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Testbericht

Marcel Sommer, 13. November 2014
In Silicon Valley versucht neben Facebook, Google und Co. unter anderem Volkswagen die Zukunft in die von ihnen bestimmte Richtung zu lenken. Hier entstehen Produkte, die in einigen Jahren in jedem Volkswagen zur Serien gehören könnten.

"Stellen Sie sich vor, sie fahren in ihrem schicken Cabrio an der Pazifikküste entlang und genießen das Leben - das wollen Sie doch bestimmt die ganze Welt wissen lassen", erklärt ein junger VW-Ingenieur und drückt auf einen Knopf. Das Resultat ist ein sogenannter Selfie von sich und seinem Beifahrer. Doch dabei bleibt es natürlich nicht. Das Selbstporträt erscheint sofort auf dem auf der Mittelkonsole installierten Smartphone und wird zugleich per Facebook, Twitter oder sonst eine Social Media-Applikation in die weite Welt gepostet. Willkommen in der Zukunft, beziehungsweise auf dem direkten Weg dorthin. Denn eine Autostunde südlich von San Francisco, im amerikanischen Silicon Valley wird die Zukunft bestimmt. Neben dem Netzwerk eines Mark Zuckerberg und der allwissenden Suchmaschine haben sich hier auch Automobilhersteller aus Deutschland angesiedelt, um den Geist des Silizium Tals zu inhalieren und für ihre Zwecke zu nutzen. Zudem findet eine starke Kooperation mit der bekannten Standford Universität statt.

Das Volkswagen Group Electronic Research Lab, kurz ERL, ist das größte VW-Labor außerhalb Deutschlands. Es war aber nicht immer so groß. Das mittlerweile 140 Mitarbeiter starke Team bestand 1998 noch aus lediglich drei Mann. "Wir drei waren nur hier, um nach Deutschland zu berichten, was hier passiert und was uns auffällt. Die Trends aufsaugen, strategische Partnerschaften schließen, das Silicon Valley-Denken mit unserem automotiven Denken zu kombinieren war unsere Aufgabe - schlicht gesagt: Über den Tellerrand schauen", verrät Chuhee Lee, stellvertretender Direktor des ERL. Und weiter: "Mittlerweile liegen unsere Kernkompetenzen in vielen Bereichen wie zum Beispiel dem Infotainment und den Fahrerassistenzsystemen."

Von letzterem zeugen unter anderem die sechs Fahrzeuge, die im Untergeschoss des gut gesicherten Gebäudes Rad an Rad parken. Neben dem erst kürzlich für Aufsehen sorgenden Audi RS 7 piloted driving, der den Hockheimring im Renntempo ohne Fahrer umkurvte, stehen hier auch die Pioniere in puncto Autonomen Fahrens: Stanley und Junior. Stanley ist ein VW Touareg, der 2005 die 212,76 Kilometer lange DARPA Grand Challenge gewann, in der autonome Roboterfahrzeuge gegeneinander antreten. Junior gewann 2007 bei der Urban Challenge, einem Wettbewerb für selbständig fahrende Fahrzeuge, den zweiten Platz. An zwei Modellen des Typs Beetle und Golf zeigt VW nun, wie sie sich die Zukunft im Bereich der Zwischenmensch-Maschinlichen-Kommunikation vorstellen. Dass dabei das ständige Herausposaunen von Bildern oder Textmitteilung im Vordergrund steht, ist zum einen etwas erschreckend. Zum anderen scheint dies aber tatsächlich die Zukunft zu sein. Und Amerika wäre 1492 auch nicht entdeckt worden, wenn ein Herr Kolumbus nur am Altehrwürdigen festgehalten hätte…

"Wenn Sie ein Fahrrad aufrecht auf dem Fahrzeugdach transportieren wollen, wird es in Zukunft nicht mehr dazu kommen, dass Sie das bei einer Parkhauseinfahrt vergessen", erklärt der sich gerade noch selbst fotografierende junge VW-Ingenieur und zeigt auf einen blauen Plastikchip. "Mithilfe der Verbindung dieses Bluetooth-Chips, der am Fahrrad befestigt wird, mit dem Fahrzeugsystem, wird dem Fahrer sofort angezeigt, dass das, was er da vorhat, nicht klappen kann. Sie glauben gar nicht, wie oft es passiert, dass ein neues Fahrrad die Ausfahrt aus dem Sportartikel-Parkhaus nicht überlebt, sondern an der ersten Höhenbeschränkung zerstört wird." Einen weiteren Zweck erfüllt der blaue Chip dann, wenn das Fahrrad, ohne das Wissen des Besitzers, von seiner Dachposition entfernt wird - Diebstahlanzeige 2.0. Ein blinkendes Auto und eine vibrierende Smartwatch zeigen innerhalb weniger Augenblicke an, dass hier etwas nicht stimmt.

Wie weitreichend und groß Spinnereien in solch einem Labor gehen können, zeigt ein weiteres Forschungsprojekt. Vier, am Dachträger des Golf befestigte hochauflösende Actionkameras machen alle fünf Sekunden je ein Bild. Bei einem zweistündigen Ausflug entspricht dies fast 6.000 Bildern. Sich durch diese Datenmengen zu wühlen und die zu 99,9 Prozent völlig uninteressanten Bilder zu löschen soll jedoch nicht der Fahrer, sondern eine Software übernehmen. "Wir möchten damit erreichen, dass sich kein Autofahrer mehr gezwungen sieht mit seinem Smartphone während der Fahrt Fotos zu machen oder sogar spontan anzuhalten, um den vermeintlichen Schnappschuss zu setzen. Wir wollen aber auf keinen Fall der nächste Big Brother werden", heißt es seitens VW.

Richtig erfrischend und vor allem realitätsnaher erscheint da ein Blick in die 3D-Drucker-Abteilung des ERL. Neben Spielereien wie einer geschlossenen Kugel, in der sich eine zweite Kugel frei bewegt oder einer Kopie des WM-Pokals lassen sich mit einem 3D-Drucker auch komplexe Apparaturen entwickeln, die den direkten Weg ins Innere eines Fahrzeugs finden können. Zudem lassen sich so mal eben auf die Schnelle Prototypen erstellen, die bis dato einen wesentlich längeren Produktionszeitraum in Anspruch genommen haben. Die Zukunft kann kommen, ob nun mit Selfie oder ohne…

Quelle: Autoplenum, 2014-11-13

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