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Testbericht

Stefan Grundhoff / Sebastian Viehmann, 10. März 2011
Er ist längst zur Legende geworden. Die kantige Mercedes G-Klasse, einst als Armeemobil und Lastesel ersonnen, glänzt seit Jahren an Szenelokalitäten wie Beverly Hills, Grünwald und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Eine automobile Karriere wie keine andere.

Im 125. Jahr des Firmenbestehens verweist die Daimler AG ebenso gerne wie verdient auf die automobilen Legenden, die sie in ihrer bewegten Geschichte auf die Räder gestellt hat. Ikonen mit dem Stern gibt es einige, Klassiker viele, doch ein Modell die kantig-kernige Mercedes G-Klasse ist in der Automobilindustrie ebenso einzigartig wie in der Firmengeschichte. Die Nutzfahrzeug-Abteilung von Mercedes-Benz entwickelte den Geländewagen Mitte der 70er Jahre gemeinsam mit Steyr-Daimler-Puch für den Armee und Forsteinsatz. 1975 wird die Serienproduktion beschlossen, und der erste Großkunde steht auch schon fest: Der Schah von Persien, damals Groß-Aktionär von Daimler-Benz, ordert gleich einmal 20.000 Fahrzeuge. Die Revolution im Iran macht dem einen Strich durch die Rechnung, doch Mercedes bekommt neue Aufträge von Polizei und Bundesgrenzschutz sowie dem argentinischen, norwegischen und Schweizer Militär. 1979 werden die ersten Fahrzeuge gebaut, wie bis heute weitgehend in Handarbeit. Seit seiner Geburt ist die G-Klasse kein Schönling, sondern ein wahrer Naturbursche. An seinem Blechkleid hat sich über mehr als drei Jahrzehnte fast nichts geändert.

Noch immer steht der Mercedes G da wie ein unüberwindliches Bergmassiv. Aerodynamikfeinheiten oder größere Modellpflegen: Fehlanzeige. Gerade im Gebirge zeigt der Kletterkünstler dagegen seine wahren Qualitäten. Er kommt problemlos über Stück und Stein – selbst im härtesten Geländeeinsatz. Tribut an den Fahrkomfort: Der Wagen hat statt Blattfedern Schraubenfedern sowie Längs- und Querlenker an seinen Starrachsen. Grundpreis anno 1979: 32.600 D-Mark, nur rund 5000 Mark weniger als das Basismodell der S-Klasse. Der über 2,5 Tonnen schwere Mercedes wird seit je her bei Magna Steyr im österreichischen Graz produziert. Nach wie vor gehen rund ein Drittel der Fahrzeuge in den Behörden- und Militäreinsatz.

Erst 22 Jahre nach seinem Produktionsstart, im Jahre 2001, kam das Mercedes-Urgestein in dem USA auf den Markt. Mit mächtigem Erfolg, denn die Jahre 2002 und 2003 waren die erfolgreichsten in der G-Geschichte. Besonders bei Promis wird der Dinosaurier zum Kultobjekt, auf das sie lange gewartet hatten. Einer der ersten renommierten G-Klasse-Fans war Papst Johannes Paul II., der seit 1980 ein weißes G-Modell als „Papamobil“ im Fuhrpark bewegte. Auch sein Nachfolger Papst Benedikt ist besonders gern mit weißen G-Modell unterwegs. Gunther Holtorf hat mit der Mercedes G-Klasse seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht. Seit 1988 ist er stolzer Besitzer eines mittlerweile verblichen blauen GD 300 und mit seiner Frau Christine seit 1990 ständig auf Weltreise. Immer dabei: sein GD 300 mit dem Spitznamen „Otto“. Mittlerweile liegen rund 725.000 Kilometer hinter dem Paar. Ein Blick auf die Weltkarte der umtriebigen Holtorfs zeigt: größere Lücken gibt es hier nicht. Der blaue 300 GD mit dem trägen 88-PS-Diesel ist nicht kleinzukriegen und hat die ganze Welt bereist. „Bislang bin ich noch nie liegen geblieben“, erzählt Holtorf, „nur Verschleißteile wie Bremsen, Reifen oder Stoßdämpfer wurden ausgetauscht.“ Alle fünf Kontinente hat der gebürtige Göttinger mit dem kantigen Klettermaxen schon bereist.

Begonnen hatte die Geschichte der Mercedes G-Klasse mit einer kargen Ausstattung und einem bescheidenen Motorenangebot. Die Diesel- und Benzinvarianten leisteten zwischen 72 und 150 PS. Heute sieht die Palette anders aus. Der Basismotor G 280 CDI leistet 184 PS. Das aktuelle Topmodell G 55 AMG ist nicht nur in den USA und den Emiraten der Bestseller. Zeitnah soll die G-Klasse mit dem Kraftprotz G 63 AMG sogar noch eine weitere Krönung erfahren. Die gewöhnungsbedürftigen Sidepipes der potenten AMG-Version und die mächtigen Walzen mögen nicht so recht zur an sich dezenten G-Klasse passen. Der donnernde Sound bringt selbst Lawinen zum Abgang. Die Bundeswehr ist nicht die einzige Armee, die in seit Jahren im Bestand hat. Hier trägt er den niedlichen Namen „Wolf“, ist jedoch auch mit Schwerpanzerung in Krisenregionen dieser Welt im Einsatz.

Sogar die US-Armee hat sich vor Jahren ein paar schwere G-Modelle angeschafft. Vor knapp drei Jahren wurde für die australische Armee sogar noch eine dreiachsige Version des Mercedes G entwickelt. Im Laufe seiner mehr als 30 Produktionsjahre hat der G viel erlebt. Gewann unzählige Titel und Meisterschaften, sogar einmal die Rallye Paris-Dakar. Mit ihm kommt man Dank seiner unverwüstlichen Konstruktion, Geländeuntersetzung und drei 100-Prozent-Sperren überall hin. 54 Grad Schräglage, 80 Prozent Steigung und mittlerweile modernste Technik mit ESP, Bremsassistent, diversen Airbags und einer Luxus-Ausstattung – das bietet sonst keiner.

Bei den ersten Modellen wurden die Differenzialsperren noch mit Zughebeln im Cockpit betätigt, heute geht alles per Knopfdruck. Wird das Gelände schwierig, aktiviert man zuerst die zentrale Sperre. Wenn man richtig in die Bredouille gerät, kann man auch die beiden Räder von Vorder- und Hinterachse starr miteinander verbinden. Wenn es dann immer noch nicht weitergeht, hat man entweder die falschen Reifen aufgezogen oder versucht gerade, eine senkrechte Wand hinaufzufahren. Unangenehm wird es durch den hohen Aufbau des G bei starken Verschränkungen und Schrägen: Subjektiv erscheint die Kippgefahr ziemlich hoch, doch im Ernstfall verträgt der Wagen deutlich mehr als man glaubt. Auf der Straße fährt sich der G weniger souverän, wankt stark in die Kurven und nervt mit einer polternden Federung. Dafür belohnt er seine Passagiere mit einer perfekten Übersicht und klaren Verhältnissen beim Einparken: Sieht man keine Kanten mehr, ist auch das Auto zu Ende.

Wie lang es die Mercedes G-Klasse noch geben soll? Da zucken die Verantwortlichen von Daimler und Magna Steyr nur ungläubig mit den Schultern. Bis auf weiteres bleiben die G-Modelle mit langem und kurzem Radstand sowie das Cabriolet im Programm. Gerüchte über die Einstellung der Baureihe scheinen den Mythos nur weiter zu festigen. Der G ist mit Abstand die dienstälteste Modellreihe der Schwaben. „Ein Ende dieser über drei Jahrzehnte anhaltenden Erfolgsstory ist zurzeit nicht geplant“, heißt es beim Daimler. Beim Preis hat sich der G mittlerweile allerdings meilenweit vom Ur-Modell entfernt. Der günstigste Mercedes G 350 Bluetec mit 211 PS und kurzem Radstand kostet bereits 75.672 Euro. Die 507 PS starke Top-Version G 55 AMG bringt es gar auf 131.245 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2011-03-10

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