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Testbericht

23. November 2005
Siena, 8. November 2005 – Ein Grundsatz im Autobau lautete bisher stets: Aus einem Coupé entsteht eventuell auch mal ein Cabriolet. Doch Porsche stellt die Dinge auf den Kopf. Die Zuffenhausener haben erstmals einen Vollblut-Roadster zugedost. Das seit 1996 gebaute und stets offene Porsche-Einstiegsmodell Boxster hat ein unverrückbares Blechdach erhalten und wird unter dem Namen Cayman als vierte Baureihe unterhalb des 911 antreten. Das Tolle für den Sportwagenhersteller: Obwohl zahlreiche Teile aus der aktuellen Boxster-Baureihe stammen, ist die geschlossene Version ein neues Modell mit eigenständigem Charakter.

Deutlich teurer als das Cabrio Entstanden ist ein Bindeglied zwischen dem Elfer und dem Boxster. Das drückt sich auch im Preis aus: Mit 58.529 Euro rangiert das rassige Rennreptil genau zwischen diesen Baureihen. Und hier mag sich so mancher verwundert die Augen reiben: Ist das Cabriolet wirklich über 6.000 Euro günstiger als die geschlossene Variante? Bedauerlicherweise ja. Ob das Fahrerlebnis im Cayman S diesen Aufpreis rechtfertig und ob er somit eine günstige Alternative zum 911er darstellt, haben wir getestet.

Souveräner Vollblut-Porsche Optisch ist der Cayman S eindeutig ein Vollblut-Porsche. Vor uns steht ein agil und hochwertig wirkender Zweisitzer. Etwas experimentierfreudig war man beim rundlichen Dach – ein 356-Zitat, dass den Passagieren viel Kopffreiheit beschert. Die Verwandtschaft zum Boxster ist vor allem an der Front erkennbar, die nur in wenigen Details verändert wurde. Einen weitgehend neuen Anblick bietet das Hinterteil mit der tief nach unten gezogenen Heckklappe, den kraft- und schwungvoll ausgestellten Kotflügeln und der zentralen Auspuffanlage aus zwei nebeneinander liegenden Endrohren.

Mehr sägend als bollernd Und aus dieser tönt es in markanter Weise. Zwar klingt der Cayman S eben, wie ein Porsche mit Boxermotor nun einmal klingt, doch hat er dabei eine ganz eigene Note erhalten, die mehr das Sägen, denn das Bollern betont. Der Sechszylinder verrichtet seine Arbeit direkt hinter den Passagieren und das bereits ab 3.000 Umdrehungen recht lautstark. Freunde des Macho-Sounds werden im Cayman, der dank seines Blechdachs im Innenraum ein besonders intensives Klangerlebnis bietet, voll auf ihre Kosten kommen.

Näher am Elfer Ähnlich der Akustik sind auch die Fahrleistungen des Cayman S. Mit seinen 3,4 Litern Hubraum und 295 PS bewegt sich der nur 1.415 Kilo schwere Sportler fast auf 911er-Niveau: Beim 100-km/h-Sprint vergehen 5,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt souveräne 275 km/h. Das ist schon ziemlich nah an der großen Sportwagen-Ikone und etwas besser als beim Boxster S. Dessen Motor leistet aber auch 15 PS weniger. Verantwortlich für die Mehrleistung des drehfreudigen Sechszylinders im Cayman S sind ein um 0,2 Liter vergrößerter Hubraum und die variable Ventilsteuerung VarioCam-Plus. Analog zur Leistung wuchs auch der Verbrauch: Mit 10,6 Litern auf 100 Kilometer liegt dieser um 0,2 Liter über dem des Boxster S.

Sportliches Fahrwerk Nach Art des Hauses wurde das Fahrwerk des Cayman S mit nahezu gleichmäßiger Gewichtsverteilung auf beide Achsen besonders sportlich ausgelegt. Entsprechend lässt sich der Cayman überaus handlich und agil fahren. Eine überragend präzise Lenkung und die kräftig zupackenden Bremsen sind die weiteren Zutaten, die lustvolles Fahren oft am Rande der Legalität provozieren. Gegenüber dem Boxster bietet der Cayman zudem eine spürbar steifere Karosserie.

Lustbetont und dennoch sicher Wer bei halbwegs ziviler Geschwindigkeit durch Kurven fegt, wird kein Unter- oder Übersteuern spüren. Dann gibt sich der Cayman verbindlich und sicher. Wer jedoch mit viel Gas aus Biegungen rausjagt, wird leicht einmal das Heck zum Ausbrechen bringen. Ein recht typisches Verhalten für einen Mittelmotor-Sportwagen. Doch keine Angst: Mit dem serienmäßigen Fahrstabilisierungssystem PSM bleibt der Kroko-Racer sicher auf Kurs und bietet somit als angedeutete Heckschleuder ein charaktervolles und besonders sportliches Fahrerlebnis, wie es eben nur ein Mittelmotor-Coupé bieten kann.

Ordentliches Platzangebot Neben seiner lustbetonten Art der Fortbewegung kann sich der Cayman zudem noch mit praktischen Vorzügen in Szene setzen. Auf den bequemen Sportsitzen lässt es sich im perfekt verarbeiteten Innenraum bestens reisen und rasen. Das Platzangebot ist auch für große Passagiere gut. Ordentlich Platz bietet der Zweisitzer außerdem für Gepäck. Hinter den Sitzen befinden sich ein 260-Liter- und unter der vorderen Haube ein 150-Liter-Stauraum. Zusammen steht damit mehr Platz als im Kofferraum des aktuellen VW Golf zur Verfügung.
Technische Daten
Antrieb:Heck
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:wassergekühlter Aluminium-Boxermotor
Hubraum:3.386
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:6
Leistung:217 kW (295 PS) bei UPM
Drehmoment:340 Nm bei 4.400 - 6.000 UPM
Preis
Neupreis: 58.529 € (Stand: November 2005)
Fazit
Der Cayman S ist fraglos eine sinnvolle und attraktive Bereicherung für die kleine Sportwagen-Division von Porsche. Allerdings erscheint das neue Coupé gegenüber dem Boxster S etwas überteuert. Wer jedoch kein Freund des offenen Cabrio-Vergnügens ist, findet mit dem Cayman eine deutlich günstigere Alternative zum 911. Immerhin kostet der geschlossene Boxster 18.000 Euro weniger als sein großer Bruder. Stellt sich noch die Frage, ob der Cayman S besser ist als der große 911. Doch ohne den direkten Vergleich können wir diese Frage nur mit einem vorsichtigen „Nein“ beantworten. In jedem Fall ist der 911 der ewig schöne Klassiker, der mehr Leistung, mehr Komfort und auch das bessere Fahrwerk bietet.

Außerdem bietet der 911 deutlich mehr Prestige. So mancher Snob wird den Cayman wohl als relativ stillosen Billig-Porsche abtun. Doch wer ganz einfach etwas weniger Geld anlegen will, ist mit dem Boxster-Derivat alles andere als schlecht bedient. Immerhin bekommt man einen nahezu perfekten Mittelmotor-Sportwagen mit all der Faszination, die eben nur ein Porsche besitzt. Wem selbst der Cayman S zu teuer ist, der sollte sich noch ein wenig gedulden. Wahrscheinlich schon 2006 könnte es eine schwächere Cayman-Version geben, die sich preislich nahe am Boxster bei rund 50.000 Euro einpendeln dürfte. (mh)

Quelle: auto-news, 2005-11-23

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