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Testbericht

Marcel Sommer, 24. Februar 2014
In diesem Jahr feiert die Mercedes SL-Baureihe R129 ihren 25. Geburtstag. Mit ihrem automatischen Überrollbügel versetzt sie bei ihrem ersten Auftritt 1989 die Cabrio-Fangemeinde in Staunen.

Als Mercedes im März 1989 auf dem Genfer Salon die neue SL-Baureihe R129 der Weltöffentlichkeit präsentiert, sollte anschließend in der Cabrio-Welt nichts mehr so sein wie zuvor. Der mit den Typen 300 SL, 300 SL-24 sowie 500 SL vorgestellte Roadster sorgt nicht nur durch die Tatsache, dass er mit seinen Vorgängern lediglich den Stern gemeinsam hat, sondern vor allem durch die drastische Verbesserung in puncto passiver Sicherheit für offene Münder - und sich leichter öffnende Geldbeutel. Genauer gesagt haben sich insgesamt 204.940 Kunden den sicheren Traum des offenen Fahrens gegönnt. Nach zwölf Jahren Produktionszeit rollt im Juli 2001 der letzte R129 vom Band. Und zwar nicht in Sindelfingen, sondern in Bremen. Er ist damit der erste SL, der nicht in Sindelfingen gebaut wird.

Doch was ist eigentlich diese besondere Verbesserung, die dem ansonsten eher als Nebensache betrachteten Sicherheitsaspekt solch eine große Bedeutung hat zukommen lassen? Der automatische Überrollbügel. Erstmals in der Geschichte des Automobilbaus kommt dieses im Normalbetrieb unsichtbare oder auf Wunsch hochklappbare Sicherheitskonzept zum Einsatz. Im Falle eines Überschlags wird der Überrollbügel innerhalb von 0,3 Sekunden sensorgesteuert elektromagnetisch ausgelöst und steigerte somit die Überlebenschance der beiden SL-Insassen. Der Nachteil immer mehr werdender Sicherheitsmodule im Fahrzeug ist natürlich das damit einhergehende anwachsende Fahrzeuggewicht, das auf diese Art und Weise von Generation zu Generation zunimmt. Durch Leichtbau und eine Verringerung des Rohbaugewichts hat es Mercedes jedoch geschafft, gegenüber dem Vorgängermodell R107 das Gesamtgewicht um lediglich 20 Kilogramm zu übertreffen.

Neben der Weltneuheit des automatischen Überrollbügels gesellen sich noch neu entwickelte Integralsitze hinzu, die mit ihrer hohen Steifigkeit einen erhöhten Schutz bei Seitenaufprall-Unfällen bieten. Gleichzeitig sind die vollelektrischen Sitzverstellfunktionen, das Gurtsystem samt Gurtstraffer sowie die Gurthöhenverstellung in die Sitze integriert worden. Der nach heutigem Standard sehr langsame elektrohydraulische Verdeckmechanismus, der innerhalb von 30 Sekunden für ein echtes Roadstergefühl sorgt, ist vor 25 Jahren ein echter Hingucker. Eine weitere Neuheit ist das erstmals im R129 zum Einsatz kommende Windschott, das den Designer des neuen Mercedes-Roadsters, Bruno Sacco, zu einer kurzen aber äußerst selbstironischen Bemerkung verleitet: "Und auch ohne fülligen Haarwuchs weiß ich die Wirkung der pfiffigen Idee unserer Ingenieure des Windschotts zu schätzen."

Doch nicht nur durch die Verbannung störender Verwirbelungen innerhalb des auf 4,47 Meter Länge und 1,81 Meter Breite angewachsenen Fahrzeugs, sondern auch durch ein neues Fahrwerkssystem, setzt sich der neue SL von seinem Vorgänger ab. Das aus drei Teilen bestehende optionale System setzt sich aus einer Niveauregulierung und -Einstellung an Vorder- und Hinterachse, einer geschwindigkeitsabhängigen Niveauverstellung und dem Adaptiven Dämpfungs-System zusammen. Der Komfortzuwachs im Vergleich zum Vorgänger ist gewaltig. Die erstmals bei Mercedes zum Einsatz kommenden Festsattel-Scheibenbremsen sind gleichzeitig dafür da, um den sportlicher und somit auch schneller gewordenen SL wieder zum Stehen zu bringen.

Während seines zwölfjährigen Modellzyklus sorgt eine Umstrukturierung in der Nomenklatur innerhalb des Mercedes-Konzerns kurz für Verwirrung. Schnell erklärt bedeutet dies für den neuen SL, dass die bis zum Juni 1993 produzierten Fahrzeuge das SL hinter der dreistelligen Zahl tragen, alle Nachfolgenden davor. An den Fahrleistungen ändert ein veränderter Name natürlich nichts. Der Einstiegs-300 SL mit seinem 3,0 Liter großen Sechszylinderbenzinmotor schafft den Sprint bis Tempo 100 mit 9,3 in unter zehn Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 228 Kilometern pro Stunde. Bei den Achtzylindermodellen mit der 500 im Namen, ob vor oder hinter dem SL spielt hier keine Rolle, setzt die elektrische Sperre bei Tempo 250 ein - bei den Zwölfzylindern aus der 600er-Reihe natürlich auch. Selbst beim 4,8 Sekunden-Sprinter SL 73 AMG mit dem 7,3 Liter großen Zwölfender unter der langen Motorhaube ist bei 250 Kilometer pro Stunde Schluss. Auf Wunsch des Kunden kann die Begrenzung jedoch aufgehoben werden. Um in den Genuss der 525 PS starken Sperrspitze der SL-Reihe zu kommen, muss zwischen 1999 und 2001 ein 99.180 DM teurer Umbau des 226.432 DM teuren SL 600 in Auftrag gegeben werden.

Insgesamt gibt es für die Baureihe R129 zwei Modellpflegen. Die erste wird im September 1995 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt. Leichte Veränderungen am Karosseriedesign, neue Leichtmetallräder und ein Glasdach mit Sonnenrollo zeichnen die erste Überholung aus. Hinzu kommen Scheinwerfer mit Xenon-Gasentladungslampen und Veränderungen an Motoren und Getrieben der Acht- und Zwölfzylinderfahrzeuge. Und auch bezüglich der Fahrsicherheit verpasst Mercedes seinem schicken Roadster eine weitere Neuheit, die erst kurz zuvor ihre Weltpremiere im 600 SEC feiert: das Elektronische Fahrstabilitäts-Programm, kurz ESP. Ende April 1998 findet die zweite Modellpflege statt. Die wichtigsten Neuerungen sind die Einführung einer neuen V-Motorengeneration mit acht oder sechs Zylindern und eine leicht modifizierte Heckpartie. Ein Jahr später, im Frühjahr 1999, runden neue AMG-Versionen die Modellpalette nach oben hin ab. Zu den PS-Riesen zählt unter anderem das Topmodell SL 73 AMG. Der Nachfolger des R129 wird 2001 der R230.

Quelle: Autoplenum, 2014-02-24

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