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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 6. August 2013
Die Mercedes-Tuning-Tochter AMG und Aston Martin gehen eine Partnerschaft ein. Was steckt hinter der Verbindung der beiden vermeintlichen Konkurrenten im Sportwagen-Segment?

Die Meldung kam nicht ganz aus heiterem Himmel: Die Mercedes-Tochter AMG verbündet sich mit Aston Martin. Branchen-Kenner runzelten zunächst die Stirn. Warum sollte sich der schwäbische Autobauer, der ja auch nicht momentan einen Umsatzrekord nach dem anderen einfährt, einen weiteren Klotz an das Bein binden? Zumal Aston Martin im Grunde ein indirekter Konkurrent von AMG ist. Vor allem, weil das letzte Jahr nicht unbedingt das Beste in der Geschichte des englischen Sportwagenbauers war. Auf dem Heimatmarkt verkaufte Aston Martin 2012 nur noch 932 Autos. In den zwölf Monaten zuvor waren es noch 1.024. Das bedeutete ein Minus von 8,98 Prozent. Geht es um die weltweiten Verkäufe, werden die Engländer noch schmallippiger. Im letzten Jahr haben die Engländer um die 4.000 Autos verkauft. Vor dem Jahr 2009 und der Wirtschaftskrise waren es rund 7.000. Neue Modelle? Fehlanzeige.

Auch wenn Aston-Martin-Chef Ulrich Bez immer wieder betont, dass die Anzahl der verkauften Autos nichts über die Profitabilität aussagt, braucht es kein automotives Superhirn, um zu erkennen, dass mit solchen Zahlen die dringend benötigten Entwicklungen nicht wirklich vorangetrieben werden können. Modelle wie der DB9 und der Vantage sehen sich einer immer stärkeren Konkurrenz-Situation ausgesetzt. Die Technik ist bisweilen betagt und selbst das Design wiederholt sich. Moderne Assistenzsysteme sind einer der großen Schwachpunkte der Bond-Mobile von der Insel. Gut Aussehen alleine reicht nicht mehr. Eine bekannte Klausel der Abmachung sagt aus, dass auch die Lieferung von Elektrik-/Elektronik-Bauteilen an die Briten vorgesehen ist. Das dürfte auch solche Technologien beinhalten.

Schon vor zwei Jahren gab Aston-Martin-Chef Ulrich Bez zu, nach einem Partner zu suchen. Auch damals war Daimler in der engeren Verlosung. Auch die BMW Group überlegte, das Dreimarken-Portfolio aus BMW, Rolls-Royce und Mini um eine vierte Sportwagenmarke zu erweitern. Doch die Bayern winkten letztlich ab: zu aufwendig, zu teuer. Jetzt ist die Verbindung aus Daimler und Aston Martin automobile Realität. Bei genauerer Betrachtung der bekannten Abmachungen wird aus dieser Liaisons Dangereuse durchaus eine potenzielle Win-Win-Situation. Es ist durchgesickert, dass Aston Martin angeblich sehr wohl für die Motoren, die derzeit noch von Ford in Köln produziert werden, zahlen muss. Also bekommt AMG Geld in die Kasse und die Engländer im Gegenzug hochwertige, moderne Triebwerke, die dem Anspruch des Sportwagenherstellers eher gerecht werden, als die angestaubten Ford-Aggregate. Außerdem sparen die Engländer damit Entwicklungskosten. Schließlich fahren ja auch die Pagani-Supersportler mit AMG-Power. Im Rahmen dieser Partnerschaft könnte dann auch der SUV Lagonda auf den Markt kommen, der 2009 als Studie für Aufsehen sorgte, auf einem Mercedes GL basierte, aber auf Grund mangelnder Mittel nicht realisiert werden konnte. Mittlerweile ist die Zeit reif für Luxus-SUVs, die sich zu einem guten Geschäft entwickeln. Mit der Unterstützung von Mercedes-Benz könnte dieses Projekt relativ schnell realisiert werden. Damit könnten die Schwaben ihre Produktionsstätten besser auslasten.

Auch wenn die Aston-Martin-Stückzahlen nach Daimler-Maßstäben keinen entscheidenden Unterschied machen, sind die Skaleneffekte für AMG durchaus positiv. Da eben auch die Entwicklungsausgaben reduziert werden. Interessant wird die Hochzeit, wenn man die weiteren bekannten Vereinbarungen betrachtet. Im Rahmen der technischen Zusammenarbeit bekommt Daimler sukzessive bis zu fünf Prozent der Anteile an Aston Martin. Obendrauf gibt es noch einen Sitz im Vorstand als Beobachter-Status. Doch wer die Dynamik solcher Gremien kennt, weiß, dass das Wort des schwäbischen Vertreters sicher einiges an Gewicht haben wird. Jeder der Carl von Clausewitz\\\' Buch "Vom Kriege", das zum Standardwerk eines jeden besseren BWL-Seminars gehört, gelesen hat, weiß, dass, wenn man einmal den Fuß in der Tür hat, der Anfang der Eroberung schon gemacht ist. Zumal die technische Zusammenarbeit, sich auch ausbauen lässt. Und in Stuttgart-Untertürkheim hat man sicher auch die Erfolgsgeschichten BMWs mit Rolls-Royce und VWs mit Bentley interessiert verfolgt. Dann könnte doch Aston Martin zu einem Kronjuwel im Daimler-Portfolio werden.

Quelle: Autoplenum, 2013-08-06

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