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Testbericht

Benjamin Bessinger/SP-X, 1. Februar 2013

Er ist der Shooting-Star im internationalen Rallye-Zirkus: Schon bei seiner Premiere hat es der VW Polo WRC im Januar bei der Rallye Monte Carlo auf den zweiten Platz geschafft. Mit Allradantrieb, sequentiellem Getriebe und vor allem mit einem rund 231 kW/315 PS starken 1,6-Liter-Motor ist aus dem biederen Klein- ein brutaler Bollerwagen geworden, der in seiner wie nach einem Bodybuilding aufgeblasenen Kunststoff-Karosse offenbar von nichts und niemandem aufzuhalten ist.

Dieses aberwitzige Auto zu fahren, ist ein Privileg, das nur ganz wenigen aus der Mannschaft um Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala vorbehalten bleibt. Schließlich gibt es pro Saison nur ein halbes Dutzend Rennwagen, die alle von Hand bei VW Motorsport in Hannover montiert und deshalb auf jeweils rund 350.000 Euro taxiert werden. Doch lassen die Niedersachsen die eingefleischtesten Fans an diesem Vergnügen zumindest ein wenig teilhaben. Denn getreu des Rallye-Reglements bauen sie für die Homologation des Rennwagens in einer Kleinserie von 2.500 Exemplaren auch ein Straßenauto, das es in sich hat: Den Polo R WRC Street. Denn 162 kW/220 PS und ein Spitzentempo von 243 km/h machen ihn zum schärften Polo aller Zeiten. Allerdings markiert er nicht nur in dieser Disziplin die Spitze: Auch sein Preis von 33.900 Euro ist bis dato unerreicht.

Dafür gibt es statt des 1,4-Liter-Motors aus dem Polo GTI den 2,0-Liter aus dem Golf GTI, den die Ingenieure der R GmbH noch ein bisschen weiter getunt haben. Jetzt beginnt der rote Bereich des Drehzahlmessers erst knapp unter 7.000 Touren und der Vierzylinder hängt so willig am Gas, dass man den Fuß kaum vom Pedal nehmen möchte. Nicht mal zum Schalten. Muss man auch nicht. In der Stadt reicht eigentlich der erste Gang, im zweiten kommt man weit über 100 und wenn man den dritten lange genug stehen lässt, sind mehr als 150 Sachen drin. Dabei singt der Polo das heißere Lied von der Lust an der Leistung und der Fahrer lacht lauthals über die Schaltanzeige, die gegen den Bleifuß völlig machtlos ist. Klar, kann man den Normverbrauch von 7,5 Litern dann glatt vergessen und locker mit dem Doppelten rechnen. Aber wer so viel Geld für so ein kleines Auto ausgibt, der zahlt auch an der Tankstelle bereitwillig mit einem Hunderter und zückt nicht einmal seine Payback-Karte.

Kleines Auto, großer Motor; viel Kraft und wenig Gewicht - diese Kombination garantiert imposante Fahrleistungen: Deutlich leichter und entsprechend agiler als ein Golf GTI hechtet der potente Polo in 6,4 Sekunden von 0 auf 100 und wird auf der Autobahn zum Schrecken der Überholspur. Denn die Passat- und Dreier-Fahrer schauen nicht schlecht, wenn sich im Rückspiegel plötzlich mit mehr als 240 Sachen ein Kleinwagen breit macht. Selbst die Rallye-Piloten könnten da neidisch werden. Zwar beschleunigt ihr Auto noch viel schneller und hat die 100 km/h schon nach weniger als vier Sekunden auf der Uhr, doch spätestens bei Tempo 200 ist für die Profis Schluss. Schließlich gibt es auf ihren Kursen keine Gerade, die lange genug wäre, um so ein Tempo überhaupt zu erreichen.

Damit der Polo diese Kraft auch ohne den Allradantrieb des Rallye-Modells halbwegs sauber auf den Asphalt bekommt, hat VW das Fahrwerk spürbar strammer angestimmt und den Wagen um zwei Zentimeter tiefer gelegt. Jetzt liegt er tatsächlich wie ein Brett auf der Straße, ohne dass er deshalb zum Knochenschüttler würde. Aber trotz allem braucht er eine kundige Hand und einen festen Griff, weil der Vorderwagen auf holprigen Strecken nervös zu tänzeln beginnt und die ESP-Leuchte beim Kavalierstart flackert wie das Flutlicht in der Disco.

Zwar ist dieser Polo unter dem Blech ein ernstzunehmender Sportwagen. Und auch die enger geschnittenen Sitze sowie das griffigere, unten abgeflachte Lenkrad lassen keinen Zweifel an seiner Bestimmung. Doch zumindest außen gibt das Auto den Leisetreter. Nicht nur, dass VW sich aus Kostengründen die Karosseriearbeiten gespart hat und sich deshalb auf neue Schürzen an Front und Heck sowie den kleinen Dachspoiler beschränkt.  Selbst die Aufkleber des Rennwagens bleiben die Niedersachsen ihren Kunden mit Blick auf die Markenrechte bis auf ein paar blaue Rallye-Streifen schuldig. Aber das dürfte die Kunden kaum stören: Für kleines Geld macht die jeder bessere Copy-Shop.

VW Polo R WRC Street  – Technische Daten:
Vierzylinder-Turbo,  1.984 ccm, 162 kW/220 PS, 350 Nm , Frontantrieb, Vmax: 243 km/h, 0-100: 6,4 s, Durchschnittsverbrauch: 7,5 Liter, CO2-Ausstoß: 174 g/km
Preis 33.900 Euro.

Kurzcharakteristik
Alternative zu: den GTI-Version von Polo und Golf und zu Rallye-Rabauken wie dem Mini John Cooper Works oder dem Citroen DS3 Racing
Passt zu: eingefleischten VW-Fans und den Besserverdienern unter der Landjugend.
Sieht gut aus: auf jeder kurvigen Landstraße und im Fahrerlager der Rallye-WM
Wann kommt er: die Auslieferung beginnt im September

Zum ersten Mal seit bald 40 Jahren mischt VW wieder in der Rallye-Weltmeisterschaft mit. Davon profitieren die Freunde der Marke nicht nur am Fernseher. Weil die Motorsport-Organisationen ein Homologationsmodell vorschreiben, können zumindest 2,500 eingefleischte VW-Fans das sportliche Engagement auch auf der Straße genießen – mit dem stärksten Polo aller Zeiten.

Fazit
Zum ersten Mal seit bald 40 Jahren mischt VW wieder in der Rallye-Weltmeisterschaft mit. Davon profitieren die Freunde der Marke nicht nur am Fernseher. Weil die Motorsport-Organisationen ein Homologationsmodell vorschreiben, können zumindest 2,500 eingefleischte VW-Fans das sportliche Engagement auch auf der Straße genießen – mit dem stärksten Polo aller Zeiten.

Quelle: Autoplenum, 2013-02-01

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