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Testbericht

Stefan Grundhoff, 28. Januar 2008
Retrowellen schwappen regelmäßig über den europäischen Automarkt. Nach Beetle und PT Cruiser heißt der neue Star von gestern nun HHR. Chevrolet schickt seinen Crossover im Suburban-Style nun auch nach Europa. Wir sind ihn in den USA schon gefahren.

Chevrolet begründete Ende der 40er Jahre mit dem Suburban ein neues Fahrzeugsegment: Der variable Amerikaner war wohl der erste echte Crossover. Ein bisschen Kombi, etwas Limousine und mit deutlicher Anlehnung an die so beliebten Kastenwagen. Konkurrenzmodelle suchte man nach dem zweiten Weltkrieg zunächst lange vergebens. Und noch heute hat der Begriff Suburban in der amerikanischen Welt ein exzellentes Image.

Beschäftige sich man vor ein paar Jahren beim europäischen Chevy-Vorläufer Daewoo noch mit Billigmodellen wie Matiz, Nubira oder Rezzo, so hat sich die Marke in den vergangenen drei Jahren ein neues Gesicht gegeben. Mit dem Namen Chevrolet und Modellen wie Epica oder Captiva hat man sich aus dem automobilen Niemandsland befreit. Mit zwei charismatischen Modellen soll es nun weitergehen. Auf den Camaro müssen die Fans der amerikanischen Coupékultur zwar noch bis 2009 warten. Doch im Herbst kommt schon mal der HHR auf den europäischen Markt. In den USA ist der HHR schon über zwei Jahre erfolgreich unterwegs. Grund genug also für uns, seine Qualitäten auf den Straßen von New York einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Das Design des 4,47 Meter langen Chevrolet HHR erinnert nicht durch Zufall an den Chrysler PT Cruiser. Der löste bei seiner Markteinführung vor ein paar Jahren einen wahren Retrotrend aus. Autoindividualisten, die zuvor wohl kaum in einen Chrysler-Verkaufsraum gestolpert wären, fuhren auf einmal mit Freude ein so extravagantes Modell, das stark an US-Autos der 50er Jahre erinnerte. HHR und PT Cruiser stammen aus der Hand des selben Mannes: GM-Stardesigner Brian Nesbitt wechselte vor Jahren von Chrysler zu dem Detroiter Konkurrenten. Die starke Ähnlichkeit zwischen den beiden Modellen ist denn auch offensichtlich. Doch trotz der weitgehend identischen Formensprache wirkt der Chevrolet HHR rundlicher und moderner - weniger filigran als der PT Cruiser, der gerade auch bei weiblichen Kunden ein Volltreffer wurde.

Die heraus gearbeiteten Kotflügel im US-Stil der 40er und 50er Jahre, dazu das aufgeweckt dreinblickende Gesicht oder die große Praktikabilität - der HHR hebt sich also zumindest optisch aus der Masse der gesichtslosen Modelle aus dem In- und Ausland ab. Eine weitere Ähnlichkeit zum PT Cruiser: Auch der HHR kann im Innenraum nicht glänzen. Aufgeräumt und vernünftig dimensioniert, ok: Aber vom Charme des Äußeren ist innen nichts zu sehen. Bis zu fünf Personen finden im HHR Dank seines Radstandes von 2,61 Metern immerhin ein Auto, das sie ohne Platzangst zum Gardasee und zurück bringt. Lenkrad, Schalter, Instrumente und Mittelkonsole kennt man bereits aus anderen Modellen von General Motors. Etwas mehr Individualität hätte man von einem wie dem HHR durchaus erwartet. Weieres Manko: Sitze und Lenkrad lassen sich nur mit Abstrichen auf jede Körpergröße einstellen.

Chryslers PT Cruiser hatte einen großen Vorteil: Nachdem der erste Ansturm auf ihn abgeebbt war, konnte man in Ruhe einen Mercedes-Diesel als mit Abstand interessanteste Motorvariante nachschieben. Dieses Glück wird man bei Chevrolet zumindest auf absehbare Zeit nicht haben: In den USA ist der Chevrolet HHR mit zwei Vierzylinder-Benzinmotoren erhältlich, von denen wohl nur der stärkere auch nach Deutschland kommen soll. Das Einstiegsmodell wird von einem 2,2 Liter großer Vierzylinder mit 111 kW/151 PS angetrieben. Die Topversion HHR 2.4 LT leistet 130 kW/177 PS und immerhin 228 Nm. Ein Energiebündel ist der große Vierzylinder jedoch trotz dieser durchaus üppigen Motorleistung nicht. Die Ambitionen beim Start sind groß - doch dann vermisst man doch schnell das Gefühl, ein Fahrzeug mit knapp 180 PS zu bewegen.

Neben dem wenig dynamisch anmutenden Motor ist ein weiterer Grund dafür die müde Viergang-Automatik, die in einem Fahrzeug des dritten Jahrtausends nun wirklich nichts mehr zu suchen hat. Daher lieber gleich zum manuellen Fünfgang-Getriebe greifen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt trotz 177 PS kaum über 180 km/h. Chevrolet verspricht einen Durchschnittsverbrauch von rund neun Litern auf 100 Kilometern. Bleibt die Frage, ob man mit Verzögerung nicht doch den zwei Liter großen Diesel aus dem Hause VM nachlegt. Auch im Alltagsgeschäft zwischen Brooklyn Bridge und Grand Central Station spiegelt der Amerikaner den Charme eines Cruisers wieder. Keine Kurvenhatz oder wilde Raserei – man reist und genießt. Die Lenkung ist leichtgängig, aber gerade bei rutschiger Fahrbahn nicht frei von Antriebskräften. Federung und Dämpfung sind betont komfortabel und bei großen Löchern schlägt es schon einmal nervig in den Innenraum durch.

Diejenigen, die moderner Motoren- oder Getriebetechnik hinterher trauern, will man mit einem besonders günstigen Preis locken. In den USA liegt der Einstand für den Basis-HHR 2.2 bei gerade mal 16.550 US-Dollar – macht rund 13.000 Euro. Das sollte sich in europäischen Breiten kaum verwirklichen lassen. Die Preise für den hiesigen Markt stehen noch nicht fest, sollten aber kaum über 15.000 Euro liegen.

Selbst das Topmodell Chevrolet HHR 2.4 LT kostet mit kompletter Komfortausstattung umgerechnet nicht mal 17.000 Euro. Dafür gibt es unter anderem beheizte Ledersitze, Soundsystem und Klimaautomatik. In Europa längst etablierte Details wie Xenonlicht, ESP und Navigationssystem bleiben zumindest in den USA beim HHR allerdings außen vor. "Wir bekommen mit dem HHR Kunden, die wir sonst kaum erreichen könnten", ist sich Chevrolet-Sprecherin Kirsten Lattewitz sicher.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-28

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