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Testbericht

10. März 2009
Frankfurt/Main, 10. März 2009 - In wirtschaftlich schweren Zeiten wird gerne auf die eigene Geschichte zurückgeblickt, so auch bei Opel. Unter den spärlichen Strahlen der Mittagssonne glänzen vor unserem Restaurant ein Olympia Rekord Caravan und ein Ascona Caravan um die Wette. Sie sollen an die Zeiten erinnern, in denen fast jeder zweite Kombi in Deutschland von Opel kam. Nur wenige Meter entfernt steht der Hoffnungsträger, mit dem die Rüsselsheimer an diese glorreiche Ära anknüpfen wollen: der Insignia Sports Tourer. Neuer Name, altes Konzept Doch die Tradition hat auch ihre Grenzen: Schon im Vorfeld sorgte die neue Wortschöpfung "Sports Tourer" statt des althergebrachten "Caravan" für Erstaunen. Opel nennt zwei Gründe für den Namenswechsel: Erstens habe man nun eine einheitliche Bezeichnung für ganz Europa, zum anderen wolle man den Insignia Sports Tourer neu positionieren. Möglicherweise klang Caravan aber auch in den Ohren der Marketing-Strategen zu sehr nach Wohnwagen. Die Kombi-Variante soll rund 70 Prozent der Insignia-Verkäufe ausmachen. Übersetzt man die neue Modellbezeichnung recht frei, dann soll der Sports Tourer Sportlichkeit mit Komfort verbinden. Grund genug nachzuprüfen, ob der Spagat gelingt. Schicker Lademeister Zunächst wollen wir uns aber der Optik des Insignia Sports Tourer zuwenden. Direkt fällt auf, wie groß das Fahrzeug geworden ist. Mit einer Länge von 4,91 Meter übertrifft er seinen Vorgänger, den Vectra Caravan um sieben Zentimeter und ist sogar einen Hauch länger als der frühere Omega B Kombi. Erstaunlich sind die Parallelen zum Omega beim Radstand (2,73 Meter) und der Höhe. Hier ist der Insignia allerdings zwei Zentimeter niedriger als der ehemalige Ober-Opel, weil die Dachlinie nach hinten leicht abfällt. Keine Frage, der Heckabschluss wirkt wesentlich gefälliger als beim Vectra Caravan, allerdings macht das Hinterteil einen etwas pummeligen Eindruck. Zu dem Eindruck tragen die Fahrzeugbreite von 1,86 Meter und die fette Chromleiste zwischen den Rückleuchten bei.

Design vor Nutzen? Über die Optik lässt sich also trefflich diskutieren, aber wie steht es mit dem Nutzwert? Nicht umsonst standen die Kombiversionen von Vectra und Omega in dem Ruf, die letzte Stufe vor einem Kleinlaster zu sein. Hat Opel beim Insignia den Nutzwert zugunsten des Aussehens geopfert? Die erste Überraschung kommt beim Öffnen der Heckklappe: Sie zieht sich weit in die Seiten hinein, sodass eine sehr große Blechpartie nach oben schwenkt. Allerdings können sich Personen über 1,85 Meter den Kopf stoßen. Alternativ ist die Klappe elektrisch zu öffnen, dann lässt sich die Höhe programmieren. Die zweite Überraschung folgt auf dem Fuße: In den Kofferraum selbst sind zwei Leuchteinheiten für Bremse und Blinker integriert. Hintergrund der Maßnahme ist, dass so beim Ausladen im Dunkeln der rückwärtige Verkehr gewarnt werden kann, zumal die eigentlichen Rückleuchten am Stück hochklappen. Platz für die große Reise Das Gepäckabteil besticht durch eine sehr niedrige Ladekante und eine Breite zwischen den Radkästen von 1,03 Meter. Im Normalzustand passen 540 Liter Stauvolumen in den Sports Tourer, zehn Liter mehr als beim Vorgänger. Werden die Rücksitze umgeklappt, passen bis unters Dach 1.530 Liter. Hier zeigt sich der Nachteil des schicken Designs: In den Vectra Caravan passten noch 1.850 Liter. Zum Vergleich: Der Hauptkonkurrent VW Passat Variant schluckt 603 respektive 1.731 Liter. Die Laderaumlänge des Insignia eignet sich mit 1,91 Meter zur Not auch als Schlafplatz, aber beim Probe liegen fällt die abfallende Dachlinie besonders auf. Sie führt auch zu einer schlechten Sicht nach hinten, das relativ kleine Heckfenster wird von sehr breiten D-Säulen eingerahmt. Eine Einparkhilfe ist daher Pflicht, sie kostet allerdings 520 Euro Aufpreis. Für 645 Euro ist auch ein Parkassistent mit Parklückenerkennung erhältlich. Ansprechender Innenraum Überlassen wir den Kofferraum wieder unserem Gepäck und setzen uns dorthin, wo wir hingehören. Der Fahrerplatz überzeugt mit einer bequemen Position und viel Fußraum, zu empfehlen sind die sehr komfortablen Premiumsitze. Bei der Gestaltung des Armaturenbretts zeigt sich der Wille von Opel, den Insignia zum hochwertigsten Modell der Marke zu machen: Die Qualität der verwendeten Kunststoffe überzeugt und auch an der Verarbeitung gibt es nichts zu kritisieren. Einzig die Vielzahl von Knöpfen auf der Mittelkonsole bedarf einiger Eingewöhnungszeit. Trotzdem: So nobel sah seit den Zeiten des Diplomat kein Opel-Innenraum mehr aus. Der Platz auf der Rückbank gibt keinen Anlass zur Klage, auch groß gewachsene Menschen haben genügend Kopf- und Beinfreiheit.

Neue Motoren im Angebot Parallel zum Marktstart des Sports Tourer ergänzen zwei neue Motoren das Angebot: ein Turbo-Benziner mit 1,6 Liter Hubraum und 180 PS sowie ein Zweiliter-Bi-Turbo-Diesel mit 190 PS. Während der Selbstzünder das Dieselangebot krönt, schließt der Ottomotor eine Lücke zwischen 140 und 220 PS. Wir haben daher den aufgeladenen Benziner näher unter die Lupe genommen. Gestartet wird auf klassische Weise mít einem Zündschlüssel, danach ist der Motor kaum zu hören. Erst beim Beschleunigen mischt sich ein diskretes Brummen in die Tonlage, die jedoch durchgehend sehr zurückhaltend ist. Selbst bei Autobahntempo sind Gespräche in Zimmerlautstärke problemlos möglich. Schnell zeigt sich aber, dass das Aggregat eher auf gemütliches Gleiten denn sportliche Fortbewegung steht. Verloren in der Übersetzung So kommt es zu dem Eindruck, dass sich der Motor im rund 1,6 Tonnen schweren Sports Tourer nicht nach 180 PS anfühlt. Schuld daran ist das an sich knackig zu schaltende Sechsgang-Getriebe, deren obere Stufen zu lang übersetzt sind. Die Folge ist eine nur mäßige Elastizität zwischen 2.000 und 2.500 Touren. Beim Blick auf das Datenblatt fällt außerdem auf, dass das maximale Drehmoment mit 230 Newtonmeter nicht weit weg ist von den 175 Newtonmeter des 1,8-Liter-Saugmotors mit 140 PS ist. Wesentlich besser macht es der 220 PS starke Turbo mit ebenfalls 1,6 Liter Hubraum: Er generiert ein maximales Drehmoment von 350 Newtonmeter. Den Verbrauch des von uns gefahrenen kleinen Turbos beziffert Opel auf 7,9 Liter im Durchschnitt, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 220 km/h. Überzeugendes Fahrwerk Sehr gut gefallen hat uns das optionale FlexRide-Sportfahrwerk. Der Name Sportfahrwerk täuscht etwas, denn per Knopfdruck kann man aus drei Fahrmodi wählen: Standard, Sport und Tour. Inklusive sind eine adaptive Fahrstilerkennung namens DMC und die Vernetzung aller fahrdynamischen Systeme. In der Tat reagiert die im Normalzustand in der Mittellage leicht indifferente Lenkung im Sport-Modus direkter und lässt den großen Wagen handlich in die Kurven gehen. Die Federung ist selbst in dieser Position komfortabler als das Serienfahrwerk so manches deutschen Konkurrenten. Wählt man die "Tour"-Variante, werden selbst grobe Unebenheiten ausgebügelt, der hohe Fahrkomfort erinnert an die Hydropneumatik von Citroën.

Sonderangebot mit Blitz? Seit den anfangs erwähnten goldenen Zeiten stehen die Opel-Kombis in dem Ruf, viel Platz fürs Geld zu bieten. Auch der Insignia Sports Tourer macht hier keine Ausnahme, auch wenn der 1.6 Turbo erst in der Ausstattungslinie "Edition" beginnt. Für 31.245 Euro gibt es eine umfangreiche Serienausstattung, zu der unter anderem ein DVD-Navi, eine Einzonen-Klimaautomatik, ein Tempomat und 17-Zoll-Alufelgen gehören. Zu den interessanten Extras zählen das FlexRide-Fahrwerk (930 Euro), die Premium-Sitze für Fahrer und Beifahrer (625 Euro) und eine Verkehrsschilderkennung (525 Euro). Sie sind teilweise auch in preisgünstigeren Paketen enthalten. Zu bemängeln ist aber, dass ein Automatikgetriebe bei den Benzinern erst ab 220 PS erhältlich ist. Blick auf die Konkurrenz Wo liegt der Gegner Nummer Eins, der VW Passat Variant preislich? Als 1.8 TSI Comfortline mit 160 PS und ähnlicher Ausstattung kommt er auf 31.555 Euro. Wem es nur auf den Laderaum ankommt, für den kann auch das Basismodell des Kombi-Insignia mit 115 PS interessant sein. Für 23.990 Euro gibt es eine manuelle Klimaanlage, ein CD-Radio und elektrische Fensterheber vorne.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Turbobenziner
Hubraum:1.598
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:132 kW (180 PS) bei UPM
Drehmoment:230 Nm bei 2.200 - 5.500 UPM
Preis
Neupreis: 31.245 € (Stand: März 2009)
Fazit
Mit dem Sports Tourer knüpft Opel nahtlos an den Erfolg der Insignia Limousine an. Bislang war kein Kombi mit dem Blitz so edel und so schick. Doch leider hat die schöne Optik auch ihren Preis in Form eines geringeren Ladevolumens. Hinzu kommt, dass es dem neuen 1.6 Turbo mit 180 PS an Biss fehlt. Dafür punktet der Sports Tourer mit einem guten Platzangebot und seiner Agilität. Zudem überzeugt die Serienausstattung. Die Entscheidung, ob man sich für den Opel oder ein Fahrzeug der Konkurrenz entscheidet, ist in erster Linie eine Frage des persönlichen Geschmacks. Unter dem Strich bleibt aber festzuhalten: Nie war ein Opel besser als heute.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2009-03-10

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