Neue Assistenzsysteme - Gefahr gebannt
Testbericht
BMW will engen Baustellen ihren Schrecken nehmen. Ein neues
Assistenzsystem soll vor Gefahren durch enge Fahrspuren warnen.
Der Fall passiert auf deutschen Autobahnen zigtausend Mal am Tag. Eine
Baustelle, die Fahrspur wird stark verengt und der Lastwagen auf der
Nebenspur kommt gefährlich nah. Ist noch genügend Platz, um schnell
mit dem Auto durchzuhuschen oder soll man zur Sicherheit lieber die
ganze Baustelle hinter dem Lastwagen herdackeln? Für erfahrene
Autofahrer ist das nur selten ein Problem. Aber Tag für Tag sieht man
nicht nur auf deutschen Straßen immer wieder unsichere Autofahrer, die
nicht wissen, ob der eigene Wagen an der Engstelle vorbeipasst oder
nicht. Der Engstellen-Assistent von BMW nimmt diesen Situationen ihren
Schrecken, indem er berechnet, ob genug Platz ist, an dem einzelnen
Lastwagen oder der Kolonne vorbeizufahren. Wird es eng, blendet sich
eine Warnmeldung ins Head-Up-Display ein. In drei Stufen zeigen
projizierte Klammern, wie eng es zwischen Baustellenbegrenzung und
Lastwagen wirklich ist.
Hierbei nutzt der Engstellenassistent einen Laserscanner, der das Vorfeld
des Fahrzeugs vermisst. Zusätzliche Ultraschallsensoren berechnen den
seitlichen Abstand zu Hindernissen wie Leitplanken oder anderen
Fahrzeugen. Aus den gemeinsam erhobenen Daten wird ein Gesamtbild
generiert und als Hinweis für den Fahrer ausgegeben, der es ihm
erleichtert, die Fahrsituation vor der Einfahrt in die Engstelle
einzuschätzen oder während des Befahrens der Engstelle sicher den Kurs
zu halten.
In der ersten Stufe sind links und rechts vom eigenen Fahrzeug noch bis
zu hundert Zentimeter Platz. Hier geht das Überholen ohne Probleme. In
der zweiten Stufe warnt der Engstellen-Assistent davor, dass recht oder
links nur noch 20 bis 50 Zentimeter Platz zur Seite sind. In der dritten
Stufe zeigt das Head-Up-Display an, dass es nur noch weniger als 20
Zentimeter Abstand zu Wand oder Nebenmann sind. Hier sollte man vor
der Passage seine fahrerischen Sinne beisammen haben oder besser
warten. Steuert der Fahrer dabei zu sehr nach links oder rechts, gibt es
einen leichten Lenkeingriff und der Wagen wird wieder zurück auf die
Spur gebracht, bis der Abstand wieder groß genug ist. Das
Assistenzsystem befindet sich aktuell noch in der Erprobungsstufe, könnte
jedoch in den nächsten zwei Jahren in das Serien- und
Sonderausstattungspaket der Assistenzsysteme aufgenommen werden.
Weit weniger Einsatzmöglichkeiten gibt es für ein zweites
Assistenzsystem, das die Forschungs- und Technikabteilung der Bayern
derzeit entwickelt. Der Notfall-Assistent greift erst dann ein, wenn der
Fahrer aufgrund eines plötzlich eintretenden Ereignisses nicht mehr selbst
steuern kann. Kann der Pilot zum Beispiel aufgrund eines plötzlich
eintretenden Herzinfarkts seinen Wagen nicht mehr steuern oder wird er
bewusstlos, übernimmt der BMW selbst das Kommando. Sensoren
merken, dass der Fahrer nicht mehr Herr der Lage ist, aktivieren die
Warnblinkanlage und bringen das Auto so schnell als möglich auf den
sicheren Seitenstreifen.
Hierzu wurden die Erkenntnisse genutzt, die die Entwickler in den letzten
Jahren im Rennsport durch den so genannten Track-Trainer gemacht
haben. Jedoch sorgt der Notfall-Assistent nicht für die Ideallinie auf der
kurvenreichen Rennstrecke, sondern tastet die Fahrspuren ab, um den
führerlosen Wagen gefahrlos von der Straße zu bringen. Kameras im Heck
des Fahrzeugs sorgen dafür, dass erst nach rechts auf den Seitenstreifen
gelenkt wird, wenn kein Verkehr von rechts überholt. Ist der Wagen mit
dem bewusstlosen Fahrer sicher auf dem Seitenstreifen angekommen,
wird automatisch ein Notruf mit entsprechenden Fahrzeugkoordinaten
abgesandt. Die Grundlage für das Nothaltemanövers bildet neben der
exakten Lokalisierung des Fahrzeugs innerhalb der eigenen Fahrspur vor
allem die Erkennung aller Fahrzeuge in der unmittelbaren Umgebung.
Hierfür werden neuartige Methoden der Sensordatenfusion aus LIDAR,
Radar, Kamera und digitaler Karte eingesetzt. Auch der Nothalte-Assistent
ist noch ein paar Jahre vom Serieneinsatz erwähnt.




























