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Testbericht

Stefan Grundhoff, 28. Januar 2008
Sie leben wieder, die Grand Tourismo. Nach langer Zeit bringen immer mehr Hersteller wieder die bildschönen 2+2-Sitzer auf den Markt. Der italienischen Liga setzt der neue Maserati GranTourismo die Krone auf.

Auch wenn Maserati es gerne anders verkaufen möchte: Der neue GranTourismo ist der Nachfolger des sehenswerten aber altbackenen GranSport-Coupés - und zum Verlieben schön. Der schmachtende Blick, die mächtigen Räder und eine Seitenlinie zum Niederknien sollen die elitäre Kundschaft scharenweise von Aston Martin, Porsche, Mercedes und BMW abziehen. Eyecatcher ist der vom MC12 abgeleitete, grandios tief liegende Kühlergrill. Er gibt dem GranTurismo das hungrige Aussehen eines Raubtieres, das sich auf der Überholspur auf Futtersuche bewegt. Am Heck hätte man sich etwas mehr Extravaganz gewünscht - aber was wäre nach den Langweiler-Leuchten des GranSport keine Verbesserung?

In Schönheit gestorben sind jedoch schon viele. Und so hat man sich in Modena diesmal sehr viel Mühe gegeben, endlich ein Coupé zu präsentieren, dass die Schlagzahl der Konkurrenz mithalten kann.

Der neue GranTourismo fährt genau so, wie er heißt. Kein wilder Heizer. Kein wilder Stier. Die beste Seite des GT ist sein Fahrwerk: Eine exzellente Mischung aus Sportlichkeit und Gleitpotenzial. Wilde Fahrbahnunebenheiten können dem ohnehin zu schweren Italiener kaum etwas anhaben. Wenn es eine Schwäche gibt, dann ist es dieses Gewicht. Leer wiegt der Maserati bereits 1.880 Kilogramm; in der wochenendtauglichen Zweibesatzung sind es mehr als zwei Tonnen. Das ist zuviel und macht sich nicht nur beim hohen Verbrauch, sondern auch in engen Kehren bemerkbar. Hier drückt das Coupé deutlich, aber jederzeit kalkulierbar über die Vorderachse. Das Übergewicht hat zusammen mit dem serienmäßigen 19-Zoll-Radsatz, der breiten Spur und dem endlos langen Radstand der verkürzten Quattroporte-Plattform auch was Gutes: Der GranTourismo liegt satt auf der Straße. In langen Kurven oder auf der Autobahn genau das, was ein GT-Pilot genießen möchte. Durch die Lage des Motors hinter der Vorderachse wurde zwar der Innenraum knapp und der Kofferraum mit 260 Litern klein - aber der gut 4,90 Meter lange Hecktriebler hat dadurch eine nahezu ideale Gewichtsverteilung von 49:51 Prozent.

Alles anders als souverän zeigt sich jedoch die ebenfalls adaptierte Quattroporte-Bremse. Maserati verspricht bei Tempo 100 einen Bremsweg von 35 Metern. Mag gut sein. Aber das Pedalgefühl ist zu schlapp. Bissig und sportlich geht heute anders. Selbst beim Komfortbremsen unter 60 km/h lässt sich die Verzögerung nur schlecht dosieren. Hier setzt die Konkurrenz andere Maßstäbe.

Einen gewaltigen Sprung nach vorne hat dagegen der Innenraum gemacht. Das allzu betagte Interieur des Vorgängers mit den preiswert anmutenden Schaltern, den wilden Armaturen und verstreuten Schaltern gehört der Vergangenheit an. Das Armaturenbrett ist mit dem gleichen, anschmiegsamen Leder bespannt wie die vier Einzelsitze. Armaturen, Navi und Bedienelemente liegen gut im Blick. Dass Sitze jedoch nicht nur schön aussehen, sondern auch bequem sein müssen, scheint in Modena nach wie vor jedoch nicht angekommen zu sein. Leider hat man es wieder einmal nicht verstanden, bequeme und sportliche Sitze zu kreieren. Gerade für groß gewachsene Fahrer sind die Sitze kaum ideal zu justieren. Und dass die Kopfstütze nicht nachvollziehbar ist, das ist nicht nachvollziehbar. Die Maserati-Fans wird das kaum stören. Doch schließlich will man bei Mercedes, BMW, Jaguar und Aston Martin räubern – und dort sitzt man nach wie vor deutlich besser. Dafür kann man die Konkurrenz mit der Motorleistung locker ausstechen. Trotz des vergleichsweise kleinen Achtzylinders, der von Ferrari stammt, fühlt der Pilot mächtige Kraftausbrüche. 4,2 Liter Hubraum, 405 PS und etwas schlappe 460 Nm maximales Drehmoment sind in dieser Liga zwar standesgemäß und wenig beeindruckend. Doch die komfortbetonte (und bisweilen auch mal müde schaltende) Sechsgang-Automatik von ZF ermöglicht einen Spurt auf 100 km/h in grandiosen 5,2 Sekunden.

Glücklicherweise lassen sich die Italiener den Spaß an der Freude nicht verderben und lassen ihrem Beau unabgeriegelten Lauf: 285 km/h sind Spitze. Dass man vergessen hat, an Gewicht zu sparen und den Motor auf Verbrauch zu trimmen, merkt man erst beim Tankstopp: Maserati nennt bereits mutige 14,3 Liter Super auf 100 Kilometern als Verbrauch. Real dürfte es jedoch schwierig sein, deutlich unter der 20-Liter-Marke zu bleiben.

Da heißt es abwarten, was die nächsten Motorvarianten bringen. Der größere 4,7 Liter-Motor mit rund 470 PS aus dem Alfa Romeo 8c scheint für das nächste Jahr schon beschlossene Sache zu sein. Doch auch eine kleinere Version mit 3,9 Litern Hubraum und guten 300 PS ist denkbar.

Der könnte auch mit einem deutlich günstigeren Preis angeboten werden. Denn 112.280 Euro sind trotz Komplettausausstattung mit elektrischen Ledersitzen, Bixenonscheinwerfern, 19-Zoll-Radsatz, ESP und adaptivem Dämpfersystem und einem nach wie vor mürrischen DVD-Navigationssystem eine üppige Dimension - auch, wenn sie auf gleicher Höhe wie die der Konkurrenz liegt. Echte Maserati-Fans werden sich bereits auf ein Stoffdach-Cabriolet freuen. Das könnte 2009 kommen.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-28

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