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Testbericht

Stefan Grundhoff, 12. August 2014
Gerade in Europa entscheiden sich die meisten Kunden der Mercedes C-Klasse für einen Diesel. Wieso eigentlich? Gerade das neue Modell zeigt, dass für die meisten Kunden der C 200 das rechte Paket ist.

Diesel, Diesel und kein Ende - das gilt in europäischen Breiten nicht nur für die immer allgegenwärtiger werdende SUV-Welle. Wer sich in der Premium-Mittelklasse für einen Audi A4, BMW 3er oder eine Mercedes C-Klasse entscheidet, der greift in den allermeisten Fällen obligatorisch zu einem Selbstzünder. Entsprechend unangefochten stehen Audi A4 2.0 TDI, BMW 320d oder Mercedes C 220 Bluetec als Limousine oder Kombi in der Verkaufsstatistik und lächeln mitleidig zu den Benzinern herüber, die sich in Europa nach wie vor schwer tun, in Kundenhände zu gelangen. Nach zwei Jahrzehnten nahezu ungebrochener Diesellust kommen die Benziner jedoch langsam wieder auf die Tanzfläche zurück. Direkteinspritzungen und Turboaufladung sorgen zumindest auf dem Papier für akzeptable Verbräuche und sportliche Fahrleistungen.

Bestes Beispiel ist die neue Mercedes C-Klasse, die als C 200 eine echte Alternative zu einem Volumendoppel aus C 200 Bluetec / C 220 Bluetec ist. Leichte Vorteile gibt es bei den technischen Daten für den Benziner. Der Mercedes C 200 wird von einem Turbo-Direkteinspritzer angetrieben der aus zwei Litern Hubraum 135 kW / 184 PS und ein maximales Drehmoment von 300 Nm holt, das in einem breit nutzbaren Drehzahlband zwischen 1.200 und 4.000 spielend abrufbar ist. Die Fahrleistungen sind für eines der Basismodelle allemal beeindruckend. So schafft der 4,69 Meter lange Mittelklasse-Schwabe mit der empfehlenswerten Siebengang-Automatik 235 km/h Spitzentempo und den Imagespurt 0 auf 100 km/h in guten 7,3 Sekunden. Hier steht der Vergleichsdiesel mit 170 PS, 400 Nm und 233 km/h nur leicht hinten an. Auch beim Verbrauch rücken Benziner und Diesel immer näher zusammen. Zwar kann der C 200 nicht am Knauserverbrauch des C 220 Bluetec mit seinen rund 4,3 Litern Diesel knabbern, doch bereits der Normverbrauch von rund 5,5 Litern Super zeigt die technische Nähe. In der Praxis verbrauchte der Mercedes C 200 mit 7,4 Litern das, was ein moderner Turbobenziner in der heutigen Zeit gerade noch verbrauchen darf. Der Preisunterschied zwischen den C 200 (ab 36.414 Euro) und dem sparsameren C 220 Bluetec (38.675 Euro) liegt bei 2.200 Euro - da sind einige Tankfüllungen mehr drin. Was nervt, ist der winzige 41-Liter-Tank, mit dem C 200 unterwegs ist. Nur optional gibt es quasi zum Mercedes-Selbstkostenpreis von 60 Euro einen größeren 66-Liter-Tank, der bei den Spardieseln jedoch die bestmögliche Schadstoffeinstufung A+ kostet.

Im Fahrbetrieb zeigt sich der 1,5 Tonnen schwere Mercedes C 200 als ausgewogenes Paket. Die Geräuschdämmung ist insbesondere mit der gerade einmal 238 Euro teuren Akustikdämmung beeindruckend und so fällt der lieb- und seelenlose Klang des aufgeladenen Vierzylinders nicht weiter ins Gewicht. Das Turboloch beim Beschleunigen aus den allgemein sehr niedrigen Drehzahlen ist klein und nach oben raus hat der zwei Liter große Turbomotor richtig Druck. Dann war es das allerdings mit der guten Geräuschdämmung, denn oberhalb von 4.000 Touren dröhnt der Vierzylinder über Gebühr in den Innenraum. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist die C-Klasse nunmehr optional mit einem Fahrprogrammschalter zu bekommen, mit dem Fahrer beliebig zwischen den verschiedenen Fahrmodi hin- und herschalten kann. Zum echten Dynamiker taugt der C 200er trotz seiner guten Fahrleistungen im Sportmodus nur eingeschränkt. Dafür ist die Lenkung zu leichtgängig, die Federung zu komfortabel und die Automatik zu nervös. Also wieder zurück in den Komfortmodus und das hier deutlich bessere Paket genießen und sich fragen, ob die Sonderausstattung Agility Control nicht einfach entbehrlich ist. Wieso es parallel dazu noch ein Sportfahrwerk gibt, bleibt eine der ungelösten Fragen.

Ob mit oder ohne Fahrprogrammschalter - dem wertigen Innenraum tut das keinen Abbruch. Die Instrumente sind klar ablesbar und zu einiger Überraschung nach wie vor nicht komplett animiert. Modern wirken das zentrale Infodisplay zwischen beiden Runduhren und das auf Wunsch erhältliche Head-Up-Display. Bei den runden Lüftungsdüsen dürfte es in der ebenso schicken wie großflächigen Mittelkonsole gerne eine weniger sein. Dafür wirkt der große Multifunktionsbildschirm nach wie vor zu aufgesetzt und sein ungenutzter schwarzer Rahmen ist beinahe halb so groß wie das gesamte Display. Hier haben die iPads und Mobiltelefone einen anderen Standard, der die Autohersteller zunehmend unter Druck setzt. Das Touchpad und die einfache Bedienung der zahlreichen Fahrzeugfunktionen bekommen Audi und BMW nach wie vor besser hin als die Schwaben. Gefallen kann das Platzangebot des Mercedes C 200 vorn und hinten. Die 480 Liter Laderaum lassen sich auf Wunsch sogar noch durch Umlegen erweitern und die Insassen finden in der 2+2-Konfiguration viel Platz und genügend Ablagen für den urbanen Alltag.

Preislich ist der Einstiegskurs von 36.414 Euro Augenwischerei. Die sinnvollen Fahrerassistenzsysteme kosten im Paket zusammen mit dem Automatikgetriebe und Agility Control über 3.000 Euro. Und mit Halogenlicht (LED-Scheinwerfer ab 1.029 Euro Aufpreis) oder ohne Navigationssystem (Comand Online für unverschämte 3.500 Euro Aufpreis) will in dieser Klasse schon lange keiner mehr fahren. Dass sogar Fernlichtassistent, Bluetooth oder ein Regensensor bei der so innovativen Mercedes C-Klasse teuer extra bezahlt werden müssen, erscheint fast peinlich. Schickes Leder kostet für verwöhnte Passagiere nochmals mindestens 1.400 Euro, was einen Realpreis für den Mercedes C 200 unter 50.000 Euro unmöglich werden lässt. Dafür gibt es ein Topauto ohne echte Schwächen, das von unten kraftvoll an der betagteren Mercedes E-Klasse gräbt - und einmal mehr beweist, dass es nicht immer ein Diesel sein muss.

Quelle: Autoplenum, 2014-08-12

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