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Testbericht

Stefan Grundhoff, 4. Februar 2013
Familienväter, Kilometerfresser, Geschäftsführer und Selbstständige träumen gleichermaßen seit Jahren von einer Mercedes E-Klasse. Das überarbeitete Oberklasse-Modell will in seinem Segment neue Maßstäbe setzen.

Der große Erfolg des aktuellen 5er BMW sitzt den Stuttgartern noch tief in den Gliedern. In der Oberklasse galt die E-Klasse seit Jahr und Tag als unantastbar. Dann kam der bayrische 5er und vorbei war es mit den Dauersiegen. Jetzt will der Stuttgarter Businesswagen zurückschlagen - ab 13. April steht er üppig überarbeitet im Handel. Geschärftes Outfit, Assistenzsysteme ohne Ende und mehr Liebe zum Detail sollen den Weg zurück an die Segmentspitze ebnen. Nicht zuletzt soll die aufgefrischte Mercedes E-Klasse Vorbote sein für die nächste S-Klasse, die im Sommer folgt.

Technologisch liegen E- und S-Klasse auf einer Linie. In Sachen Assistenzsystemen macht dem schwäbischen Doppelpack niemand etwas vor. Problem Nummer eins: die Assistenzsysteme kosten üppigste Aufpreise. Wer sich in einer komplett sicherheitsummantelten E-Klasse wohl fühlen will, gibt allein dafür mehr als 8.000 Euro extra aus, da das erforderliche Navigationssystem nebst Großbildschirm nach wie vor nicht serienmäßig ist. Problem Nummer zwei: ist es wirklich sexy, ein Auto über die Qualitäten der Sicherheitssysteme im Markt zu platzieren? Diese Gefahr wurde bei Mercedes erkannt. So wurde auch bei Triebwerken und insbesondere dem Design kräftiger denn je nachgeschärft. Bullige Schürzen und neue Leuchteinheiten sollen den Weg auf der linken Autobahnspur im Eiltempo freimachen. Die Mercedes E-Klasse ist vorne optional mit LED-Licht unterwegs. Das ist auch in der Nacht so hell wie der lichte Tag. Was will man mehr? Das intelligente Lichtsystem ist mittlerweile so gut, dass technische Spielereien wie ein Nachtsichtassistent ad absurdum geführt werden. Der E-Klassen-Kunde hat künftig die Wahl, wie sein Traumwagen im Rückspiegel wirkten soll. Ähnlich der kleineren C-Klasse gibt es wahlweise einen großen Stern im Kühlergrill oder den bekannten kleinen Stern auf der Haube.

Die große Stärke der 4,88 Meter langen Mercedes E-Klasse bleibt der Reisekomfort. Seit Generationen träumen sich wohl betuchten Männer höheren Alters daher hinter das zunehmend griffiger gewordene Steuer des Stuttgarter Vorzeigemodells. Das Fahrwerk mit optionaler Luftfederung ließe keine Wünsche offen, wenn nicht die breiten Spreizungsmöglichkeiten des Hauptkonkurrenten aus München fehlen würden. Der Fahrer kann beim 5er BMW frei in einem Spektrum zwischen Sänfte und Sportskanone wählen. Das fehlt dem Mercedes nach wie vor. Bei allem Hightech schmerzt es, dass im Stuttgarter die Feststellbremse wie einst in den 60er Jahren mit dem linken Fuß zu treten ist. Das edle Armaturenbrett ist derart unaufgeregt, dass es Maßstäbe setzen könnte. Doch das coole Finish eines Audi fehlt der E-Klasse und der Multifunktionsbildschirm ist deutlich kleiner als bei der Konkurrenz. So etwas lässt sich bei einer Modellpflege kaum machen.

Ähnliches gilt für die nervige Lenkstockhebel. Hier ist Daimler auf dem Holzweg. Drei Hebel sorgen hier für Verwirrung auf der linken Seite. Dabei würde man den Tempomaten leicht ans Lenkrad verbannen können und so Verwechslungen mit dem Blinker vorbeugen. Auch der Getriebewählhebel rechts hinter dem Lenkrad überzeugt nicht. Das macht die AMG-Version besser, die den Wählhebel ebenso schmuck wie intelligent zwischen den beiden Sitzen inszeniert. Geht doch! Ansonsten ist der Innenraum der E-Klasse vorbildlich, wenn nicht fast schon perfekt. Auch hinten sitzt es sich zumindest zu zweit vortrefflich. Der Laderaum ist üppig und überhaupt ist das Heck mit den neu gestalteten Rückleuchten und den wenn gewünscht wuchtigen Schürzen ein großer Wurf.

Bei den Motoren spielt sich vor allem der neue E 400 in den Vordergrund. Lange Zeit fehlte hier ein wirklich agiler Turbo-Sechszylinder. Der neu entwickelte Dreiliter-Sechszylinder mit doppelter Turboaufladung ist etwas brummig, passt aber gut in die E-Klasse. Drehfreudig und kraftvoll ist er mit seinen 245 kW / 333 PS allemal. Ab 1.400 U/min steht ein maximales Drehmoment von 480 Nm zur Verfügung. Mit derlei Engagement hat die serienmäßige Siebengang-Automatik so ihre liebe Mühe. Sie offenbart gerade in Verbindung mit dem Turbomotor bisweilen Abstimmungsprobleme bei der Gangwahl. Die Fahrleistungen des Mercedes E 400 sind dabei mehr als standesgemäß. 0 auf Tempo 100 schafft der 1,8 Tonnen schwere Schwabe in sportlichen 5,3 Sekunden bei einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Im Normzyklus soll sich der E 400 mit 7,5 Litern Super zufrieden geben. Auf Wunsch gibt es den 400er auf mit Allradantrieb.

Den Einstieg in die neue, strahlende E-Klasse-Welt gibt es ab 40.430 Euro für die 136-Taxi-PS des E 200 CDI. Real geht es bei rund 43.286 Euro für den 170 PS starken E 220 CDI und 41.917 Euro für den 184 PS starke E 200 los. Kauftipp ist der Mercedes E 400 für 56.019 Euro. Bei der Sonderausstattung bietet die Mercedes E-Klasse die größte Schwachstelle. Jede noch so winzige Kleinigkeit muss extra bezahlt werden. So rollen die Basismodelle auf windige 16-Zöllern und selbst die hohen Motorisierungen bieten weder Assistenzsysteme noch die längst standesgemäße Navigationsfunktion serienmäßig. Selbstverständlichkeiten wie Reifendruckkontrolle, Komfortsitze, Skisack, Fernlichtassistent oder USB-Schnittstelle müssen extra bezahlt werden. Ein gut, aber nicht komplett ausgestatteter Mercedes E 400 liegt so bei über 70.000 Euro. Hier ist die E-Klasse ganz die alte geblieben. Nur eben besser denn je.

Quelle: Autoplenum, 2013-02-04

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