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Testbericht

Stefan Grundhoff, 23. Juli 2014
Als ob das S-Klasse Coupé von Mercedes nicht bereits als 500er genug Dampf hätte. Ohne lange zu zaudern, legen die Schwaben das AMG-Doppelpack aus 63er und 65er nach. Zum Verlieben sind sie beide; das bessere Paket bietet der Achtzylinder.

Das mag auf den ersten Blick allemal überraschen, denn in der Liga der noblen Gentlemen geht bisher nichts über zwölf Zylinder. Die gibt es bei kaum einem anderen Hersteller in einer derart modellinflationären Weise wie bei Mercedes. Die Luxusschwaben bieten das Sechs-Liter-V12-Aggregat aktuell in vier Modellen an. Neben S-Klasse und S-Klasse Coupé säuselt der Zwölfender ebenso samtweich wie im elitären Roadster SL und der urwüchsigen G-Klasse.

335 kW / 455 PS und 700 Nm maximales Drehmoment dürften den meisten Fahrern bereits die Sprache verschlagen und den Mund trocken werden lassen. In und um Stuttgart herum drehen seit Monaten S-Klasse Coupés mit heiser röhrenden Dieselmotoren ihre Testrunden. Nachdem Konkurrent BMW von seiner Sechser-Reihe als Coupé, Cabrio und Gran Coupé nennenswerte Stückzahlen mit dem 313 PS starken Power-Diesel verkauft, wird auch bei der zweitürigen S-Klasse eine Dieselvariante folgen. Da das aktuelle Selbstzündertriebwerk im S 350 Bluetec mit seinen drei Liter Hubraum und 190 kW / 258 PS der Konkurrenz jedoch ebenso drehmomentstark wie leistungsschwach hinterherfährt, warten die Schwaben, bis der neue Dreiliter-Diesel fertig ist. Mit seiner doppelten Turboaufladung soll er in verschiedenen Leistungsstufen 250, 300 und über 350 PS leisten und Achtzylinder vergessen machen. Dieser Diesel-Kraftmeier hält Einzug in große Teile der Modellpalette - unter anderem auch das europäische S-Klasse Coupé.

Die Krone der Coupéschöpfung ist aktuell das AMG-Doppelpack aus dem 585 PS starken S 63 und der S 65 mit 630 PS. Vorteil für den 63er: er ist auf Wunsch mit Allradantrieb zu bekommen und das macht ihn für rund 5.000 Euro Aufgeld deutlich souveräner fahrbar als den omnipotenten S 65 AMG mit seinen gigantischen 1.000 Nm maximales Drehmoment, der insbesondere in den Emiraten und den USA auf Kundenfang geht.

Der 4,7 Liter große Doppelturbo des S 500 bleibt die Idealbesetzung im eleganten und zumindest optisch ungewohnt sportlichen Luxuscoupé. Ein echter Sportler kann der zweitürige S 63 AMG 4matic schon wegen seines Gewichts nicht sein, denn er hat mindestens 200 Kilogramm zu viel auf den Rippen. Mit einem Gewicht von 2.070 Kilogramm ist der Affalterbacher immerhin 20 Kilogramm leichter als der 500er. Das bei einem Luxuscoupé nicht selten anzutreffende Übergewicht dürfte die Kunden jedoch kaum stören. Mit 430 kW / 585 PS und bulligen 900 Nm lässt der Allradler in Sachen Vortrieb keinerlei Wünsche offen. Die 3,9 Sekunden, die der doppelt aufgeladene Achtzylinder mit 5,5 Litern Hubraum ermöglicht, sind im wahrsten Sinne atemberaubend und die überflüssige Abregelung bei Tempo 250 nutzt Daimler nur allzu gern, um den Kunden ein paar tausender für ein Performance Paket aus dem Geldbeutel zu schneiden. Dann geht es zwar nicht so schnell wie möglich, aber immerhin lässig über die 300er-Marke. Der Grundpreis verschlägt einem auch abgeregelt den Atem: 170.586 Euro. Fast amüsant: das S 65 AMG Coupé kostet als Zwölfzylinder astronomische 74.000 Euro mehr. Macht pro Zylinder einen Aufpreis von knapp 18.500 Euro. Hoch lebe Dubai!

Wie lässig das 5,03 Meter lange S 63 AMG Coupé seine Sportlichkeit verbirgt, beeindruckt nach wenigen Kilometern. Die Lenkung ist etwas straffer als beim 500er, könnte aber nach wie vor direkter sein und auch die Siebengang-Automatik kommt nicht an das Vorzeige-Getriebe aus dem Hause ZF heran, das mit acht Gängen unter anderem BMW, Range Rover oder Audi krönt. Man irrt, wenn man meint, in einem Hybriden zu weilen, denn vom Achtzylinder ist im normalen Fahrbetrieb nichts zu hören. Hier ein paar Abroll-, da ein paar Windgeräusche - doch vom Triebwerk? Nichts. Das ändert sich schlagartig mit einem Tritt aufs Gas. Dann bollert der Sternenkrieger los wie Gigant, den niemand zum Aufhalten im Stande ist. Das Tauberfahrwerk mit Kurvenneigefunktion und weiteren technischen Dreingaben vollbringt im Sekundenrhythmus kleine Wunder, damit das Schwergewicht im Grenzbereich den Sportler mimen kann. Komplett lässt sich das Übergewicht nicht kaschieren. Doch die Vorstellung ist selbst auf kurvigen Landstraße eindrucksvoll.

Das gilt umso mehr durch den Allradantrieb, der dafür sorgt, dass die gigantische Motorleistung nicht sinnfrei auf Asphalt und in Regelsystemen verpufft. Der Fahrer bekommt in seiner belederten Welt davon nur wenig mit. Er blickt aus seinen knautschweichen Sesseln mit gutem Seitenhalt und allen nur erdenklichen Verstell- und Klimatisierungsmöglichkeiten auf TFT-Displays und ärgert sich allenfalls am Rande, dass der Bedienkomfort zahlreicher Funktionen via Touchcontroller auf der Mittelkonsole der von Audi und insbesondere BMW hinterherhinkt. Dass sich die Fenster im Fond nur von vorne öffnen lassen? Ebenso ein Schönheitsfehler wie der vergessene Knopf für die Öffnung der elektrischen Heckklappe. Das klappt nur, wer dem Coupé mit dem Funkschlüssel in der Hosentasche unter die Heckschürze tritt. Irgendwie skurril, oder?
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-07-23

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