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Testbericht

5. August 2004
Freising, 23. Juni 2004 - BMW will wachsen und wagt sich in neue Fahrzeugklassen. Mit dem 1er versuchen die Münchner ihr Glück in der Kompaktklasse. Ein Stufenheck wie beim 3er kam in dieser Klasse nicht in Frage, dafür bricht BMW einige andere Tabus. Wir haben Vor- und Nachteile erkundet und erste Fahreindrücke von dem Auto in den beiden Topversionen 120i und 120d gesammelt.

Anders als andere durch Heckantrieb Während fast alle anderen Kompaktfahrzeuge über die Vorderachse angetrieben werden, besitzt der 1er als typischer BMW einen Heckantrieb. Und der vorne liegende Motor wird längs eingebaut, nicht quer. Die Insassenkabine kommt weit hinten zu liegen, wodurch weniger Platz im Innenraum bleibt als etwa im VW Golf. Die Vorteile liegen jedoch ebenso auf der Hand: Der Schwerpunkt der Motor-Getriebe-Einheit liegt hinter der Vorderachse, was den Schwerpunkt des Fahrzeugs weiter nach hinten verschiebt. Damit ist bereits angedeutet, wo die Stärken und die Schwächen des 1er liegen: Pluspunkte bei den Fahreigenschaften, Punktabzug beim Raumangebot.

120i mit 150 PS Ab Marktstart am 18. September 2004 stehen vier Motoren zur Auswahl: die beiden Benziner 116i und 120i sowie die zwei Diesel 118d und 120d. Ende 2004 soll noch ein 118i mit 130 PS dazukommen, und auch von Sechszylindern wird schon gemunkelt. Wir fuhren den 120i und 120d. Der stärkere der beiden Benziner leistet 150 PS. Das Aggregat ist im 1er sehr leise, und beschleunigt den rund 1,3 Tonnen schweren Kompakten in sportlichen 8,7 Sekunden - aber davon merkt man subjektiv nur wenig. Im höheren Drehzahlbereich klingt der Motor zwar andeutungsweise rau und ein wenig sportlich, aber ohne dass man die Beschleunigung besonders spürt.

Gut aus dem Keller heraus Aus dem Drehzahlkeller kommt das Auto jedoch gut heraus: Wer Sprit sparend bei 50 km/h im fünften Gang fährt, kann von den dann gemessenen 1.500 U/min aus annehmbar beschleunigen. Auf der Autobahn kam uns die Höchstgeschwindigkeit von 217 km/h zunächst recht optimistisch vor. Denn egal ob im fünften oder sechsten Gang - das Auto lässt sich gehörig Zeit, um sie zu erreichen. Insgesamt versteckt der 120i seine 150 PS recht gut.

Kraftvoller 120d Von ganz anderem Schrot und Korn als der 120i ist der große Diesel mit seinen 163 PS. Von der Papierform her - nur 13 PS mehr - war das kaum zu erwarten. Aber subjektiv gibt der Zweiliter-Diesel dem kleinen BMW viel mehr Schwung mit auf den Weg. Er beschleunigt das Auto in 7,9 Sekunden auf 100, also nicht einmal eine Sekunde schneller als der Top-Benziner. Aber hier wird man beim Gasgeben in die Sitze gedrückt, dass es eine Freude ist. Bei 1.800 U/min geht die Post ab, und der 120d bleibt bis fast zum oberen Ende der Drehzahlskala quickmobil. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h wird viel leichter und schneller erreicht als beim Benziner.

Euro-4-Norm erfüllt Bei alldem bleibt der Diesel akustisch angenehm. Er bleibt sehr leise und klingt recht weich, man muss schon aufpassen, um überhaupt zu hören, dass es sich um einen Diesel handelt. Ein Positivum auch, dass der 120d wie alle anderen 1er-Motoren die Euro-4-Norm erreicht. Einen Partikelfilter gibt es allerdings nicht, sodass mehr Ruß den Auspuff verlässt als nötig.

Fünf Gänge im Basismodell, sonst sechs Bei allen Modellen außer dem 116i mit seinen fünf Gängen ist eine Sechsgang-Schaltung Serie. Sie hakelt nicht und wackelt nicht. BMW-Neulinge könnten sich anfangs über den Rückwärtsgang ärgern, denn man legt ihn beim Wenden manchmal versehentlich statt des ersten Gangs ein.

Gute Gewichtsbalance Die gute Gewichtsbalance des 1er lässt sich spüren: Dreht bei starken, vorderradgetriebenen Autos schon mal die Vorderachse durch, wenn man temperamentvoll anfährt, passiert das beim BMW verständlicherweise nicht. Auch beim schwungvollen Gasgeben aus der Kurve heraus bleibt der 1er auf Kurs. Wie sich der Hinterradantrieb allerdings bei Glätte auswirkt, müsste ein Test bei schneebedeckter Fahrbahn zeigen.

Straffes Fahrwerk Das Fahrwerk wirkt straff, gehört aber nicht zu den extremen Fällen. In Kurven legt sich der 1er nur wenig nach außen, Unebenheiten werden mit leichtem Poltern, aber ohne starke Erschütterungen überstanden. Auch auf der Autobahn, bei hohem Tempo, fährt sich der 1er gut. Die Lenkung verhärtet, sodass man wenig korrigieren muss. Bei niedrigerem Tempo bleibt sie unauffällig. Die Reifen des 1er besitzen serienmäßig Notlaufeigenschaften, sodass das Auto weder ein Reifendichtset noch ein Reserverad besitzt.

Schicke Armaturen, eingeschränkte Rundumsicht Zur Rundumsicht: Die Rückspiegel sind etwas klein, ebenso wie das Heckfenster, und die C-Säulen sind mindestens ebenso dick wie beim VW Golf. Serienmäßig hat der 1er einen Startknopf wie der Z8 oder der 7er - das vermittelt einen Hauch Motorsport-Feeling. Zu einem eher sportlichen Auto wie dem 1er gehört auch, dass man das Stabilitätsprogramm mit einer Taste ausschalten kann. Auf Wunsch kann man mit derselben Taste die Tätigkeit des DSC auch auf extreme Fälle beschränken. Gefallen haben uns die Armaturen mit ihren Chromringen und den Nadeln, die aus transparentem Plastik bestehen. Das fein genarbte Plastik auf dem Armaturenbrett beeindruckt vom Material her nicht ganz so, ebenso wenig das raue Plastik an den Tür-Innengriffen.

Enttäuschendes Platzangebot im Fond Enttäuschend ist der Platz im Fond: Stellt man den Fahrersitz für einen 1,75 Meter großen Testinsassen ein und platziert denselben dann dahinter, kann dieser gerade noch sitzen, ohne mit den Knien an die Vordersitze zu stoßen - indem er seine Beine dorthin stellt, wo sich Vertiefungen in der Rückseite des Vordersitzes befinden. Zum Vergleich: Beim VW Golf maßen wir nicht weniger als 15 Zentimeter Kniefreiheit! Über dem Kopf bleiben dem Testinsassen im BMW drei Zentimeter Platz bis zur Decke, beim VW aber neun. Die Platzverhältnisse im Fond des 1er entsprechen damit nur denen in einem Kleinwagen. "Ein Raumwunder haben wir nicht konstruiert", bekennt BMW selbst.

Kofferraum praktisch, aber eher klein Auch beim Kofferraum muss sich der 1er dem Golf geschlagen geben, wenn auch nicht ganz so klar. 330 bis 1.150 Liter bietet der BMW, 350 bis 1.305 Liter der VW. Dabei fehlt es dem Gepäckraum vor allem an Breite: 93 Zentimeter sind recht wenig, verglichen mit 102 Zentimetern beim Golf. Das Umlegen geht aber leicht von der Hand: Man braucht die Kopfstützen nicht zu entnehmen, sondern nur zu versenken, und klappt einfach die Sitzlehne nach vorne. Dabei ergibt sich ein schön ebener, und deswegen gut nutzbarer Gepäckraum, der allerdings mit 1,55 Metern zehn Zentimeter kürzer ist als beim Golf.

2.000 Euro mehr als ein vergleichbarer VW Golf Für den Einstiegspreis von knapp 20.000 Euro bekommt man ein Auto mit fünf Türen, 115 PS und annehmbarer Serienausstattung. Allerdings fehlt eine Klimaanlage und auch für die Isofix-Kindersitzvorbereitung muss man zuzahlen. Einen vergleichbar motorisierten VW Golf, den 1.6 FSI mit 115 PS mit fünf Türen gibt es bereits ab 18.990 Euro - Klimaanlage und Sechsgang-Getriebe inklusive. Beim Vergleich mit der Volkswagen-Premiummarke Audi schneidet der BMW besser ab. Preise vom fünftürigen Audi A 3 Sportback sind bisher nicht bekannt. Aber auch schon der dreitürige A3 1.6 FSI kostet ohne Klimaanlage 20.300 Euro - also mehr als der BMW. (sl)
Technische Daten
Motor Bauart:Vierzylinder-Reihen-Ottomotor, 16 Ventile
Hubraum:1.995
Leistung:110 kW (150 PS) bei UPM
Drehmoment:200 Nm bei 3.600 UPM
Preis
Neupreis: 19.800 € (Stand: Juni 2004)
Fazit
Billig ist der 1er nicht: Zweitausend Euro mehr als beim VW Golf bei weniger Ausstattung sind ziemlich happig. Wenn manchen Zeitgenossen VW schon kein Billigheimer zu sein scheint: BMW spielt preislich in einer noch höheren Liga. Aber Audi verlangt mindestens genauso viel.

Und das Auto selbst? Hier kommt es sehr auf die Maßstäbe an. Ein Rennauto ist kein Möbelwagen, und ein Transporter kein Supersportler. Bei normalen Pkws aber scheiden sich die Geister. Die einen wollen ihren Spaß auf der Landstraße haben, die anderen ein praktisches Auto für den Alltag. Der kleine BMW ist etwas für Erstere. Der 1er beeindruckt durch "Freude am Fahren" - darin ist er ein typischer BMW. Besonders der große Diesel gefällt, während uns der 150-PS-Benziner etwas enttäuscht zurückließ.

Ein Genuss-Autofahrer lässt sich durch geringe Kofferraumgröße oder beengte Platzverhältnisse im Fond nicht abschrecken. So bleibt als Kernsatz: beim Fahren top, beim Platz Flop. Doch Genussfahrer gibt es sicher mehr als genug. (sl)

Quelle: auto-news, 2004-08-05

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