte Mercedes 1985 den Allradantrieb 4MATIC ein. 1992 fuhr der Sternträger auch offen – zum ersten Mal seit 20 Jahren hatte Mercedes wieder ein viersitziges Cabrio im Programm. Allein zur Versteifung der Karosserie mussten im Vergleich zum Coupé rund 1000 Teile neu konstruiert werden. Das Coupé war eng mit der Limousine verwandt, hatte aber einen um 8,5 Zentimeter kürzeren Radstand und wirkte insgesamt gefälliger als das Vorgänger-Coupé der Baureihe 123.

Auch in anderen Bereichen verdiente sich der solide Benz seine Lorbeeren. Wie schon sein unzerstörbarer Vorgänger W123, der in vielen Ländern der Erde selbst mit siebenstelliger Kilometerleistung noch als Taxi eingesetzt wird, war und ist der Mercedes W124 bei Droschken-Chauffeuren beliebt. Die Auswahl an – für damalige Verhältnisse – sparsamen Dieselmotoren war dementsprechend groß. Der harzige Wirbelkammer-Diesel 200 D mit schwachbrüstigen 75 PS machte den Benz zur Wanderdüne. Aus dem Stand vergingen rund 20 Sekunden, bis die Tachonadel gemächlich an der 100 Km/h-Marke vorbeischlenderte. Der Lohn war ein Verbrauch von 8 bis 9 Litern Diesel pro 100 Kilometer. Besser voran ging es mit dem 2,5 Liter großen Selbstzünder und erst recht mit dem 300 D Turbo, der dank Aufladung 147 PS bereitstellte.

Auch unter Lebensrettern war die erste E-Klasse sehr beliebt. Bei Feuerwehr und Hilfsorganisationen war der W124 unter der Bezeichnung „Hoch/lang“ viele Jahre lang der wohl am meisten genutzte Krankenwagen Deutschlands. Wegen der engen Platzverhältnisse im Patientenraum war er zwar wirklich nur zum Krankentransport und kaum zur Behandlung und Beförderung von Notfallpatienten konzipiert. Doch in Sachen Langstreckenkomfort rangierte der Benz im Vergleich zu Konkurrenten wie Ford Transit oder VW T4 bei vielen Rettungssanitätern ganz oben in der Beliebtheitsskala.

Die letzten W124 liefen 1997 vom Band und waren Cabrios. Mit 2,55 Millionen gebauten Exemplaren, davon mehr als zwei Millionen Limousinen, war der große Benz fast so erfolgreich wie sein Vorgänger: Beim W123 endete die Produktion im November 1985 nach fast 2,7 Millionen Autos.

Quelle: Autoplenum, 2009-11-09

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