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Testbericht

Wolfram Nickel/SP-X, 8. Mai 2016

Eine italienische Ikone feiert in diesen Wochen ihr Comeback – auf der Plattform des Mazda MX-5. Tatsächlich wird der neue Fiat 124 Spider sogar gemeinsam mit dem Japan-Roadster im Mazda-Werk in Hiroshima gebaut. Ob er aber die Erfolgsstory seiner Vorgänger fortführen kann, muss der neue Nippon-Fiat erst noch zeigen. Schließlich galt der vor 50 Jahren vorgestellte offene Sportwagen damals als Fiats Antwort auf den zur gleichen Zeit präsentierten Alfa Spider. Zwei 2+2-Sitzer, die beide von Pininfarina gezeichnet worden waren und sich doch deutlich differenzierten.

So verdankte der Fiat seine Technik dem vormaligen Ferrari-Motoreningenieur Aurelio Lampredi, musste sich aber im Gegensatz zum potenten Alfa anfangs mit einem 66 kW/90 PS Vierzylinder begnügen. Leistungszuwächse und siegreiche Rallyeversionen gab es erst für die 1970er Jahre. Was den tollen Turiner nicht hinderte, die Amerikaner ins Herz zu treffen, die letztlich drei Viertel der Produktion kauften. Als Fiat 1975 seinen Spider in Europa still und leise zu Grabe trug, freute sich Alfa bereits über eine Alleinstellung. Zu früh – denn Pininfarina ließ seinen größten kommerziellen Erfolg nicht sterben, schenkte ihm stattdessen ein zweites Leben unter eigenem Label. Erst 1985 rollte der letzte Pininfarina Spidereuropa vom Band ins Museum. Ein Ehrenplatz, der dem mit 200.000 Einheiten meistgebauten Italo-Spider aller Zeiten zusteht.

Schon die Premierenfeier des sportlichen Bestsellers war spektakulär, denn sie war Bestandteil eines Jahrhundertfestes. Galt es im Jahr 1966 doch, die 100. Wiederkehr des Geburtstages von Giovanni Agnelli zu zelebrieren, des Unternehmers also, der die Fabricca Italiana di Automobili Torino (Fiat) gegründet hatte. Passend zu diesem Jubiläum übernahm der Enkel, Advokat Giovanni Agnelli, die Macht im Haus und richtete Fiat strategisch neu aus. Die Modelle wurden nun internationaler vermarktet und nicht mehr nach der Hubraumgröße benannt. Erstes Modell der neuen Nomenklatur war der Fiat 124, der auch als sowjetisches Volksauto Lada gebaut wurde und in insgesamt drei Kontinenten vom Band rollte. Nur die exklusivste Version des Fiat 124, der Spider, kam allein aus italienischen Werken. Verkauft wurde er dennoch weltweit, mit dem Hauptmarkt in Nordamerika.

Mit dem anfänglich „Sport Spider“ genannten Cabrio machten die Turiner Techniker ihrem Konzerngründer ein besonderes Geburtstagsgeschenk, enthüllt auf der damals wichtigsten Designmesse, dem Turiner Salon. Die offene Version des Fiat 124 basierte auf der verkürzten Bodengruppe der Limousine und trug ein Kleid, das anfangs weitaus ausgewogener gezeichnet war als der gleichfalls von Pininfarina karossierte Alfa Spider mit Rundheck. So jedenfalls die Bewertungen zeitgenössischer Kritiker, die den Alfa erst in der 1969 eingeführten Fastbackversion uneingeschränkt bejubelten. Dagegen verriet der Fiat die Zahl seiner Jahresringe stets nur durch Details. Dazu zählen die Motorhaube, die ab 1970 zwei Powerdomes für stärkere Maschinen zeigte und die Mitte der 1970er Jahre eingeführten Stoßstangen für US-Sicherheitsnormen. Andererseits kündete noch in den 1980er Jahren ein klassisches Armaturenbrett mit Holzfurnier vom Zeitgeist der Swinging Sixties.

Damals beerbte der Fiat nicht nur seinen luftigen Vorgänger vom Typ 1600, sondern er konkurrierte gleich mit einem Dutzend offener Europäer. Allerdings fehlte es diesen fast immer am damals boomenden Dolce-Vita-Feeling, eine Italianita, die besonders in Amerika gefragt war. Auf diesem weltweit größten Sportwagenmarkt gelangen dem 124 Spider deshalb von Beginn an seine größten Erfolge. Tatsächlich hatte sich Pininfarina bereits bei der Linienfindung des Fiat inspirieren lassen durch einen US-Sportwagen, das von ihm 1963 gebaute Concept Car Corvette Rondine. Auch die Karosserie des 124 Spider wurde bei Pininfarina gefertigt und erst anschließend zur Endmontage in die Fiat-Fabrik geliefert. Trotz dieses Aufwandes und des anspruchsvoll konstruierten 1,4-Liter-Motors mit Leichtmetallzylinderkopf und Zahnriemenantrieb für die zwei Nockenwellen war der Fiat von Beginn an bezahlbar. Mit 10.980 Mark kostete der offene 124 deutlich weniger als ein Alfa Spider oder der Triumph TR 4. Ein weiteres Erfolgsgeheimnis des Sportlers, der überdies verblüffend schnell war. Auf ersten Autostrada-Testfahrten bescheinigte die Presse dem Fiat Spider eine Vmax von fast 200 km/h, jedoch war die Werksangabe von 174 km/h im Alltag realistischer.

Weshalb Fiat mit dem ersten Facelift nachrüstete und 1970 einen 1,6-Liter-Vierzylinder mit 81 kW/110 PS lancierte, dem wiederum drei Jahre später eine 1,8-Liter-Version mit nunmehr 87 kW/118 PS folgte. Noch kräftiger war ab Ende 1972 eine Sonderserie zur Homologation für FIA-Rallyefahrzeuge: Der 94 kW/128 PS starke Fiat 124 Abarth Rally in Kriegsbemalung mit mattschwarzen Hauben, Hardtop und Kotflügelverbreiterungen. Ein heiß begehrter Sportler, der das schon 1971 eingeleitete und durch zahlreiche Trophäen honorierte Rallye-Engagement des Fiat Spider erfolgreich fortführte bis 1976 der Fiat 131 Abarth ein gänzlich anderes Kapitel aufschlug. Heute zählt der 124 Abarth Rally zu den von Sammlern am höchsten dotierten Spielarten des Spider. Kein Wunder, dass Fiat von diesem Imageträger weiter profitieren will und deshalb auf dem Genfer Salon 2016 den Abarth 124 Spider aus der Mazda-Kooperation vorfuhr.

Im Jahr 1975 erging es den Straßenversionen des Abarth aber erst einmal ebenso wie allen anderen Fiat Spider: Mit dem neuen Mittelklassemodell 131 Mirafiori wurde die Ära 124 ad acta gelegt. Allerdings nur in Europa, denn die Amerikaner bezogen die Spider nach wie vor. Einzelne US-Fiat fanden zudem weiterhin den Weg nach Deutschland, belieferte doch bis 1980 eine Vertriebsfirma hier lebende US-Bürger mit der Turiner Sportwagenspezialität. Erst danach durfte die Heilbronner Fiat Automobil AG den Frischluftstar erneut ins Programm nehmen. Dort blieb er auch in seinem zweiten Leben, das 1982 begann.

Fiat ließ es damals zu, dass Pininfarina die Produktion des nun Pininfarina Spidereuropa genannten Sportwagens in Eigenregie fortführte. Und dies sogar mit einem Triebwerk temperamentvollster Natur und dem verheißungsvollen Namen Volumex. Dahinter verbarg sich ein Zweiliter-Vierzylinder aus dem Fiat Argenta mit Kompressoraufladung, der 99 kW/135 PS freisetzte. Genug Biss, um den einzig verbliebenen Rivalen von Alfa bis 1985 in der Leistungsausbeute ebenso zu übertrumpfen wie in den Gesamtstückzahlen. Dann war der Fiat bzw. Pininfarina endgültig reif fürs Museum. Sergio Pininfarina erläuterte später nicht ohne Wehmut, dass es zu kompliziert geworden war, die alte Hinterradantriebstechnik von Fiat zu beziehen, wo inzwischen nur noch Frontantriebs- und Allradmodelle gebaut wurden.

Letzteres eine Situation wie heute. Vielleicht konnte Fiat kaum etwas Besseres passieren als den 124 Spider auf Basis des Mazda MX-5 und dessen klassischer Roadsterarchitekur zu revitalisieren.

Modellhistorie Fiat 124 Spider

Ausgewählte Produktionszahlen
Fiat 124 Spider: Insgesamt 198.020 Einheiten (1966-1985),
davon u.a. 32.327 Einheiten der Serie AS, BS mit 1,4-Liter-Motor (1966-1972), 27.906 Einheiten der Serie BS1 mit 1,6-Liter-Motor (1970-1972), 10.730 Einheiten der Serie BS1/CS mit 1,6-Liter-Motor (1972-1973), 69.208 Einheiten der Serie CS1 mit 1,8-Liter-Motor (1973-1978), 16.926 Einheiten der Serie CS2 mit 2,0-Liter-Motor (1978-1979), 32.060 Einheiten der Serie CS0 mit 2,0-Liter-Motor (1979-1982), 12 Einheiten der Serie DS0 (Pininfarina) mit 2,0-Liter-Motor (1981), 7.438 Einheiten der Serie DS1 (Pininfarina) mit 2,0-Liter-Motor (1982-1985), 500 Einheiten der Serie DS VX (Pininfarina) mit 2,0-Liter-Volumex-Motor (1983-1985).  

Wichtige Motorisierungen:
Fiat 124 Sport Spider 1400 (1966 bis 1972) mit 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner (66 kW/90 PS);
Fiat 124 Sport Spider 1600 (1970 bis 1973) mit 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner (79 kW/108 PS bzw. 81 kW/110 PS);
Fiat 124 Abarth Rally (1972 bis 1975) mit 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner (94 kW/128 PS);
Fiat 124 Spider 1800 US-Version (1974 bis 1978) mit 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner (64 kW/87 PS);
Fiat 124 Spider 1800 US-Version (1974 bis 1978) mit 1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner (64 kW/87 PS);
Fiat 124 Spider 2000 US-Version (1979 bis 1981) mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner (61 kW/83 PS);
Fiat 124 Spider 2000 (1979 bis 1982) mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner (75 kW/102 PS);
Pininfarina Spidereuropa (1981 bis 1985) mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner (77 kW/105 PS);
Pininfarina Spidereuropa Volumex (1984 bis 1985) mit 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner mit Rootes-Kompressor (99 kW/135 PS);
Fiat 124 Spider (seit 2015) mit 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner (103 kW/140 PS);
Abarth 124 Spider (seit 2015) mit 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner (125 kW/170 PS);

Chronik:
1966: Der Fiat 124 Sport Spider feiert auf dem Turiner Salon Weltpremiere (erste Serie Typ AS mit dem optischen Kennzeichen einer „glatten“ Motorhaube). Produktionsanlauf bereits im August. Das Design wurde bei Pininfarina entwickelt unter Tom Tjaarda und Franco Martinengo (Design Direktor) und Battista Pininfarina. Im Gegensatz zum komplett im Fiat-Werk gebauten 124 Coupé teilt der 124 Sport Spider, dessen Karosserie bei Pininfarina produziert wird, nicht die Bodengruppe der Fiat 124 Limousine. Stattdessen verfügt der Spider über einen kürzeren Radstand und eine verstärkte Struktur. Einziges Triebwerk für den Spider ist zunächst ein 1,4-Liter-Benziner. Die Produktion des 124 AS läuft bis Juli 1970
1968: Exportstart in die USA
1970: Facelift mit neuem Kühlergrill und modifizierter Motorhaube, außerdem 1,6-Liter-Motor
1971: Erste Motorsporterfolge sind der 4. Platz bei der Akropolis-Rallye, der 2. Platz bei der Österreichischen Alpenfahrt und ein Sieg bei der Elba-Rallye
1972: Im März debütiert der Fiat 124 Abarth Rally mit 128 PS Leistung in Stradale-Version. Die Wettbewerbsversion bringt es auf bis zu 220 PS. Optisch differenziert sich der zur Homologation in rund 1.000 Einheiten gebaute Abarth Stradale durch mattschwarze Hauben, entsprechendes Hardtop und Kotflügelverbreiterungen. Motorsporterfolge des 124 Spider sind Siege bei der Akropolis Rallye, der Österreichischen Alpenfahrt, der ADAC-Hessenrallye und der Rallye Elba. Hinzu kommen ein zweiter Platz, ein dritter Platz und drei vierte Plätze bei internationalen Rallyes
1973: Ab August ersetzt ein 1,8-Liter-Aggregat den bisherigen 1,6-Liter-Motor. Motorsporterfolge sind ein Sieg bei der Polen Rallye, drei zweite Plätze, zwei dritte Plätze und vier vierte Plätze bei internationalen Rallyes
1974: Zum Modelljahr 1975 wird im September der Vertrieb des 124 Spider in Europa eingestellt. Der offene Fiat 124 wird bis 1979 offiziell nur in Nordamerika vertrieben unter der Bezeichnung Spider America. Motorsporterfolge sind Siege bei der TAP-Rallye Portugal, der Rallye San Marino und der Rallye Elba. Hinzu kommen fünf zweite Plätze, drei dritte Plätze und ein vierter Platz bei internationalen Rallyes
1975: Motorsporterfolge sind Siege bei der TAP-Rallye Portugal, der Polen-Rallye und der Rallye Jugoslawien. Hinzu kommen fünf zweite Plätze, drei dritte Plätze und ein vierter Platz bei internationalen Rallyes
1979: Optional ist eine Dreigang-Automatik von General Motors lieferbar
1980: Eine Bosch-Benzineinspritzung ersetzt die bisher verwendeten Weber-Vergaser   
1981: Zum 50. Unternehmensjubiläum lanciert Pininfarina einen Fiat Spider 2000 Pininfarina 50th Anniversary Edition. Pininfarina bereitet die Fertigung des 124 Spider unter eigenem Markennamen vor, Vorserie DS0 in 12 Einheiten. Das US-Unternehmen Legend Industries liefert für den amerikanischen Markt den Fiat Spider Turbo, der durch einen BorgWarner-Turbolader auf 85 kW/115 PS Leistung gebracht wird (statt 64 kW/87 PS)
1982: Vom Pininfarina Spidereuropa, dem Nachfolger des Fiat 124 Spider, werden allein in Europa bis 1985 rund 5.000 Einheiten verkauft. Nach Nordamerika werden außerdem gut 3.000 Einheiten unter der Bezeichnung „Azurra“ exportiert
1983: Pininfarina legt eine auf 500 Einheiten limitierte Serie mit Kompressor-Motor Volumex auf, die nicht in Nordamerika erhältlich ist
1985: Produktionsende am 13. Juli nach 198.020 Einheiten, von denen 170.000 Spider in Nordamerika verkauft wurden. Der letzte Spider ist für das Pininfarina-Werksmuseum bestimmt
2015: Im November zeigt Fiat auf der Los Angeles Auto Show einen neuen 124 Spider, der in einem Joint-Venture mit Mazda gebaut wird und ein Parallelmodell zum MX-5 ist
2016: Auf dem Genfer Salon debütiert der Abarth 124 Spider. Im April feiert die neue Generation des 124 Spider ihre Deutschlandpremiere auf der Essener Techno Classica

Fazit
Er ist so italienisch wie die Sehnsucht nach dem leichten Leben unter südlicher Sonne. Vor 50 Jahren war der Fiat 124 Spider die Inkarnation der bezahlbaren „bella macchina“, die im Pininfarina-Design alle Roadster-Rivalen alt aussehen ließ. Heute ist der 124 Spider schönster Konkurrent seines Zwillingsbruders Mazda MX-5.
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-05-08

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