12neuwagen.de12gebrauchtwagen.de

Unsere Partnerseiten:

Testbericht

Stefan Grundhoff, 8. August 2011
Ein Supersportwagen wie der Mercedes SLS ist eine Mischung aus Designikone, Rennwagen, Statussymbol und automobilem Lustbringer. Wer hätte gedacht, dass der Flügeltürer ganz nebenbei insbesondere eines ist: ein perfekter Sympathieträger.

Mit einem Mercedes SLS gibt es nur zwei Fahrmodi. Den ersten sollte man auf Autobahnen, Rennstrecken und kurvigen Bergstraßen wählen. Motor starten, dann über den Drehregler auf der sehenswerten Mittelkonsole in den Sport- oder Sport-Plus-Modus wechseln und ab geht die Post. Der 6,2 Liter große Achtzylinder grollt und brüllt, dass der Umgebung Angst und Bang wird. Das Fahrverhalten ist schlicht sensationell. Der SLS vermittelt jederzeit das Gefühl, dass er genau das macht, was sein Pilot von ihm möchte – und sei es nur beim Einsteigen, den Kopf einzuziehen. Der 420 KW / 571 PS starke V8-SLS-AMG hat Kraft in Lebenslagen und davon mehr als genug. 0 auf 100 km/h in irgendetwas unter vier Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 320 km/h. Was für ein Auto. Der niedrige Schwerpunkt, die präzise Lenkung und die vorbildliche Kraftverteilung von 47:53 Prozent der 1,7 Tonnen Leergewicht verzaubern jeden Piloten – in jedem Fahrzustand. Diese Bremsen – einfach klasse. Dieses Fahrgefühl – einfach unbeschreiblich.

Das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe könnte beim Herauf- und Hinunterschalten jedoch etwas bissiger zur Sache gehen. Hier setzt Ferrari mit dem 458er Italia imposante Bestwerte. Doch ansonsten ist der Fahrspaß in einem Mercedes SLS kaum zu steigern. Außer beim Kraftstoffverbrauch. Wer nur halbwegs real mit dem Aushängeschild der Marke Mercedes unterwegs ist, presst auf 100 Kilometern nicht unter 17 Liter durch die umtriebigen Einspritzdüsen. Ein Geheimnis, wie der Normverbrauch von 13,2 Liter zustande gekommen sein mag. Dagegen kein Geheimnis, dass der SLS AMG beizeiten das doppelt aufgeladene Turboaggregat aus den AMG-Modellen E, CLS und S bekommen dürfte. Hier gibt es die gleiche Leistung wie beim Sauger ohne den realitätsfernen Nimmersatt-Durst. Doch der üppige Verbrauch hat seinen Grund. Bei 4.750 U/min steh das maximale Drehmoment von 650 Nm zur Verfügung. Was tankt da nicht gern?

Der zweite Fahrmodus des SLS offenbart derweil ein ganz anderes Bild. Der Flügeltürer kann auch den ernsthaften Cruiser mimen. Lässiges Gleiten mit niedriger Drehzahl und bulligen Blubbern aus der Auspuffanlage sind ein fast ebenso großer Genuss wie die Kurvenkombinationen am Tatzelwurm. Wer keinen Hang zum Exhibitionismus in sich trägt, sollte innerhalb geschlossener Ortschaften mit dem Gasfuß sorgsamer denn je umgehen. Dabei geht es weniger um die allzeit bereiten Leistungsausbrüche, sondern schlicht um die Geräuschentwicklung. Das Sounddesign des Mercedes SLS ist schlicht sensationell, die Geräuschkulisse in jedem Drehzahlbereich nicht zu toppen. Doch der Wagen fällt im langsamen Verkehr der City selbst in einem zurückhaltenden silbergrau schon genug auf. In geschlossenen Ortschaften sollte man daher mit wohl dosiertem Gasfuß fahren und die Geräuschkulisse so im Rahmen halten. Sonst kann man gleich einen gelben Lamborghini Gallardo Spyder ordern.

In der Innenstadt kann ein Mercedes SLS seine Fahrdynamik selbst erklärend nicht ausspielen. Doch er zeigt, dass er einen unglaublichen Sympathiewert besitzt. Dass an einem einzigen Morgen zwei Radfahrer und eine Frau auf einem Motorroller bereits beim Vorbeifahren den Daumen in die Höhe reckten war bereits mehr als ein Zufall. Doch wenn sich im spätabendlichen München zwei Gäste einer Szene-Pommes-Frites-Lokalität mit den Worten verabschieden „tolles Auto“ und die Mitarbeiterin der lokalen Verkehrsüberwachung am Tag darauf einen Strafzettel für das Überschreiten der Parkzeit mit dem Worten „was für ein schönes Auto – da will ich einmal ein Auge zudrücken“ in der Tasche lässt, sieht man den 178.000 Euro teuren Boliden in einem anderen Licht. Kein Neid, keine Missgunst. Die Leute schauen, die Leuten fragen – egal in welchem Alter. Und nur strahlende Gesichter. Wann hat es so etwas je bei einem Mercedes gegeben? Vielleicht in den 50er Jahren – beim letzten Flügeltürer namens 300 SL.

Dabei ist der Mercedes SLS alles andere als ein extravaganter Supersportler, den man nur am Wochenende auf ein paar schnellen Runden aus der Garage holen mag. Der Komfort im Innenraum ist gut. Die Sitze passen vortrefflich, wenn gleich die Bedienung seitlich und außen am Gestühl alles andere als optimal ist. Die zwei silbern hinterlegten Runduhren und das zentrale Digitaldisplay sind für einen Sportwagen dieser Kategorie unglaublich lieblos. Noch mehr gilt das für die Bedienung von Navigation, Soundsystem und Telefon auf der Mittelkonsole an Schalterbatterien, die man sonst aus der Mercedes C-Klasse kennt. Hier fallen ausschließlich die Aluminium-Lüftungsdüsen und das ebenso schmucke wie wohl klingende Soundsystem von Bang & Olufsen in Auge und Ohr.

Das Zuziehen der Flügeltüren von innen ist für Personen unter 1,85 Metern alles andere als einfach. Hier wurde bei der Ergonomie geschlampt. Und nicht nur hühnenhaft groß gewachsene Fahrer würden sich über ein paar Zentimeter mehr Kopfraum freuen. Der Flügeltürer ist durchaus einer für alle Tage, wenn gleich seine Kunden durchschnittlich rund drei bis fünf andere Fahrzeuge in der Garage haben dürften. Es ist jedoch gut zu wissen, dass darunter einer ein echter Sympathieträger ist – der Mercedes SLS AMG.

Quelle: Autoplenum, 2011-08-08

Getestete Modelle
Ähnliche Testberichte
auto-reporter.net

auto-reporter.net, 2013-12-21

AMG Kundensport: Vier Titel und 38 Siege für den SLS AMG GT3AMG Kundensport: Vier Titel und 38 Siege für den SLS AMG GT3
Bei der diesjährigen Saisonabschlussfeier von AMG Kundensport im Mercedes-Benz Museum wurden Rennfahrer und Kundente...Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2013-11-20

Mercedes SLS AMG GT Final Edition - Höhepunkt und SchlussMercedes SLS AMG GT Final Edition - Höhepunkt und Schluss
Höhepunkt und Schluss Mercedes SLS AMG GT Final Edition Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2013-11-14

Mercedes SLS AMG - Goodbye SLSMercedes SLS AMG - Goodbye SLS
Jahrzehntelang hatte Mercedes keinen echten Sportwagen auf die Räder gestellt -geschweige denn einen Supersportler. M...Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2013-09-17

Mercedes SLS AMG - Sportler vor der RenteMercedes SLS AMG - Sportler vor der Rente
Sportler vor der Rente Mercedes SLS AMG Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum

Autoplenum, 2013-06-07

Mercedes SLS AMG Coupe Electric Drive - Elektrischer Spor...Mercedes SLS AMG Coupe Electric Drive - Elektrischer Sportler rockt...
Elektrischer Sportler rockt am Ring Mercedes SLS AMG Coupe Electric Drive Ganzen Testbericht lesen