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Testbericht

Sebastian Viehmann, 14. Juni 2009
Ihr Revier ist der Asphalt, ihr Tempo mörderisch: Nie war das Diesel-Duell zwischen Audi und Peugeot härter als beim diesjährigen 24-Stunden-Spektakel in Le Mans. Auch jenseits der Strecke gab es reichlich Zoff.

Plötzlich wurde es eng für die Ringträger: Eingekeilt zwischen drei Peugeots war der Audi R15 TDI mit der Startnummer 1 einsam auf Rang zwei, nachdem Lucas Luhr mit der Startnummer 2 rückwärts gegen einen Reifenstapel gekracht war. Um 21 Uhr 54 am Samstagabend war es offiziell: Nummer 2 ist aus dem Rennen. "Wir erwarten das vielleicht schwierigste Le Mans-Rennen, das wir je bestritten haben", hatte Audis Motorsport-Chef Wolfgang Ullrich schon vor dem Start prophezeit. Er sollte Recht behalten. Am Ende gab es den Doppelsieg für die Löwen, Audi fuhr auf den dritten Platz.

"Ich kann mir den Unfall noch nicht ganz erklären. Ich habe die Porsche-Kurven ganz normal angebremst, als mir plötzlich das Heck ausgebrochen ist", sagte der enttäuschte Audi-Pilot nach dem Crash. "Das Team hat die ganze Woche so hart gearbeitet, ist keine Nacht früh ins Bett gekommen und hat soviel Herzblut in dieses Projekt gesteckt. Es tut weh, jetzt zu sehen, wie viele Mechaniker mit Tränen in den Augen hier stehen", zeigte sich auch Luhrs Cockpit-Kollege Marco Werner enttäuscht. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Im Lauf des Rennens fiel die Nummer 1, in dem sich Tom Kristensen, Allan McNish und Rinaldo Capello das Lenkrad in die Hand gaben, sogar auf Rang Drei zurück. Am Sonntagvormittag musste die rechte Hinterradaufhängung gewechselt werden, vier Runden gingen verloren. Das dritte Werksfahrzeug der Ingolstädter hatte ebenfalls mit technischen Problemen zu kämpfen.

Auch bei Peugeot gab es Pleiten, Pech und Pannen. Erst eine Kollision in der Boxengasse, dann Fahrwerksprobleme beim Peugeot 908 HDi mit der Nummer 8. Doch Stück für Stück bauten die Autos der Löwenmarke trotz aller Widrigkeiten ihren Vorsprung aus. Schon im Qualifying hatte sich Stéphane Sarrazin mit der Startnummer 8 mit 0,7 Sekunden Vorsprung auf McNish die Pole Position gesichert. Das Rennen fordert den Piloten in Le Mans alles ab und nicht nur nachts wird es haarig: "Von der aufgehenden Sonne wird man stark geblendet und sieht plötzlich nichts mehr", berichtete Peugeot-Pilot Marc Gené nach einem Fahrerwechsel am frühen Morgen.

Als die beiden Franzosen-Renner durchs Ziel rollten, wurde für Peugeot ein Traum wahr – und das ganze Team atmete auf. Denn eine erneute Schlappe in Le Mans hätte in Zeiten der Krise vielleicht sogar das Aus für das teure Motorsportengagement bedeuten können. Stattdessen gab es Freudentaumel in der Boxengasse und Party-Stimmung bei den Fans.

Bei Audi dagegen: lange Gesichter, trauernde Teams. Denn es hätte so schön sein können: Zum 100. Geburtstag der Marke Audi sollte ein erneuter Sieg in Le Mans das Sahnehäubchen auf der Festtorte werden. Der R15 TDI mit V10-Motor hatte schon im März in Sebring bewiesen, was in ihm steckt. Dort setzten die Ingenieure auf maximalen Abtrieb. In Le Mans stand dagegen die aerodynamische Effizienz im Mittelpunkt. Die Ingolstädter setzten bei dem Material mordenden 24-Stunden-Klassiker schon häufig technische Meilensteine – 2001 führte der Audi R8 die Benzin-Direkteinspritzung TFSI ein, mit dem Audi R10 TDI gewann 2006 erstmals in der Geschichte des Rennens ein Diesel-Fahrzeug, 2007 und 2008 wurde der Erfolg wiederholt.

Eine kurzfristige Reglement-Änderung vor dem Rennen hatte die Ringkrieger diesmal allerdings mächtig ins Schwitzen gebracht. Das Mindestgewicht der Diesel-Boliden in der Königsklasse (Sportprototypen mit bis zu 700 PS) wurde um 30 auf 930 Kilogramm erhöht. Dadurch mussten einige Teile im R15 TDI geändert werden und das ausgefeilte Aerodynamik-Konzept wurde durcheinander gewürfelt. Die Frontpartie des Audi sorgte auch noch für Ärger mit dem Erzrivalen Peugeot. Die Franzosen hielten sie nicht für regelkonform und protestierten. Das Audi-Team reagierte gelassen, schließlich habe es bei der technischen Abnahme keine Beanstandungen gegeben.

Im Gegensatz zum Audi hatte Peugeot seinen Rennwagen nicht neu entwickelt, sondern nur gründlich modifiziert. So feilten die Ingenieure an der Traktionskontrolle, die im Vorjahr bei Regen Ärger bereitet hatte. Dazu kamen neue Reifen und eine geänderte Radaufnahme, um die Pneus beim Boxenstopp schneller wechseln zu können. Denn auch hier hatte sich die Rennleitung neue Schikanen ausgedacht: Statt vier Mechaniker wie bislang durften in diesem Jahr nur zwei Mechaniker gleichzeitig den Reifen wechseln. Das hieß länger Standzeit in der Box und die Notwendigkeit, solange wie irgend möglich mit denselben Pneus weiterzufahren.

In der LMP2-Klasse und in der GT2-Kategorie dominierte traditionell Porsche. Eine ganze Armada von Ferrari F 430 heftete sich an die Fersen der Zuffenhausener, blieb aber ohne echte Chance.

Quelle: Autoplenum, 2009-06-14

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