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Testbericht

8. Februar 2011
Wir haben uns schon oft gefragt, ob die aufregende Design-Linie des ersten 6er Cabrios mit seiner typischen Finnen-Architektur im hinteren Stoffdachbereich Bestand haben würde. Heute wissen wir, dass es mindestens so beständig das Design der nächsten Generationen dieses Cabrios ergänzen wird wie der berühmte Hofmeister-Knick in der C-Säule. Tatsächlich ist das neue Cabrio noch typischer geworden, obwohl kritische Stimmen in manchen Details dem Vorgänger nachweinen. Der neue Sechser ist in aller Offenheit formal wirklich gelungen, dass jedes Betrachten eine Freude ist. Es gibt wenige Autos in dieser Preisregion, die den Wow-Effekt so authentisch vermitteln wie der neue 6er. Bei dem BMW erstmals mit der Tradition gebrochen hat, zuerst das Coupé vorzustellen und dann das offene Auto nachzuschieben. Die umgekehrte Strategie war wohl eher dem anstehenden Frühling geschuldet als dem Ritual, immer erst das geschlossene Auto zu präsentieren. Die zweite Auflage des über 50.000-mal verkauften Vorgängers strahlt die Eleganz markanter Linienführung aus, die auf Effekthascherei verzichten kann und durch schiere Präsenz beeindruckt. Alles fließt, die BMW-typische seitliche Sicke spannt sich vom Bug am Rande des Seitenblinkers über eine Art Kiemenelement hinter dem vorderen Radhaus und versickert sozusagen in den Heckleuchten. Die Proportionen sind sportwagengemäß perfekt austariert, geben der Silhouette ein subtiles Kraftfeld, das dem Fahrzeug jene Präsenz verschafft, der sich der Betrachter nicht entziehen kann. Ganz besonders gelungen: das Heck. Tatsächlich ist der Blick von hinten für Designer die größte Herausforderung. Hier kann ein schönes Gesicht leicht wieder entwertet werden. Beim 6er ist das Heck die ästhetische Ergänzung der leicht aggressiv erscheinenden Frontpartie, die optisch von einer langen Motorhaube bis in die A-Säule gezogen wird. Das weit hinten liegende Greenhouse, der Fahrgastraum, und das relativ kurze Heck wirken absolut harmonisch. Hier haben die BMW-Designer wirklich alles gegeben, ein größer gewordenes Auto nicht wuchtiger, sondern noch eleganter federnd erscheinen zu lassen. Dennoch erscheint das Heck breit, das Fahrzeug steht satt auf der Straße. Die horizontale Ausrichtung des Hecks unterstreicht die Breite, die nicht plump erscheint, sondern gewissermaßen fahrdynamische Eigenschaften signalisiert. Die L-förmigen Heckleuchten, die von zwei LED-Lichtbänken illuminiert werden, sehen rattenscharf aus. Man möchte eigentlich lieber nachts hinter diesem Auto herfahren, um die Rückleuchten genießen zu können. Na ja, das ist übertrieben. Denn der schönste Platz im 6er Cabrio ist immer noch hinter dem Lenkrad zu finden. Im Innenraum des als 2 2-Sitzer konzipierten 6er ist rundum Luxus angesagt. Jedenfalls auf den vorderen Sitzen. Längere Fahrten hinten unterliegen ein paar deutlichen Einschränkungen, die aber fahrzeugtypisch tolerabel sind. Will heißen: Es reicht für Kinder, längere Fahrten sind für größere Menschen weniger komfortabel. Aber wer diesen Typus von Fahrzeug haben will, ist sowieso meistens maximal zu zweit unterwegs und dürfte sich nicht daran stören. Die Gestaltung des gesamten Cockpitbereichs ist sehr präzise auf den Fahrer ausgerichtet. BMW greift hier auf jenes Cockpit-Design zurück, das in den Achtzigerjahren so typisch und dann in Vergessenheit geraten war. Der mittlere Bereich der Instrumententafel mit dem riesigen Control Display (es dürfte zurzeit das größte auf dem Markt sein) ist leicht dem Fahrer zugewandt. Man fühlt sich auf diesem Platz perfekt in ein Hightech-Fahrzeug integriert, das zu beherrschen Spaß machen muss. Und wenn man einmal losgefahren ist, dann ist jeder Kilometer eine Bestätigung des Slogans von der Freude am Fahren. Einzig das große Display wirkt auf den ersten Blick nicht ganz so harmonisch integriert, weil es aussieht, als könnte man es ein- und ausfahren. Das freistehende Control-Display misst in der Diagonale sieben Zoll oder mit dem Navi-System professionell sogar zehn Zoll, was als kleiner Flachbildschirm fast schon dem Entertainment-Bereich eines kleinen Kinos zuzuordnen ist. Die Materialien wirken, wie sollte es bei einem Fahrzeug dieser Preisklasse auch anders sein, sehr wertig. Sie sind in Haptik und Farbwelt mit viel Geschmack aufeinander abgestimmt, schon immer eine Domäne der Innenraum-Gestalter von BMW, bei denen es nur selten einmal einen Ausreißer gab wie beim ersten X3. Dass das Verdeck in nur 19 Sekunden die 150 Millionen Kilometer zur Sonne freigibt, in 24 Sekunden wieder verschlossen ist, dürfte auch Eiligen genügen. Was die Sache aber wirklich praktisch macht: dass sich das Dach bei bis zu 40 km/h öffnen und schließen lässt. Wer an der Ampel das Dach öffnet, kann bei Grün also auch dann losfahren, wenn es noch nicht ganz offen ist. Hupereien ungeduldiger Hintermänner gehören der Vergangenheit an. Wir haben uns fahrerisch sofort an die Geschmeidigkeit der Triebwerke gewöhnt. Ob es der 407 PS starke Achtzylinder sein muss oder es der Reihensechszylinder mit 320 PS sein darf, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und Fahrstils. Fünf Sekunden aus dem Stand auf 100 sind wunderbar, 5,7 Sekunden mit dem Sechszylinder sind nicht viel weniger beeindruckend. Das neue Cabrio empfiehlt sich sowieso mehr für das souveräne Gleiten und weniger für den heißen Ritt. Und der ist durchaus mit beiden Motorvarianten möglich. Dass der V8 mit seinem Drehmoment aggressiver eingesetzt werden kann, o.k. Aber der Charakter dieses Cabrios ist in jeder Variante das Dahinschweben unter freiem Himmel. Überraschend auch, dass Efficient Dynamic, das technologisch auf alle Baureihen ausgebreitete Kraftstoff-Sparprogramm , auch hier zeigt, dass es nicht nur ein Marketingschlagwort ist. Der große Achtzylinder verzeichnet einen EU-Normverbrauch von 10,7 Litern und einen CO2-Ausstoß von 249 Gramm pro Kilometer. Der Sechszylinder verbraucht nach EU-Norm sogar nur 7,9 Liter pro 100 Kilometer (CO2: 185 g/km). Zu diesen Werten trägt auch die hoch effiziente und sehr angenehm agierende 8-Gang-Automatik bei. Dazu kommt die erstmals in Zusammenarbeit mit einer Automatik verbaute Start-Stopp-Funktion des Motors. Das Fahren wird nicht nur mit offenem Dach zum Hochgenuss. Die bei unserem Testwagen eingebaute Fahrdynamic-Control und Adaptive Drive lassen dem Fahrer die Wahl zwischen Comfort, Normal, Sport und Sport . Damit sind wirklich alle fahrerischen Wünsche zu erfüllen. Denn nicht nur das Fahrwerk lässt sich so programmieren, sondern zahlreiche Elemente bis hin zur Kennlinie der Servolenkung, der Schaltdynamik und der Fahrstabilitätskontrolle werden variabel aufeinander abgestimmt. Dieses komplexe Regelsystem auszunutzen, bedeutet längeres Ausloten aller Varianten. Wir haben lediglich zwischen Comfort und Sport gewählt und waren begeistert. Fazit: Das neue BMW 6er Cabrio ist nicht nur ein ästhetischer Hochgenuss, sondern erfüllt auch in Sachen Fahrkomfort alle Erwartungen an ein Sport-Cabrio der Luxusklasse. In seiner technischen Finesse übertrifft es den teureren Wettbewerber aus Stuttgart, der zudem ein paar Tausend Euro teurer ist und eigentlich eine andere Zielgruppe anpeilt. Es ist gut, dass es unterschiedliche Geschmäcker gibt, die Autowelt wäre sonst deutlich ärmer an Alternativen. Was wäre das für eine Autowelt, wenn wir bei einem Fahrzeug das böse Wort „alternativlos“ bemühen müssten. (Auto-Reporter/pvh)

Quelle: auto-reporter.net, 2011-02-08

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