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Testbericht

29. Oktober 2009
Celle, 28. Oktober 2009 - Sparen: Diesem Begriff haftet manchmal der Ruch kleinbürgerlicher Spießigkeit, Geiz und Not an. Im automobilen Bereich denkt man oft an Verzicht und spaßfreie Fortbewegung. Genau das will VW mit seinen neuen Bluemotion-Modellen ändern. Wir haben uns den aktuellen Golf BlueMotion vorgeknöpft, aber auch die entsprechende Polo-Variante näher betrachtet. Der Zwang zur Sparsamkeit Viele Gründe sprechen inzwischen dafür, beim Kraftstoff zu knausern: Der Sprit wird immer teurer, zudem stehen die Autokonzerne, darunter auch VW, unter dem umweltpolitischen Druck der EU, ihre Flottenverbräuche möglichst zügig zu senken. Der Elektroantrieb ist momentan noch nicht das Ei des Kolumbus, sodass sich VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg sicher ist: "Über mindestens 15 bis 20 Jahre werden die Verbrennungsmotoren definitiv dominant bleiben." Das Zauberwort der Wolfsburger in Sachen Effizienz heißt "BlueMotion". Darfs ein bisschen mehr sein? Doch es gilt zu unterscheiden: Hinter BlueMotion stecken Dieselfahrzeuge, die extrem auf Sparsamkeit getrimmt sind. Im Moment sind das der Polo, der Golf sowie Passat Limousine und Variant. Dann gibt es noch die Zusatzausstattung BlueMotion Technology: Hier kommt weniger Spartechnik zum Zuge, dafür sind die Maßnahmen für fast alle Modellreihen erhältlich. Es gibt sie für Diesel und Benziner, je nach Modell differiert die eingesetzte Technik. Wir würden uns allerdings wünschen, dass diese Option ähnlich wie bei BMW serienmäßig ist, zumal die Namensähnlichkeit unnötig verwirrt.

Sportlicher Look Für unseren Test wählen wir den Golf BlueMotion, um das Sparsamkeits-Versprechen zu prüfen. Die Neuauflage kommt deutlich dynamischer als der Vorgänger daher. Dafür sorgen neben einem geänderten Kühlergrill mit Extra-Chromleisten auch abgedunkelte Rückleuchten. Echte Überraschungen sind die betont sportliche Optik der Stoßfänger und Schwellerverbreiterungen im R-Line-Design sowie ein Dachspoiler im GTI-Look. Der viele Kunststoff dient aber nicht zu Showzecken, sondern hilft, die Aerodynamik zu optimieren. Keine großen Unterschiede gibt es im Innenraum, einzig sichtbares BlueMotion-Merkmal sind Sitzbezüge mit blauen Elementen. Nur keine Hemmungen Im Vergleich zum Vorgänger weist der neue Golf BlueMotion die gleiche Leistung von 105 PS auf, jetzt wird die Kraft aber aus 1,6 Liter Hubraum statt der bisherigen 1,9 Liter geholt. Damit einher geht der Wechsel vom ruppigen Pumpe-Düse-Prinzip hin zur Common-Rail-Technik. Tatsächlich verrichtet der Selbstzünder sein Werk angenehm laufruhig, doch zwei Geräusche wecken die Aufmerksamkeit des Fahrers. Erstens: Der brummige Unterton bei niedrigen Drehzahlen. Aufgrund des lang übersetzten Fünfgang-Getriebes sind stadtgerechte 50 km/h nur im vierten Gang möglich. Dann pendelt die Nadel des Drehzahlmessers knapp über 1.000 Touren, gefühlsmäßig wähnt man die Maschine kurz vor dem Absterben. Doch die serienmäßige, manchmal etwas unschlüssig hin- und herspringende Schaltanzeige will es so und tatsächlich kann man auf diesem Niveau problemlos mitschwimmen. Zweitens: das Abrollgeräusch der Reifen. Montiert sind Leichtlaufgummis mit erhöhtem Fülldruck. Diese reagieren sensibler auf unterschiedliche Fahrbahnbeläge und melden sich vernehmbar zu Wort. Extrem entspannt Schnell zeigt sich die ideale Gangart für den Knauser-Golf: Gleiten statt rasen. Beim Beschleunigen wird nämlich klar, dass dieser Golf nichts für hektische Gemüter ist. Das maximale Drehmoment von 250 Newtonmeter steht zwischen 1.500 und 2.500 Umdrehungen bereit, die Beschleunigung vollzieht sich gleichmäßig, aber nicht rasant. Dem langen fünften Gang geschuldet ist die eher mäßige Elastizität von 16 Sekunden zwischen 80 und 120 km/h. In 11,3 Sekunden geht es aus dem Stand auf Tempo 100. Mehr als ausreichend ist die Spitze von 190 km/h. Ein sinnvolles Extra ist der Tempomat für 200 Euro Aufpreis.

Aktives und passives Sparen Nur 3,8 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer und eine mögliche Reichweite von 1.447 Kilometer: So prangt es in großen Lettern auf unserem Testwagen. Um diese hehren Ziele zu erreichen, setzt VW im Golf BlueMotion auf diverse Maßnahmen. Neben einem Start-Stopp-System und der Rückgewinnung der Bremsenergie gehört ein um 15 Millimeter tiefer gelegtes Fahrwerk dazu. In Verbindung mit dem hohen Druck der Reifen rollt der Golf recht hölzern ab, der Federungskomfort befindet sich im Grenzbereich zwischen akzeptabel und zu straff. Arbeit am Gasfuß Bei normaler Fahrweise über Landstraßen und etwas Autobahn erreichten wir laut Bordcomputer einen Verbrauch von 4,6 Liter. Schon dieser Wert ist für ein Auto in der Größe des Golfs akzeptabel, doch es geht noch mehr. Ein Fahrlehrer zeigt uns, wie man besonders effizient fährt. Die Regeln dafür erfordern eine gewisse Umstellung, sind aber einfach: Zügig hochschalten, durch Auskuppeln das Auto rollen lassen sowie mit vorausschauendem Fahren im Verkehr mitschwimmen. Siehe da: Tatsächlich gelingt es, den Verbrauch auf einer Stadt/Land-Strecke unter die Vier-Liter-Marke zu drücken. Wir konstatieren: Letztlich kommt es beim Spritsparen immer auf die individuelle Fahrweise an, technische Hilfen unterstützen lediglich. Das Drei-Liter-Auto Noch geiziger als der Golf soll der neue Polo BlueMotion sein. Er fällt durch seinen geschlossenen Kühlergrill auf, die technischen Maßnahmen orientieren sich am Golf. Unter der Haube arbeitet ein Dreizylinder-Diesel mit 75 PS und Common-Rail-Technik. Bei einem ersten Kurztest konnten wir den Knauser-Polo bereits unter die Lupe nehmen. Schnell steht fest: Diese Kombination befriedigt nur Menschen mit eisernem Sparwillen. Der kleine Selbstzünder mit 1,2 Liter Hubraum leidet unter einer spürbaren Antrittsschwäche, erst höhere Drehzahlen machen ihn lebendig. Hinzu kommt ein bauarttypisches Knurren, welches stets von einem Nageln untermalt wird. Auch bei höheren Geschwindigkeiten sind Vibrationen im Innenraum spürbar. Immerhin: Mit 3,8 Liter laut Bordcomputer kommen wir schon an die versprochenen 3,3 Liter Durchschnittsverbrauch heran, unterwegs waren wir meist auf Landstraßen. Der Polo BlueMotion kommt erst Anfang 2010 auf den Markt, einen Preis hat VW noch nicht bekannt gegeben. Nur mit dem BlueMotion-Technology-Paket ausgestattet, kostet der 75-PS-TDI 16.075 Euro. Eine Alternative für Polo-Fahrer ist der neue 1.2 TSI mit 105 PS, der für 16.425 Euro in der Liste steht.

Sparsam, aber nicht billig Für den in Kürze startenden Golf BlueMotion ist der Preis bereits bekannt: Ihn gibt es nur als "Trendline" ab 21.650 Euro. Ein Schnäppchen ist der Kompakte damit nicht, denn er ist gute 1.000 Euro teurer als der normale 1.6 TDI, der 0,7 Liter mehr verbraucht. Trotzdem kostet eine Höhenverstellung für die Vordersitze 115 Euro extra. Den gleich starken 1.2 TSI bietet VW bereits ab 18.475 Euro an, Sparfüchse können für zusätzliche 425 Euro das BlueMotion-Technology-Paket ordern, womit der Verbrauch des Benziners auf 5,2 Liter sinkt.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Diesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung
Hubraum:1.598
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:77 kW (105 PS) bei UPM
Drehmoment:250 Nm bei 1.500 - 2.500 UPM
Preis
Neupreis: 21.650 €
Fazit
Am neuen Golf BlueMotion beeindruckt, mit welch relativ geringem Aufwand ein niedriger Verbrauch möglich ist. Trotzdem gibt es kaum Abstriche bei Komfort und Fahrspaß. Leider langt VW bei der Preisgestaltung hin: Ein hoher Grundpreis und teure Extras trüben die Freude am Sparen. Wer sich dennoch auf den BlueMotion einlässt, muss einen neuen Fahrstil verinnerlichen. Um das ganze Potenzial des Wagens auszunutzen, sollte ein Spritspartraining im Preis inbegriffen sein.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2009-10-29

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