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Testbericht

Peter Maahn/SP-X, 28. April 2016

  Es ist gut zwei Jahrzehnte her, dass BMW seinen Roadster Z3 vorstellte, einen Zweisitzer mit klassischem Stoffdach. Der Münchner Sportler wäre sicher zum meistverkauften Roadster Deutschlands geworden, hätte nicht Mercedes seinem Erzrivalen kurz zuvor die Show gestohlen. Mit dem ersten SLK, der sich mit Hilfe eines klappbaren Stahldachs per Knopfdruck zum wetterfesten Coupé verwandelte. Auf die geniale Konstruktion vertraut natürlich auch das aktualisierte Modell aus Stuttgart. Wobei sich allerdings die Fans des mittlerweile zur Ikone mutierten Roadsters an eine neue Bezeichnung gewöhnen müssen. Am Heck steht jetzt SLC, das „K“ wurde ins Archiv verbannt.

Die Neuordnung des einstigen Daimler-Buchstabensalats hat nun also den Frauenversteher mit Stern erreicht. Das hohe „C“ hat seinen Grund: Der Sportler gehört nun mal in die so bezeichnete Familie, auch wenn er technisch mit der Limousine recht wenig gemein hat. Mit der Mutter aller C-Modelle darf sich der kurze Sportler jetzt aber diverse moderne Systeme teilen. So lässt sich der Charakter des SLC per Knopfdruck beeinflussen, von betont sparsam (Eco), über gelassen komfortabel (Comfort) bis hin zum bissigen Sportmodus. Lust und Laune des Fahrers entscheiden. Gegen Aufpreis kann auch das Verhalten der Dämpfer dem persönlichen Gusto angepasst werden. Das stählerne Klappdach lässt sich jetzt bis 40 km/h öffnen. Neu ist die Einstiegsversion mit 1,6-Liter-Benziner, die ab knapp 35.000 Euro zu haben ist.

Unter blauem Frühlingshimmel an der Cote d´ Azur, durch das Kurvengeschlängel der Passstraße Col de Braus in den Seealpen oder den dichten Stadtverkehr der Nobel-Metropole Nizza muss der SLC zeigen, dass er nach wie vor das Maß aller Dinge in der Riege der kleinen Zweisitzer ist. Beim Rundgang sticht die veränderte Frontpartie mit den neu geformten Scheinwerfern ins Auge, in denen auf Wunsch LEDs leuchten. Der Kühler mit dem großen Stern im Zentrum steht steiler als bisher, die gepfeilte Motorhaube wirkt dadurch gestreckter. Serienmäßig ist der Grill in Diamantoptik, eine Hommage an den gut doppelt so teuren Bruder SL. Retuschen auch am Heck: Schmalere Rückleuchten und verchromte Endrohre im geriffelten Diffusor lassen den SLC optisch wuchtiger auf der Straße liegen. Die Änderungen sind in Summe aber so dezent, dass der jetzigen SLK keineswegs zum Oldtimer wird.

Im Gegensatz zu den beiden ersten Generationen des kleinen Spaßmachers, die zu gut 40 Prozent von weiblichen Kunden geordert wurden, hatte sich der SLK seit fünf Jahren auch äußerlich zu einem recht ansehnlichen Sportgerät entwickelt. Seitdem plündern deutlich mehr Männer ihr Bankkonto. Die neue Männlichkeit setzt sich beim SLC fort und wird spätestens beim Anlassen des Vierzylinder-Turbos im stärksten Benziner erlebbar. Trotz der Typenbezeichnung SLC 300 hat der über 46.000 Euro teure Roadster lediglich zwei Liter Hubraum, klingt aber nach mehr.

Die Sounddesigner spendierten ihm ein dumpfes Blubbern bei gelupftem Gaspedal kurz vor dem Gangwechsel, das je nach Drehzahl zu einem giftigen Fauchen mutiert. Ein ähnlicher Effekt stellt sich ein, wenn der SLC vor einer der zahlreichen Serpentinen auf der engen Passstraße oberhalb von Nizza heruntergebremst wird. Das automatische Zwischengas beim Runterschalten der serienmäßigen Neungang-Automatik lässt ihn kurz aufbrüllen. Noch mehr Herzblut ist an Bord, wenn für 1.416 Euro das erwähnte Fahrdynamikpaket geordert wird. Selbst Spitzkehren verlangten nur noch geringe Ausschläge des Lederlenkrads. Beim spaßigen Tanz auf den asphaltierten Spuren der Tour de France ist der auf dem Papier mit 5,8 Litern recht günstige Verbrauch des 300er natürlich nicht erfahrbar.  

Wird aber per Knopfdruck in den Eco-Modus gewechselt, schaltet die Automatik drehzahlschonend früher hoch, das entspannte Gleiten kann beginnen. Die Verbrauchsanzeige zählt beharrlich nach unten, eine „7“ vor dem Komma wird sichtbar. Dann bleibt auch die Muße, unter freiem Himmel das verfeinerte Innenleben zu genießen: das Cockpit mit den recht großen Luftauslässen, den jetzt 17,8 cm großen Monitor und die  Internetanbindung. Oder das neu geformte Lenkrad mit den Schaltpaddeln an den Naben. Oder die silbernen Zierelemente, die Chromumrandungen vieles mehr. Je nach Spendierfreudigkeit lässt die lange Preisliste kaum Wünsche offen.

Der Besuch im Fitness-Studio hat sich für den neuen SLC fraglos gelohnt. Der Zweisitzer behält hat auch der Umbenennung seinen Charakter, bleibt seinen Grundwerten als nettes Spielzeug für Singles oder kinderlose Paare treu. Denn ein Nachteil ist wie bisher der aufwendigen Dachkonstruktion geschuldet: Der Kofferraum ist im geöffneten Zustand zwangläufig sehr klein. Wer mit großem Gepäck reisen will, sollte die Koffer per Paketdienst vorausschicken. Ein Zugeständnis gegenüber der einst so treuen weiblichen Kundschaft konnten sich die Marketing-Experten aber nicht verkneifen. Im Zubehörshop gibt es den zur Autofarbe passenden Nagellack.

Mercedes SLC - Technische Daten
Zweitüriger Roadster mit Vario-Dach, Länge: 4,13 Meter, Breite (mit Außenspiegeln): 1,82 Meter, Höhe: 1,30 Meter. Radstand: 2,43 Meter, Gewicht: 1.505 kg, Zuladung: 315 kg, Kofferraumvolumen: 225-335 Liter.
Antrieb: Vierzylinder-Benzinmotor mit Turbo und Direkteinspritzung, Hubraum: 1.991 ccm, 180 kW/243 PS, maximales Drehmoment: 370 Nm bei 1.300 – 4.000 U/min., Neungang-Automatik, Heckantrieb. Vmax: 250 km/h, 0-100 km/h in 5,8 s, Durchschnittsverbrauch: 5,8 l/100 km, CO2-Ausstoß: 134 g/km, EU 6.
Grundpreis: 46.380 Euro
Weitere Motorisierungen:
SLC 180: Vierzylinder-Benziner mit Turbo, Hubraum: 1.595 cm3, 115 kW/156 PS, 250 Nm bei 1.200 bis 4.000 U/min. Vmax: 226 km/h. 0-100 km/h: 7,9 Sekunden. Verbrauch: 5,6 l/100 km. Co2: 127 Gramm/km. 6-Gang-Schaltgetriebe, Preis: ab 34.926 Euro
SLC 200:Vierzylinder-Benziner mit Turbo, Hubraum: 1.991 cm3, 135 kW/184 PS, 300 Nm bei 1.200 bis 4.000 U/min.,  Vmax: 240 km/h. 0-100 km/h: 7,0 Sekunden. Verbrauch: 6,1 l/100 km. Co2: 142  Gramm/km. 6-Gang-Schaltgetriebe, Preis: ab 39.805 Euro
SLC 250 d: Vierzylinder-Diesel mit zwei Turboladern, Hubraum: 2.143 cm3, 150 kW/204 PS, 520 Nm bei 1.600 bis 1.800 U/min. Vmax: 245 km/h. 0-100 km/h: 6,6 Sekunden. Verbrauch: 4,4 l/100 km. Co2: 114  Gramm/km. Neungang-Automatik, Preis: ab 43.524 Euro
AMG SLC 43: Sechszylinder-Benziner mit Bi-Turbo, Hubraum: 2.996 cm3, 270 kW/367 PS, 520 Nm bei 2.000 bis 4.200 U/min. Vmax: 250 km/h. 0-100 km/h: 4,7 Sekunden. Verbrauch: 7,8 l/100 km. Co2: 178 Gramm/km, Effizienzklasse D, Neungang-Automatik, Preis: ab 59.887 Euro

Kurzcharakteristik:
Warum: Weil er ein Jungbrunnen für Singles ist, die den Beifahrersitz gerne für interessierte Mitfahrer bereithalten
Warum nicht: Weil die Kinder nörgeln, wenn sie nie mit auf Tour gehen dürfen
Was sonst: Der neue Porsche Boxster oder Mazda MX5/Fiat 124
Was kommt noch: Derzeit nichts in Sicht.

Fazit
Zusammen mit der fälligen Auffrischung hat Mercedes seinen kleinen Roadster umbenannt. Aus SLK wird SLC, aber sonst ist fast alles wohlvertraut.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-04-28

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