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Testbericht

Stefan Grundhoff, 8. April 2011
Range Rover gelten als elitär, schwer und sündhaft teuer. Das soll sich ändern. Mit dem Evoque betreten die Briten Neuland. Die Marke soll jünger, weiblicher und greifbarer werden.

„Bei uns bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen“, berichtet Dr. Ralf Speth, Chef der britischen Doppelmarke Jaguar / Land Rover, „wir gehen alles an. Es sind phantastische Marken, für die es lohnt zu kämpfen. Der Range Rover Evoque ist für uns dabei ein echter Startschuss.“ Mehr als 180.000 Fahrzeuge hat die Geländewagenabteilung von Jaguar / Land Rover im Jahre 2010 weltweit verkauft. „Dieses Jahr werden wir die 200.000-Stück-Marke knacken“, blickt Markenchef John Edwards zuversichtlich nach vorn, „2011 wird unser bisher bestes Jahr. Im ersten Quartal gab es einen Zugewinn von 16 Prozent.“ Hören die Land-Rover-Verantwortlichen den Begriff „China“, beginnt ihr Gesicht zu strahlen. Der Zuwachs 2010: mehr als 100 Prozent auf über 23.000 Fahrzeuge. Dieses Jahr will man sich auf über 40.000 Stück steigern. Tendenz steigend.

Während auf dem Boommarkt China die imagereichen Topmodelle Land Rover Discovery, Range Rover und Range Rover Sport wie frisch abgeschnittenes Brot laufen, soll in Europa insbesondere ab diesem Herbst mit dem neuen Range Rover Evoque die Post abgehen. Mit nur 4,36 Metern Länge, einem Gewicht von 1,7 Tonnen und einem Einstandspreis von knapp über 33.000 Euro will man bei Fahrzeugen wie BMW X1, Mini Countryman, VW Tiguan oder Audi Q3 wildern. „Der Evoque erschließt uns als Marke dabei völlig neue Kundengruppen“, erklärt John Edwards, „die Kunden werden jünger und es werden mehr Frauen zu uns kommen.“ Ein Range Rover, der in den Niederungen der SUV-Mittelklasse wühlt, hätte es vor ein paar Jahren wohl kaum gegeben. Der neue Evoque ist dabei eine Mischung aus gigantischen Range Rover und einem kleinen Mini Cooper. So hätten sich viele Mini-Fans den Countryman gewünscht. Es gibt den Range Rover Evoque als Drei- und Fünftürer, mit einer Benzin- und zwei Dieselvarianten. Das Leistungsspektrum: 150, 190 und 240 PS. Während die althergebrachten Range-Rover –Fans bei ihrem heiß geliebten Aushängeschild noch auf die längst überfällige Abmagerungskur warten, ist das Einstiegsmodell schon weiter: Dach und Haube aus Aluminium, die Heckklappe aus Hightech-Glasfaser und Composite, dazu die Schürzen und vorderen Kotflügel aus Kunststoff. „Das Einstiegsmodell wiegt so nicht einmal mehr 1,6 Tonnen“, zeigt sich der Land-Rover-Chefentwickler Dave Mitchell sichtlich zufrieden.

Der zwei Liter große Benziner stammt aus dem Hause Ford. Turbolader und Direkteinspritzung entlocken dem Vierzylinder 177 KW / 240 PS. 0 auf 100 km/h in 7,6 Sekunden, 217 km/h Spitze und 340 Nm maximales Drehmoment sind ordentliche Werte. Dabei soll der Brite 8,4 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen. Deutlich sparsamer ist der 2,2 Liter große Dieselmotor aus dem Hause PSA, der in zwei Leistungsstufen mit 150 und 190 PS zu bekommen ist. Der Einstiegsdiesel verbraucht als 150 PS starker Fronttriebler nicht einmal fünf Liter. Doch bei einem echten Range Rover – und genau das will der Evoque sein – sollte man sich die Mogelpackungen mit Frontantrieb sparen. Für 1.800 Euro Aufpreis gibt es auch den 150-PS-Diesel mit standesgemäßem 4x4-Antrieb. Im Gegensatz zur Konkurrenz soll der kleinste aller Range-Modelle auch im Gelände punkten. Die Wattiefe liegt bei 50 cm während das Terrain-Response-System teilautomatisch das rechte Fahrprogramm für Straße, Sand oder Schnee auswählt.

Die beste Wahl im Modellprogramm ist aktuell der Range Rover Evoque SD4 mit 190 PS und Allradantrieb ab 37.700 Euro. Der Normverbrauch des großen Allradlers mit Automatikgetriebe liegt bei 6,4 Litern. 0 auf 100 km/h in 8,5 Sekunden gehen in Ordnung, doch 195 km/h Spitze sind etwas dünn. Testfahrer Phil ist von den Qualitäten des Fahrwerks derweil ganz verzückt. Mit Tempo 80 fährt er den Evoque auf die lange Gerade des Landstraßenkurses auf dem Testgelände in Gaydon ein und beschleunigt munter weiter. „Der SD4-Dieselmotor hat mit 420 Nm mächtig Biss und die aktive Dämpferregelung hält die Karosserie jederzeit stabil“, erklärt der erfahrene Testpilot. Mit mehr als Tempo 130 geht es über den holprigen Fahrbahnbelag der englischen Landstraßen nachempfunden ist und die kleine Sprungkuppe. Der Evoque hebt ab und federt kraftvoll ein, macht ansonsten aber keine Anstalten des Unwohlseins. Vollbremsung und Phil strahlt: „So soll es sein. Das machen alles unsere neu entwickelten elektronischen Dämpfer.“

Das Vorserienmodell läuft auf 19-Zöllern und ist mit dem 190-PS-Diesel und Sechsgang-Automatik ausgestattet. Das Triebwerk ist nicht so leise und laufruhig wie die identische Besetzung im Jaguar XF 2.2 i4 Diesel, passt aber gut zum Crossover. Während der Handschalter über die standesgemäße Start-Stopp-Automatik verfügt, bleibt dies bei der Automatikvariante des Range Rover Evoque außen vor. Der Jaguar XF Vierzylinder ist ab Herbst mit der neuen Achtgang-Automatik mit Start-Stopp-Automatik unterwegs. Im Evoque wird das aus dem Land Rover Freelander bekannte Automatikgetriebe mit sechs Stufen von Aisin verbaut. Die Produktion des Evoque erfolgt im Land-Rover-Werk Halewood.

Auch im Innenraum will der Evoque ein echter Range Rover sein. Das Armaturenbrett ist ansehnlich, wenn gleich die Instrumente etwas verspielt sind. Im Dynamikmodus des Terrain-Response-Programms werden die Instrumente rot illuminiert. Etwas zu viel des jugendlichen Gedankenguts. Doch ansonsten sieht alles ordentlich aus und fasst sich wertig an. Vollelektrische Ledersitze, DVD-Entertainment im Fond, Bildschirmnavigation und eine elektrische Heckklappe bieten in dieser Klasse auch gegen Aufpreis nicht alle. Der Laderaum schluckt 550 bis 1.445 Liter. Bei diesem Gesamtpaket hat es der Marken-Bruder Land Rover Freelander in Zukunft wohl schwer, Kunden zu gefallen. Bestmarken beim Platzangebot darf man bei einer Evoque-Gesamtlänge von 4,36 Metern jedoch kaum erwarten, doch im Fond lässt es sich auch mit Gardemaß aushalten. Das angenehme Einsteigen bietet allerdings nur der Fünftürer.

Besonders angenehm wird es im Innenraum, wenn das üppig dimensionierte Glasdach die Häupter der Insassen erhellt. Eine Option, die sich bei den drei Ausstattungsvarianten Pure, Dynamic und Prestige großer Beliebtheit erfreuen dürfte. Ab Herbst steht der Range Rover Evoque beim Händler. Als kleinster Range Rover aller Zeiten wird er sich mit Konkurrenten messen müssen, die das britische Markendoppel bisher nur aus weiter Entfernung kannte. Land Rover und Jaguar wollen es mit der Unterstützung des Tata-Konzerns wissen und geben kräftig weiter Gas. Damit die Premiumkonkurrenz nicht enteilt, rekrutiert der Autobauer für seine drei Werke in England gerade 3.000 neue Arbeitskräfte. Man will vorbereitet sein auf den anhaltenden SUV-Aufschwung. Bis zum Jahr 2017 sollen sich die edlen SUV-Segmente weltweit um bis zu 35 Prozent steigern. Ganz nach dem Geschmack von Land Rover. Denn auch an den Nachfolgemodellen des Range Rover und dem urwüchsigen Defender wird in Gaydon mit Hochdruck gearbeitet. Es bleibt eben kein Stein mehr auf dem anderen.

Quelle: Autoplenum, 2011-04-08

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