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Testbericht

27. Mai 2015
Balocco (Italien), 28. Mai 2015 - Es ist wirklich verflucht schwer, etwas zu bauen, dass schöner ist als ein Alfa Romeo 4C. Irgendwie haben es die Zeichenbrett-Götter mit der Schlange und dem Kreuz im Firmenstempel trotzdem geschafft. Sagen Sie ein sexy-luftiges Hallo zum Alfa Romeo 4C Spider. Ja richtig, man hat das beeindruckend radikale Carbon-Monocoque des 4C Coupé einfach mal aufgeschnitten. Und offenbar war an der Steifigkeits-Front gar nicht so viel im Argen, denn trotz der ein oder anderen Verwindungsmaßnahme am Kohlefaser-Gestell legt der Spider um gerade mal 43 Kilo zu. Nun stehen trocken also nicht mehr 895 sondern Neunhundertpaarunddreißig Kilo auf dem Datenblatt. Verdeck fast wie bei Lotus Einen kleinen Anteil am Gewichtsplus hat auch der sieben Kilo schwere Verdeck-Streifen, der beim Öffnen und Schließen glücklicherweise nicht ganz an den Fingerbruch-Faktor eines Lotus-Stofffetzens heranreicht. Ansonsten wurde alles, was in irgendeiner Weise die Performance beeinflusst, eins zu eins vom Coupé übernommen. Fahrwerkslayout oder die Feder- und Dämpferraten sind ebenso identisch wie der 1,75-Liter-Turbo-Vierzylinder mit 240 PS und die Sechsgang-Doppelkupplung, die an ihm dranhängt. Nicht einmal die harten Stammtisch-Fakten haben unter der Spider-Werdung gelitten. Offen wie geschlossen fliegt der 4C in 4,5 Sekunden auf 100 km/h und läuft 257 km/h Spitze. Alles wundervoll, oder?Das ist alles ganz und gar wundervoll und auch wir feiern Alfa dafür, dass man die "Testicoli" hatte, quasi aus dem Nichts einen vor Carbon triefenden Westentaschen-Supersportler mit Mittelmotor zu bauen (und das Ganze nun auch noch oben ohne). Nichtsdestotrotz gab es fürs 4C Coupé auch einiges an … naja, nennen wir es "Verbesserungsvorschlägen". Und ich meine nicht die leichteren aber verstörend plump dreinschauenden Carbon-Scheinwerfer (man kriegt die Leuchten jetzt auch in schön, sprich aus Glas). Um es kurz zu machen: Einige Menschen beschwerten sich über die Motorcharakteristik. Sehr viele Menschen beschwerten sich über eine irritierend blutleere Lenkung, die einem alle möglichen Informationen von der Vorderachse durchfunkte, nur nicht die richtigen. Ach ja, und der Geradeauslauf war auf allem außer topfebenem Asphalt beschämend. Es fühlte sich ein bisschen so an, als hätte man sein gesamtes Budget im Carbon-Chassis versenkt und dann keine Kohle mehr für die Abstimmung gehabt. Laut Alfa gibt es jedoch immer wieder Detailverbesserungen.
Schöner? Spezieller! Steht man erstmals vor dem 4C Spider, sind solche Gedanken aber erst einmal völlig egal. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich schöner ist (was vor allem an der vor "schön" nur so strotzenden Schönheit des Coupés liegt). Aber wenn man bereits von außen und mit geschlossenen Türen auf den so furchtbar exklusiv und theatralisch schimmernden Carbon-Rahmen oder die Kohlefaser-ummantelte Windschutzscheibe hinunterstaunt, wirkt er tatsächlich noch ein wenig spezieller. Innen ist alles beim Alten, das heißt: eng, mit guter Sitzposition, etwas einfachen Materialien, einem Radio wie aus den frühen 90ern und einem sehr unvorteilhaft aussehenden Lenkrad. Ist das Verdeck verstaut, bleibt im "Kofferraum" noch Platz für eine Übergangsjacke. Der Übergang sollte allerdings schon weit in Richtung Sommer fortgeschritten sein, denn es ist wirklich verflucht wenig Platz. Noch immer die Lenkung Wie gehabt zieht das digitale Tacho-Display beim Start seine Lamborghini-Aventador-ähnliche Show ab, dann geht es raus auf die von Reisfeldern umzingelten Sträßchen ums Fiat-Testcenter in Balocco. Die Frage, ob Alfa die Mißstände in der servofreien 4C-Lenkung behoben hat, kann relativ schnell mit Nein beantwortet werden. Man fühlt auch beim Spider nicht so richtig, was da vorne passiert. Und wenn der Teer etwas schlechter wird, tanzt das Lenkrad schon bei Landstraßentempo zu nervös hin und her. Allerdings ist das Auto auch mit Sportfahrwerk und den größeren Rädern (18- und 19-Zoll) hervorragend gefedert. Der kleine Turbo macht den Spider zu einem abartig schnellen Auto, wenn er auch nicht unbedingt zu den aufregendsten Maschinen dieses Planeten gehört. Nehmen Sie den Sportauspuff Am sehr engagiert und schnell werkelnden TCT-Getriebe liegt es sicher nicht, eher schon am Serienauspuff, der fast ein wenig schüchtern vor sich hindröhnt. Für rasenden Puls und stramme Härchen am Arm also bitte die 700 Euro teure Sportabgasanlage ordern. Sie gibt dem Roadster die Akustik, die er verdient. Mit allen Sauereien. Wie ein Ferrari 458, der etwas zu lange im Trockner war.
Auf der Rennstrecke spaßiger Nach der leicht entmutigenden Landstraßen-Ausfahrt beordert uns Alfa auf die hauseigene Rennstrecke. Und siehe da, wenn man den 4C etwas härter rannimmt, wird plötzlich vieles besser. Der Motor könnte etwas früher ansprechen und höher drehen, aber das Auto hat unglaublich viel Traktion und ist immens neutral bis leicht untersteuernd ausgelegt. Außerdem ist die Bremse schlicht sensationell. Stellt man den DNA-Fahrdynamik-Schalter auf "Race" (Ciao, doppelter ESP-Boden) und wirft den Spider mit etwas mehr "Cuore" in die Kurven, schwingt endlich auch das Heck richtig schön mit. Ausufernde Driftwinkel sind ebenfalls kein Problem. Trotz des superkurzen Radstands verhält sich das Auto beim Übersteuern recht brav und berechenbar. Knackiger Spider-Aufschlag Trotz der diffusen Lenkung erweist sich der 4C Spider also auf der Strecke als ein sehr amüsantes kleines Ding. Er ist nicht annähernd so perfekt wie ein Porsche Boxster GTS oder so irre fokussiert wie ein Lotus Elise S, irgendwie spezieller wirkt er dennoch. Und teurer als die eben genannten ist er ebenfalls. Alfa Romeo gönnt sich beim 4C einen Oben-Ohne-Aufschlag von annähernd 10.000 Euro, womit der Spider bei knackigen 72.000 Euro eintrudelt. Und die Möglichkeiten zur weiteren Geldversenkung sind mit der Roadster-Einführung noch deutlich größer geworden. Mehr Leder und Carbon im Cockpit, ein Carbon-Überrollbügel, ein (ziemlich scharfer) seitlicher Kohlefaser-Lufteinlass zur Getriebekühlung und bald auch ein Hardtop oder eine extraleichte Titan-Abgasanlage von Akrapovic haben durchaus Kontosprengungs-Potenzial. Alle beim Spider eingeführten Neuerungen sind übrigens ab sofort auch fürs Coupé erhältlich. Und wenn Sie noch ein bisschen sparen müssen: Es werden weiterhin nur 3.500 4C pro Jahr gebaut (Coupé + Spider), die Lieferzeit beträgt derzeit 18 Monate.
Technische Daten
Antrieb:Hinterradantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Doppelkupplungsgetriebe
Motor Bauart:Reihenmotor, Turbo
Hubraum:1.742
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:177 kW (240 PS) bei UPM
Drehmoment:350 Nm bei 2.200-4.250 UPM
Preis
Neupreis: 72.000 € (Stand: Mai 2015)
Fazit
Der Alfa 4C Spider ist nur wenig schwerer als das Coupé. Beim Fahren merkt man keine Unterschiede. Das hat Vor- und Nachteile. Der kleine Carbon-Roadster ist wahnsinnig schnell und sehr emotional. Außerdem macht es sehr viel Laune, diesen Alfa auf der Rennstrecke oder einem leeren Pass durch die Gegend zu werfen. Die Probleme mit der seltsam agierenden Lenkung bleiben aber. Dass der 4C - egal ob Coupé oder Spider - der beste Alfa seit Ewigkeiten ist, ist dennoch unbestritten. Richtig rational darf man an die Sache aber nicht rangehen. Dafür hat das Mini-Supercar zu viele Schwächen (wie den teils arg einfachen Innenraum) und einen zu hohen Preis. Es wird Alfa reichlich egal sein: 2015 ist der 4C bereits ausverkauft. 2016 dürfte es nicht viel anders werden. + sensationelle Optik, geniales Carbon-Chassis, sehr gute Fahrleistungen, tolle Bremsen, Gänsehaut-Sound (mit Sportauspuff) - Interieur etwas einfach, schlechte Lenkung, sehr teuer
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2015-05-27

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