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Testbericht

Stefan Grundhoff, 6. November 2009
Jeder spricht in dieser Zeit von sparsamen Autos, effizienten Motoren und kleineren Autos. Schön, dass einer den Mut für einen Supersportwagen wie den SLS AMG hat. Danke, Mercedes-Benz.

Jahrzehntelang war Mercedes-Benz das Aushängeschild der deutschen Automobilindustrie, wahrscheinlich sogar die begehrteste Ikone der deutschen Wirtschaft. Doch die Automobilkonkurrenz wurde härter, die Zeiten änderten sich und Daimler schwächelte; traf richtige, aber auch viele falsche Entscheidungen und vergaß bei seinen Fahrzeugen allzu oft die Emotionen. Das war gestern. Der Mercedes SLS AMG ist da und endlich gelingt den schwächelnden Schwaben mit einem neuen Auto wieder ein wirklich großer Wurf. AMG-Chef Volker Mornhinweg ist erkältet, die Stimme ist dünn und er hat sich schon besser gefühlt. Doch ob krank oder nicht – seine Augen strahlen. „Dieses Auto ist einfach großartig“, tönt er aus dem Brustton der Überzeugung und schnell wird klar, dass dies keine der üblichen Marketingfloskeln aus der Automobilbranche sein dürfte, wo viele aktuell nur auf Sicht fahren und gestärkt aus der Krise hervorgehen wollen. Mornhinweg kennt seinen Joker seit mehr als drei Jahren wie auf dem eff-eff: den Mercedes SLS AMG. Alle zogen an einem Strang. Die Designer rund um Gordon Wagener waren mit vollem Herz dabei und die Entwickler in Stuttgart und Affalterbach rissen sich für ihr neues Spielzeug die Beine aus. Wann hat es das zuletzt gegeben?

Mercedes hat AMG und AMG hat einen neuen Supersportwagen. Abgesehen von Porsche ist die gesamte Konkurrenz erschüttert. Audi wirft zumindest noch seinen R8 in die Waagschale, der zuletzt Zehnzylinder-Topmodell und Tourenwagenversion R8 LMS bekam. Im kommenden Frühjahr folgt ein offener Spyder und auch eine Elektroversion scheint beschlossene Sache. Von BMW hatte man einen Supersportwagen wie den SLS seit Jahren als längst überfälligen Nachfolger des M1 erwartet. Doch die Bayern spielen auf Zeit, konzentrieren sich auf effiziente Triebwerke und verschlafen, eine sportliche Speerspitze ins Rennen zu schicken. Mercedes-Benz und sein dynamischer Flügeltürer freuen sich über die kaum nachvollziehbare bayrische Tatenlosigkeit und setzen hinter den SLS AMG gleich noch mehrere Ausrufezeichen. Eine offene Version kommt spätestens 2012, eine scharf gemachte Black-Series-Edition wohl noch früher. Spätere Renneinsätze nicht ausgeschlossen.

Besonders die avisierten Verkaufszahlen dürften im internationalen Premiumsegment Schrecken verbreiten. Trotz fehlender Stammkundschaft oder echter Vorgängermodelle will Mercedes vom Start weg pro Jahr mehr als 15.000 Fahrzeuge verkaufen. Wer denkt da noch ein Kleinserienspielzeug wie den Mercedes SLR? Die erlauchten Sportwagenkunden zwischen Tokio, Starnberg und Bel Air reiben sich bei dem Gedanken an einen Nachfolger des legendären Flügeltürers schon seit Monaten die Hände. Im April nächsten Jahres ist es endlich soweit – die ersten Modelle werden ausgeliefert.

Der SLS ist so sportlich, wie man es nie von einem Mercedes erwartet hätte. Weder Frauenversteher SLK noch der offene Dauerbrenner SL oder eben der McLaren SLR konnten in den letzten Jahren echte fahrdynamische Akzente setzen. Doch beim SLS setzten die Schwaben alles auf eine Karte. Flügeltüren, Aluminiumkarosse, 6,3-Liter-V8, 571 PS und 317 km/h Spitze – das ist eine spektakuläre Ansage in Zeiten, in denen jeder Hersteller mit automobilen Windmühlen wie Euro 6, Hybridantrieb, Akkumodulen und Effizienzprogrammen zu kämpfen hat. Da kann ein Verbrauch von 13,2 Litern Super auf 100 Kilometer bei gebremster Gangart schon einmal hinten anstehen.

Egal ob der ebenso kurvenreiche wie eindrucksvolle Pazific-Coast-Highway nördlich von San Simeon oder die Vollgasrennstrecke Laguna Seca in der Nähe von Monterey – der SLS ist auf Straße und Strecke gleichermaßen eine Glanzbesetzung. Das Fahrwerk feinfühlig abgestimmt, wie man es sonst allenfalls von Porsche oder BMW kannte. Eine präzise Lenkung, der bullige V8-Sound aus 6,3 Litern Hubraum und allzeit präsente 420 KW / 571 PS. Das ist der Stoff aus dem automobile Träume geformt werden. Endlich einmal kein kraftvoller Mercedes-Cruiser, kein Objekt der Begierde für finanzstarke Gentleman-Driver, sondern ein echter Sportwagen, der seinen Namen auf jedem Kilometer unterstreicht. Die Gewichtsverteilung mit 47:53 zugunsten der Hinterachse vorbildlich neutral, die Kraftübertragung Dank gut abgestimmtem Doppelkupplungs-Getriebe und ein Styling, das einen von viel mehr als dem legendären Vorgänger aus den 50er Jahren träumen lässt.

Nur am Rande stört, dass der SLS mit über 1,7 Tonnen zu viel Gewicht auf den Rippen hat und die Flügeltüren nicht wie von Geisterhand elektrisch öffnen. Mit einem Lächeln sieht man über kaum sichtbare Innenraumnachlässigkeiten oder die etwas zu knapp dimensionierten Sportsitze hinweg. Einsteigen, anschallen, starten und Dank 650 Nm Drehmoment 0 auf 100 km/h in 3,8 Sekunden – lange hat das nicht mehr so viel Freude wie in einem SLS AMG bereitet. Dass die Spitze bei 317 km/h und somit ein km/h mehr als der deutsche Hauptkonkurrent Audi R8 V10 5.2 FSI elektronisch abgeregelt wird, ist überflüssige Spielerei. Der SLS braucht keinen Konkurrenten scheuen; egal ob er aus Modena, Zuffenhausen, Neckarsulm, Maranello oder Santa Agata zu Besuch kommt. Weder in Sachen Fahrleistungen, noch beim Fahrwerk, der Verarbeitung oder dem Design gibt es nennenswerte Kompromisse.

Selbst der Preis von knapp 180.000 Euro dürfte kaum einen erlauchten Kunden verschrecken. „Wir wollen keinen elitären Sportwagen“, unterstreicht Volker Mornhinweg, „sondern ein Auto, das man auch im Straßenverkehr wahrnimmt.“ So ganz wurde das ökologische Gedankengut bei der Entwicklung des SLS AMG übrigens nicht ausgeblendet. In diesem Winter gehen die ersten Prototypen mit Elektromotor in die Erprobung. Eine Serieneinführung könnte 2013 folgen. Mercedes ist wieder zurück in der Spur.

Quelle: Autoplenum, 2009-11-06

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