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Testbericht

Stefan Grundhoff, 7. März 2012
Einst war der Toyota Camry der strahlende Stern der amerikanischen Mittelklasse. Seine Sechszylinder hatten einen Ruf wie Donnerhall. Der neue Camry ist als Hybrid nur noch ein Schatten vergangener Zeiten.

Nein, der Toyota Camry war in keiner seiner bisherigen sechs Generationen eine wahre Schönheit. Keine grandiosen Designpreise oder Auszeichnungen, die den potenziellen Kunden den Atmen raubten und sie in die Verkaufsräume zerrten. Der Camry war dem Amerikaner das, was in unseren Breiten ein VW Golf ist: ein alles andere als begeisterndes Auto für die breite Masse mit umfangreichen Qualitäten. Echte Schwächen: Fehlanzeige. In den letzten zehn Jahren gehörte das Mittelklassemodell durchgängig zu den meistverkauften Autos der Vereinigten Staaten und war 13 der letzten 15 Jahre im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die meistverkaufte Limousine. Doch die Zeiten, in denen der Toyota Camry insbesondere durch seinen ausgewogenen Sechszylinder von sich reden machte, sind vorbei.

Für Volumen und geringe Verbräuche soll mittlerweile ein Hybridantrieb sorgen; der 3,5 Liter große Sechszylinder steht 268 PS stark nur noch am Rande der Produktpalette. Der macht in der neuesten Camry-Generation, die Ende 2011 startete, jedoch einen alles andere als überzeugenden Eindruck. Wie man den 2,5 Liter großen Vierzylinder-Sauger auch fährt, er fühlt sich träge und unwillig an. Während der Verbrenner 156 PS leistet, steuert das Elektromodul 105 KW / 143 PS Zusatzleistung bei. Ziehen beide Triebwerke an einem Strang, steht dem Camry-Fahrer eine Systemleistung von immerhin 200 PS zur Verfügung. 0 auf Tempo 100 schafft der Fronttriebler in acht Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h.

Von dieser an sich ausreichenden Kraft spürt der Fahrer am Steuer nur allzu wenig. An der japanischen Lethargie hat das nervige CVT-Getriebe ohne feste Gangstufen eine wesentliche Mitschuld. Wer beim spontanen Beschleunigen aufs Gas tritt, spürt nicht viel mehr als lautes Getöse aus dem Vorderwagen. Ehe sich Gang und Motor sortiert haben, droht bereits der Gegenverkehr und man ist wieder zurück hinter den Lastwagen eingeschert. An dynamisches Fahren ist im Toyota Camry Hybrid kaum zu denken. Dann hat es sich auch nichts mit dem allemal geringen Verbrauch. Denn in der Praxis gab sich der 1,5 Tonnen schwere Toyota Camry Hybrid mit rund 7,5 Litern Super zufrieden. Nur rund 1,5 Liter mehr als die zumeist geneigte Werksangabe. Doch etwas mehr Tatendrang wäre nicht nur für europäische Straßen sinnvoll. Kein Wunder, dass das Durchschnittsalter der Camry-Kunden bei 64 Jahren liegt und die Digitaluhr mittig auf dem Armaturenbrett wie aus den 80er Jahren aussieht. "Der Wettbewerb in der amerikanischen Mittelklasse war noch nie härter", so Bob Carter, Vizepräsident von Toyota USA, "der neue Camry wurde gemacht, um seine Vorreiterrolle weiter auszubauen."

Im Innenraum zeigt sich der Toyota Camry geräumig, jedoch genauso lieblos wie von außen. Die Sitze lassen sich nur unzureichend verstellen, hinten gibt es kaum nennenswerte Kopfstützen und an eine Hightech-Antwort auf die Vielzahl der Fahrerassistenzsysteme europäischer Konkurrenten ist abgesehen von ESP nicht zu denken. Optional gibt es nur einen Überholassistenten. Dieses Manko holt auch das komfortable Fahrwerk nicht wieder heraus. Schwer zu begreifen, dass die Hybridversion in der Grundausstattungsvariante LE noch auf Stahlfelgen mit Radkappen unterwegs ist. Der 436 Liter große Laderaum des Camry lässt sich erweitern. Jedoch nur über eine kleine Luke auf der rechten Seite des Rücksitzes. Mehr verhindert das große Nickel-Metall-Hydrid-Akkupaket mit seinen 34 Modulen im Laderaum, das insgesamt 245 Volt leistet. Rein elektrisch kann der amerikanische Japaner bis zu 2,5 Kilometern rein elektrisch fahren – bis Tempo 40.

Die Konkurrenz hat in den letzten Jahren deutlich mehr getan. Ein Grund, wieso der Toyota Camry im Laufe der vergangenen Hybridjahre von Platz zwei auf Platz acht in der amerikanischen Verkaufsstatistik abfiel. Fraglich, ob die neue Hybrid-Generation, die Ende 2011 auf den Markt kam, die Verkaufsprognose von bis zu 50.000 Fahrzeugen pro Jahr erfüllen kann. Das wären doppelt so viele Fahrzeuge wie 2011. Der Basispreis des schlecht ausgestatteten Toyota Camry Hybrid LE liegt bei fairen 25.900 Dollar. Damit liegt der hybride Fronttriebler auf Augenhöhe mit den Hauptkonkurrenten Ford Fusion Hybrid und Hyundai Sonata Hybrid. Nur beim Topmodell Camry XLE sind gegen Aufpreis ebenso sinnvolle wie standesgemäße Details wie Navigationssystem, Überholassistent oder ein vernünftiges Soundsystem zu bekommen. Das ist ebenfalls von gestern.
Testwertung
3.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2012-03-07

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