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Testbericht

Stefan Grundhoff, 28. Januar 2008
Als Mercedes 1996 den SLK heraus brachte, war von der Klappdachwelle noch nicht viel zu merken. Doch die Zahl der Stoffdach-Cabrios sinkt seither stetig. Einer der letzten Mützenträger ist das VW Beetle Cabriolet.

Es muss nicht immer Klappdach sein. Doch der Trend lässt sich anscheinend nicht aufhalten: Audi A4, BMW 6er-Serie oder der Mercedes CLK – die strammen Mützen-Cabriolets kann man mittlerweile fast an einer Hand abzählen. Auch Volkswagen hat mit dem Eos eine durchaus sehenswerte Klappvariante auf den Markt gebracht, die sich zudem ebenso gut verkauft wie die Konkurrenzmodelle von Opel Astra, Peugeot 307, Ford Focus oder Renault Megané. Das rundlich-bauchige und sehr feminine Beetle Cabriolet aber zeigt, dass es auch anders geht. Zwar befindet sich der Motor nicht wie beim alten Käfer Cabrio im Heck. Doch an ein Klappdach wäre bei ihm schon strukturell nicht zu denken. Stattdessen trägt der Beetle seine Kopfbedeckung unzeitgemäß auf der Hutablage. Die Sicht nach hinten ist daher eine glatte Katastrophe. Aber Käfer-Fans haben im Laufe der Jahrzehnte schließlich gelernt, sich zu arrangieren. Im Gegensatz zum ähnlich unübersichtlichen Mini Cabrio lassen sich die Volkswagen-Leute die sinnvolle Einparkhilfe mit 345 Euro extra bezahlen.

Die Überraschung beim Beetle ist nicht das Stoffdach, sondern dessen manuelle Bedienung. Hier ist VW ein paar Jahre hinter der Zeit zurück. Das Dach muss umständlich per Drehgriff entriegelt und dann nach hinten geworfen werden. Doch damit ist es nicht getan. Die mächtige Dachkonstruktion will wie einst beim legendären Golf Cabrio auch noch links und recht eingerastet werden. Das dauert und ist ärgerlich, wenn man das Dach bei einem plötzlichen Regenschauer schnell schließen möchte. Schon daher empfehlen sich ein wachsames Auge zum Himmel und das Einschalten des Wetterberichts. Oder man investiert 775 Euro. Dann schließt das Dach standsgemäß zumindest teilelektrisch.

Der Großteil der Beetlefans entscheidet sich seit der Markteinführung des neuen Modells für einen TDI-Motor. Aus zunächst 90 wurden im Laufe der Jahre 100 PS. Nicht wenig. Aber nicht jeder Cabriofan steht auf Diesel. Für alle, die für den immerhin 1,4 Tonnen schweren Beetle etwas mehr Pfeffer wollen, hat VW ein 1,8 Liter großes Turbotriebwerk im Regal. Das befeuerte ehemals Modelle wie den Audi A4, VW Passat sowie den Seat Leon und leistet beim offenen Wolfsburger 110 kW/150 PS. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 200 km/h. VW gibt einen Durchschnittsverbrauch von 8,2 Litern Super an, der sich in der Realität kaum verwirklichen lässt. Je nach Tempo und ob man mit geöffnetem Dach unterwegs ist, genehmigt sich der 2+2-Sitzer gerne über 12 Liter Super auf 100 Kilometern. Unter zehn Litern ist gar nichts zu machen.

Der rundlich-lustige Beetle ist das richtige für die entspannte Sonnentour am Samstagnachmittag - nichts jedoch für Kurvenhatz und flottes Kurventempo. Das Fahrwerk ist komfortabel, die Karosserie alles andere als verwindungssteif und das Geräuschniveau bei offenen und geschlossenem Dach immer präsent. Der hohe Schwerpunkt und das etwas hakelige Getriebe verhindern, dass man Kurven mit allzu viel Dampf angeht. Im Grenzbereich untersteuert der Beetle zahm wie ein Lamm. Nein, auf Bergstraßen braucht man den Turbobenziner wirklich nicht. Zumal der Vorderradantrieb in engen Passagen nervös am Steuer zupft. Dafür ist man auf der Autobahn flott unterwegs, hat jedoch nie den Eindruck, wirklich schnell zu sein. Ab 170 km/h tut sich nicht mehr viel. Dass es auch im Galopp alles andere als leise zugeht, daran ist besonders das betagte Fünfgang-Getriebe schuld. Hier fehlt ein sechster, energiesparender Gang der zudem die Ohren schont.

Im Innenraum zeigt sich das bekannte Beetle-Bild. Die einen erkennen erfreuliche Reminiszenzen an den guten alten Käfer. Andere blicken bei diesem Vergleich nur beschämt zu Boden. Unzweifelhaft geht die Verarbeitung in Ordnung. Die Instrumentierung ist dürftig. Immerhin gibt es Tacho, Drehzahlmesser und Tankanzeige als Analoguhren. Mehr gibt es auch bei Opel schon lange nicht mehr als Informationsquelle. Die haben im Gegensatz zum Beetle aber einen Bordcomputer. Die Mittelkonsole ist lieblos geraten. Unzeitgemäß das CD-Radio, dessen Mini-Display an volkswageneigene Alpha-Radios Anfang der 80er Jahre erinnert. Die Displays sind heute deutlich größer und können ein paar Informationen mehr gut verarbeiten. Ein Navigationssystem gibt es nicht einmal als Option. Da hilft auch die kleine Blumenvase nicht mehr, die das Armaturenbrett verziert.

Das Lenkrad ist recht dünn, lässt sich jedoch ordentlich justieren. Das gilt im Übrigen auch für die optionalen Ledersitze. Sie sind bequem und bieten sehr guten Seitenhalt. Im Beetle sitzt man gerne etwas höher, denn das endlose Armaturenbrett lässt den Abstand zur Windschutzscheibe riesig erscheinen. Das ist für die Übersicht genauso schlecht, wie der Rücksack im Rückspiegel. Wer will, kann auch in der zweiten Reihe zwei nette Bekannte mitnehmen. Zwar nicht auf eine Reise nach Italien, aber allemal zur Tante um die Ecke oder zum Abendessen in der Nachbarstadt. Die Fondpassagiere können sich über zu wenig Beinfreiheit kaum beschweren. Sie sollten nur nicht versuchen, die hinteren Kopfstützen ihrer Körpergröße anzupassen. Ein Griff und man hat den kombinierten Überrollschutz in der Hand.

Während man im Beetle Cabriolet durchaus zu viert unterwegs sein kann, muss man beim Kofferraum Kompromisse machen. Obwohl das Stoffdach über dem Gepäckabteil schlummert, stehen hier gerade mal 201 Liter zur Verfügung. Das Beladen ist schlichtweg eine Katastrophe. Die Luke ist klein, der Kofferrauminhalt allenfalls zu ertasten. Also lieber die Freunde wieder ausgeladen und das Gepäck auf die Rücksitze. Die Persenning kann man übrigens zu Hause lassen – und das sollte man auch Platzgründen auch gleich tun. Die nimmt nur wertvollen Stauraum weg.

Der Einstieg in die offene Beetle-Klasse kostet mit dem schwächlichen 1,4-Liter-Motor 20.775 Euro – alles andere als ein Schnäppchen. Das Topmodell 1.8 Turbo mit 150 PS kostet mindestens 24.850 Euro. Zudem kommt man um Extras wie ein elektrisches Dach, die beheizbaren Ledersitze (ab 1.420 Euro), Soundsystem oder Windschott kaum herum. Dass sich Volkswagen Selbstverständlichkeiten wie eine manuelle Klimaanlage (1.175 Euro) oder die Einparkhilfe bei einem Topmodell extra bezahlen lässt, mag nicht nur den eingefleischten Käfer-Fan überraschen. Unterm Strich kostet ein sinnvoll ausgestattetes VW Beetle 1.8 T Cabriolet mehr als 30.000 Euro. Letztlich sollte man daher doch zur 100-PS-TDI-Version greifen. Die fährt sich ähnlich dynamisch, kostet 1.000 Euro weniger - und spart wenigstens kräftig an den Tankstelle.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-28

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