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Testbericht

4. März 2011

Der nächste „Junge Wilde“ steht in der Einfahrt: der Seat Leon Cupra R. Jung ja, aber wild? Wenn man sich da mal nicht täuscht. Immerhin werden hier weniger als 1,5 Tonnen von 265 Pferdestärken angetrieben. Wir erinnern uns: Der Porsche 911 (Typ 993) hat gerade mal 10 PS mehr.

Der „Löwe“ im Schafspelz...
... wäre man geneigt zu sagen. Der Leon protzt nicht mit seinem Spoiler, wie beispielsweise ein Ford Focus RS, zeigt nicht seinen breiten Rücken, wie der Volkswagen Scirocco R, sondern kommt eher schmalbrüstig daher.

Aber nein, das ist nur der erste flüchtig Blick. Denn beim zweiten sieht man die geschwungene Sicke in der Seite, die dem Auto eine gewisse Schnittigkeit verleiht und natürlich fallen die mächtigen 19-Zöller-Aluräder auf. Achtung: Hier will jemand Kraft auf die Straße bringen. Das „R“ ist auf dem Auto gut versteckt, aber das geübte Auge findet es und sieht auch, dass der „R“ sich stärker duckt als der „normale“ Leon.

Sportsitze sind Pflicht
Der sportliche Eindruck verfestigt sich beim Einsteigen. Mit etwas Schwung fällt man in die Cupra-Sportsitze. Die Wulst in den Sitzen wird man beim schnellen „Ritt“ durch die Kurven brauchen. Man sitzt bequem, aber nicht „sportwagen-like“ auf dem Fußboden.

Der Start fällt ohne Start-Stopp-Taste unspektakulär aus und der Sound ist eher ein Grummeln als ein „Böllern“. Der Cupra lässt sich wie ein Golf bewegen. Wenn man mit einem „zarten“ Gasfuß unterwegs ist und die Gänge (wie vorgeschlagen) zügig hochschaltet, kann man den Sportler wie ein Familienauto bewegen. Aber wehe, wenn man ihn los lässt: Ab etwa 3.000 Umdrehungen merkt man die 350 Nm (bei 2500 – 5200 1/min) Drehmoment und der Seat Cupra R zeigt, dass er sich auch auf den Rennstrecken dieser Welt zu Hause fühlt (s.a. Seat Leon Cupra R-Cup auf Autoplenum.de). Ab 4.000 Umdrehung „schießt“ der Cupra los und die 235er ZR 19  (Zugelassen > 240 km/h) „krallen“ sich in den Asphalt.

Moderater Kraftstoffverbrauch
Übrigens: Der Seat Leon Cupra R wurde mit einem Durchschnittsverbrauch von 9,8 Litern bei uns abgestellt. Ich denke aber, man wird ihn auch zwischen 6 bis 7 Litern (Super / Super Plus) bewegen können. Seat prognostiziert einen Kraftstoffverbrauch von 10,7 / 6,6 / 8,1 (gem. Richtlinie 80/1268/EWG). Wir werden es überprüfen. Der „R“ ist mit sportlichen 250 km/h (abgeregelt) angegeben. Auch diesen Wert werden wir testen. Den Seat Cupra R gibt es bereits ab 30.590 Euro, das sind gerade 115,43 Euro pro PS.

Der Seat Leon Cupra R protzt nicht mit einem dicken Spoiler oder Seitenschwellern. Seine 19-Zöller und das dezente „R“ sind die einzigen Hinweise: Hier kommt ein Sportler, der auch im Motorsport eingesetzt wird.

autoplenum.de-Vergleichsstrecke
Heute geht es mit dem Cupra R auf die Vergleichsstrecke. Dieses neue Feature habe ich bei den Kollegen von „auto motor sport“ (ams) abgekupfert. Wir fahren demnächst mit allen Testfahrzeugen diese genau festgelegte Strecke ab. Die Strecke ist 54 Kilometer lang, hat einen kurzen Streckenabschnitt Autobahn aber keinen Stadtabschnitt.

Los geht’s. Draußen sind es zwei Grad plus. Der Wagen ist kalt und in der Anfangsphase „schlürft“ der Cupra locker im Durchschnitt über 11 Liter Super-Plus. Dass müssen wir beim nächsten Mal anders machen. Der Wagen muss warm sein, um einen vergleichbaren Verbrauchswert zu erzielen. Am Ende ist die Stoppuhr bei 47 Minuten stehen geblieben, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 69 km/h. Der Kraftstoffverbrauch lag bei 8,2 Litern pro 100 Kilometern. OK, das ist kein schlechtes Ergebnis. Aber der Verbrauch könnte auch noch etwas niedriger ausfallen.

Übrigens, ich bin nicht extrem langsam gefahren, habe nicht bereits bei 1.200 Umdrehungen geschaltet, sondern, wie es sich bei so einem Auto gehört, vernünftig (moderat) bis etwa 2.200 bis 2.500 (max. 3.000) beschleunigt und dann zügig hochgeschaltet. Natürlich habe ich, wann immer es sinnvoll war, den Tempomat eingeschaltet.

Selbstverständlich habe ich überall die Geschwindigkeitsvorgaben eingehalten. OK, anstatt 50 auch mal 55 km/h, aber Überland maximal 100 km/h, auf der Autobahn nach der ersten Beschleunigungsphase ständig 120 km/h, nur beim Überholen habe ich mich dem Verkehrsfluss angepasst und bin auch mal kurz 140 bis 150 km/h gefahren.

Der Sportler und Kurvenkünstler
So, jetzt aber los auf die Spassrunde. Dieselbe Strecke jetzt flott gefahren, ohne auf den Spritverbrauch zu achten. Weitere Vorgaben: Auf der Autobahn so schnell wie möglich, auf der Landstraße moderat schneller als erlaubt, also maximal 110 km/h. Ich will ja meinen Führerschein nicht riskieren.

Der Seat Leon Cupra R schiebt mächtig los, als wollte er sagen, endlich Schluss mit der Bummelei. Die Gänge werden jetzt bis 3000 – auch mal bis 4000 Umdrehungen hochgezogen. Das Triebwerk faucht und manchmal ist auch ein Abblasgeräusch zu hören – nicht so wie beim Ford Focus RS – aber vernehmlich. Nach 38 Minuten stehen wir wieder auf dem Parkplatz, etwas erschöpft aber glücklich. Die Durchschnittsgeschwindigkeit konnte mit 85 km/h protokolliert werden, der Verbrauch lag bei 11,8 Litern pro 100 Kilometern. Auf der Autobahn waren mal kurz 240 km/h möglich. Die 10 km/h bis zum Begrenzer werden wir sicherlich noch erleben.

Die kurvige Landstraße ist das Lieblings-Terrain den Cupra S. Die Kurven nimmt er zackig wie Felix Neureuter und die Fähnchen könnten gar nicht eng genug gesteckt sein. Die Autobahn macht richtig Spaß, aber leider wird man im Rückspiegel der anderen Verkehrsteilnehmer nicht als Sportwagen wahrgenommen. Nur unwillig hat man uns Platz gemacht. Die 11,8 Liter auf 100 Kilometer gehen in Ordnung, schließlich hat sich der Cupra ordentlich ins Zeug gelegt.

Der Seat Leon Cupra R ist ein typisches Understatement Fahrzeug. Erst auf dem zweiten Blick erkennt man, dass der Cupra R keinen GTI oder GSI fürchten muss. Bei Audi muss schon der Audi TTS ran, um den Cupra (0-100 km/h in ca. 6 Sekunden) halten zu können.

Daher ist es für einen BMW 1er-Fahrer (vermutlich ein 120i) auch ein schmerzliches Erlebnis, wenn er von hinten erst drängelt und dann, wenn endlich die Autobahn frei ist, ganz einfach von diesem Nobody „abgelascht“ wird. Ein Erlebnis, was er vermutlich beim nächsten Stammtisch verschweigen wird, so nach dem Motto: „Da wollte ich mal eben einen Seat überholen – und nach wenigen Sekunden war dieser am Horizont verschwunden.“

ADAC Fahrsicherheitszentrum (FSZ) in Augsburg
Auf dem Weg nach Augsburg macht sich der Sportler schon mal warm. Denn ohne geschmeidige Muskeln, sollte kein Hochleistungssportler sein Potential abrufen. Der Leon brabbelt im Standgas, will endlich los. Aber die Fotografen wollen erst noch einige Fotos vom Saubermann haben, das Licht ist gerade so gut.

Nach ein paar vorsichtigen Runden sind die Pneus auf Betriebstemperatur. Jetzt legt der Cupra R los. Er hat den Trainingsanzug ausgezogen, zieht gierig in jede Kurve, der Motor schreit nach Drehzahl. Der Cupra R klebt auf der Straße. In meiner Lieblingskurve, einer langgezogenen Linkskurve, merkt man, dass das Heck ganz dezent driftet. Geht da noch mehr? In der nächsten Runde kommt das Heck noch ein wenig mehr – aber der Cupra ist weiterhin einfach zu händeln. Der Grenzbereich ist ganz einfach auszuloten, kein hektisches Eingreifen des ESP – einfach nur Klasse. Gänsehaut, Grinsen im Gesicht – was für ein herrliches Spielzeug.

Der Seat Cupra R hat unheimlich viel Spaß gemacht. Heute wird er wieder von Seat abgeholt. Wir werden ihn vermissen, den unauffälligen Kraftmeier. Zeit für eine Zusammenfassung.

Audi Q7 nur Sparringpartner
Typische Situation auf dem Long-Turn-Run. Ein weißer Audi Q7 stellt sich nicht an, beim Wechsel von der A33 auf die A44 – man hat ja keine Zeit. Vor mir ein Passat, dazwischen der vorgeschriebene Abstand. Und da will der Q7 rein.

Ich verkürze den Abstand zum Vordermann. Bitte hinten anstellen, wie es sich auf deutschen Autobahnen gehört. Nein, der Q7 will unbedingt in die Lücke, die gar nicht mehr vorhanden ist! Mir bleibt nur das Ausweichen auf die Standspur, sonst hätte es gekracht. Kurz das Gaspedal berührt und wieder hinter dem Passat eingefädelt. Tja, so Leid es mir für den Geschäftsmann mit dem Q7 tut. Dieser Audi ist für den Cupra R kein Gegner sondern nur ein Sparringpartner.

Schmusekater oder Löwe
Der Sound ist ja ein wichtiges Thema bei einem Sportwagen. Seat hat den Spagat geschafft zwischen flüsterndem Schmusekater und brüllendem Löwen. Mir persönlich gefällt der brüllende Löwe gut. Auto Motor Sport hat in einer seiner letzten Ausgaben mitgeteilt, dass bei Volkswagen geplant ist, dass die “R”-Modelle demnächst lauter abgestimmt werden. Als Kundenwunsch wird umgesetzt, dass das ESP komplett ausgeschaltet werden kann. Bislang war es ja so, dass nach dem Ausschalten des ESP, dieses in Extremsituationen weiterhin eingreift. Ob der Cupra R ebenso modifiziert werden soll, bleibt abzuwarten.

Kraftstoffverbrauch
Ich finde der Kraftstoffverbrauch ist OK. Zwar kann auf langer Strecke kaum ein Schnitt von unter acht Litern realisiert werden, aber immerhin wollen ja auch 265 Pferde satt werden.

Modus Länge Speed Verbrauch
Autoplenum Vergleichsrunde (sparsam) 54 km 69 km/h 8,2 l/100 km
Autoplenum Vergleichsrunde (schnell) 54 km 85 km/h 11,8 l/100 km
Schnelle Runde mit MaxSpeed 250 km/h 39 km 82 km/h 15,8 l/100 km
Langstrecke 614 km 106 km/h 10,0 l/100 km
Sparsam 31 km 53 km/h 7,5 l/100 km

Fazit
Der Seat Leon Cupra R ist ein phantastisches Auto mit einem hohen Spaß- und Suchtfaktor. Wer mit einem Auto angeben oder protzen will, sollte sich jedoch für einen der anderen “Jungen Wilden” entscheiden. Mit dem Seat Leon Cupra R kann man auch beim zukünftigen Schwiegervater (wir erinnern uns an die Mercedes Werbung) vorfahren ohne in die Ecke “Radaubruder” gestellt zu werden. Der “R” geht sogar als Familien-Golf durch, um im nächsten Moment einen VW Golf GTI mal eben die Rücklichter zu zeigen.

Linktipp
Der Seat Leon auf autoplenum.de

Fotos (c) Redaktionsbüro Kebschull

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