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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 31. Mai 2015
Nach zwölf Jahren frischt Volkswagen seinen Transporter auf. Der Klassenprimus muss sich in seiner sechsten Generation mit der V-Klasse erstmals einer starken Konkurrenz stellen.

Wenn Popstar Robbie Williams auf Tour ist, will er immer einen VW Bus als Transportmittel haben. Die Liebe zu dem Edel-Transporter geht sogar so weit, dass der Engländer schon vor seiner Zeit als Volkswagen-Werbeträger Luxuslimousinen wegschickte und nach einem T5 verlangte. Diese Gewohnheit wird sich kaum nicht ändern. Denn der T6 bietet deutlich mehr Komfort als der Vorgänger, vor allem wenn man im Passagierraum Platz nimmt. "Wir haben extrem viel Zeit mit der Feinabstimmung des Fahrwerks verbracht", erzählt Entwicklungsvorstand Hans-Joachim Rothenpieler und berichtet von intensiven Diskussionen mit Konzernchef Martin Winterkorn, der lange Zeit nicht zufrieden war. Wer den temperamentvollen Schwaben kennt, weiß, dass diese Unterhaltungen nicht immer im Flüsterton abgelaufen sind. Doch die VW-Nutzfahrzeugtruppe hat offenbar ein dickes Fell. Anders als ein Golf, ist der T6 in erster Linie ein Nutzfahrzeug und hat aufgrund des zusätzlichen Gewichts eine Schräglenker-Hinterachse, die schwerer komfortabel abzustimmen ist.

Das Resultat kann sich sehen und fahren lassen. Die stößige Holprigkeit des VW T5 ist passé. Der T6 rollt deutlich geschmeidiger ab. Das gilt für das Standard-Stahlfahrwerk und erst recht für die Variante mit den adaptiven Dämpfern, die es zum ersten Mal in einem VW-Bus zu haben sind. Die Spreizung zwischen den einzelnen Fahrmodi "Komfort", "Normal" und "Sport" ist deutlich spürbar. Wobei bei "Komfort" bei hohem Tempo die Hinterachse etwas nachwippt, wenn man über lange Wellen braust. Wenn es etwas forcierter zur Sache geht, ist man mit "Sport" am besten aufgehoben. Aber selbst bei dieser Einstellung bleibt der Mageninhalt bei schlechten Straßen noch an seinem vorgesehenen Ort. Wer eine dynamische Schippe drauflegen will, sollte zum optionalen Sportfahrwerk greifen, mit dem der T6 noch einmal 20 Millimeter tiefer und spürbar straffer über die Straße flitzt. "Das haben einige Kunden sich gewünscht", sagt VW-Nutzfahrzeug-Chef Eckhard Scholz und ergänzt: "Wir wollten den T6 Pkw-iger machen."

Das ist auch nötig, da die neue Mercedes V-Klasse in Sachen Komfort und Ausstattung ein Zeichen setzt, das auch in Hannover angekommen ist. "Die V-Klasse ist das Beste, was uns passieren konnte", sagt Scholz. Um den Transporter mit dem Stern auf dem Kühlergrill Paroli bieten zu können, hat VW noch einmal nachgelegt. Da hilft es, dass man sich im Konzern-Technik-Regal bedienen konnte. Das merkt man, besonders deutlich, wenn man in einer Caravelle mit der Top-Ausstattung "Highline" sitzt. Von grober Blaumann-Anmutung ist nichts zu spüren. Klavierlack, unterschäumte Oberflächen in den Armauflagen und ein modernes Infotainment-System, bei dem die Integration des Smartphones problemlos klappt, sind ab sofort an Bord.

Dass der Volkswagen T6 mit einigen modernen Assistenzsystemen aufgerüstet wird, versteht sich bei dem Gegenwind aus Schwaben fast von selbst: darunter sind der adaptive Tempomat, der Tote-Winkelassistent und die Multi-Kollisionsbremse. Einen Spurhalteassistenten sucht man genauso vergebens, wie die automatisierte Einparkhilfe. Beides benötigt eine elektromechanische Lenkung, die aufgrund des Gewichts und der hohen Zuladung des T6 noch nicht verwendet werden kann. "Wir arbeiten daran", beruhigt Hans-Joachim Rothenpieler, der mit seinen Vorstandkollegen nach Valencia gekommen ist, um dem T6 den letzten Schliff zu geben. Dabei geht es Details, wie das satte Schließgeräusch der Heckklappe, die genaue Passform der Fugen oder die Anmutung der Oberflächen.

Einen Schritt weiter sind die Techniker bereits bei den Motoren. Beim neuen T6 wird es vier Diesel von 62 kW / 84 PS bis hin zu 150 kW / 204 PS und zwei Benziner mit 110 kW / 150 PS sowie 150 kW / 204 PS geben, die alle die Abgasnorm EU6 erfüllen. Allerdings spielen die Ottomotoren beim T6 eher eine untergeordnete Rolle. Rund 42 Prozent der Käufer entscheiden sich für den 150-PS-Diesel, mit dem man sich auch auf der Autobahn nicht untermotorisiert fühlt: In nur 12,9 Sekunden sprintet der Multivan T6 von null auf 100 km/h und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 182 km/h. Der Durchschnittsverbrauch von 6,2 Litern auf 100 Kilometern vervollständigt den guten Eindruck. Jetzt gibt es diesen Motor auch mit Allradantrieb und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Noch mehr Spaß macht der 204-PS-Diesel, mit dem der T6 dank nach 9,8 Sekunden die 100-km/h-Marke knackt. Erst bei 203 km/h ist Schluss. Allerdings ist bei dieser Motorisierung der Allradantrieb eine gute Wahl. Gerade in engen Kurven melden sich sonst die Reifen zu Wort und signalisieren deutlich hörbar das Erreichen der Haftungsgrenze. Die neuen Aggregate sind nicht nur sauberer, sondern verbrauchen im Schnitt rund einen Liter weniger. Der 62-kW- / 84-PS-Einstiegsmotor des T6 begnügt sich mit dem Effizienz-Paket mit einem Durchschnittsverbrauch von 5.5 Litern pro 100 Kilometer.

Auch wenn VW darauf beharrt, dass beim T6 rund 70 Prozent der Teile neu sind, ist der T6 unterm Strich ein sehr umfangreiches Facelift, da die technische Basis vom mittlerweile zwölf Jahre alten Vorgänger kommt. Also freuen sich die Campingfreunde über einen California, die Großfamilien über einen langen Radstand und die Handwerker über einen robusten Transporter, bei den möglichst viele Ablagen vorhanden sind, aber wenig Klappen. Wer seinen Zollstock oder seine Schraubzange schnell bei der Hand haben will, hat keine Lust, an einem Verschluss herumzufummeln. Fast alle Einbauschränke und anderen Verstaumöglichkeiten können übrigens vom T5 in den T6 übernommen werden. Der Verbesserungseifer der VW-Ingenieure ging sogar so weit, dass bei den Sitzen die Schaumeinlage und die Federn auf das optimale Dämpfungsverhalten bei kurzen Schlägen optimiert wurden. Robbie Williams wird es genügen, wenn sein T6 gemütliche Ledersitze hat - und die wird es definitiv auch wieder geben. Der Basis-Preis für T6 Multivan mit Handschaltung und 150-PS-Diesel beträgt immerhin 48.999,27 Euro. Als Caravelle in der Highline-Version sind es bei identischer Motorisierung dann schon 52.937,15 Euro. Mit langem Radstand sind es dann schon 54.139,05 Euro. Bei Vollausstattung kommen noch einige Tausender dazu. Das ist eine Menge Geld, um sich ein bisschen wie Robbie Williams zu fühlen.

Quelle: Autoplenum, 2015-05-31

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