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Testbericht

Peter Eck/SP-X, 1. Juni 2016

Wer einen Porsche fährt, achtet weniger auf so schnöde Vorgaben wie Preis, Verbrauch oder Platz. Die Ikone 911 etwa ist teuer, benötigt real einiges an Sprit und bietet trotz hinterer Notsitze nur Raum für zwei Personen plus Gepäck. Aber alte Gewissheiten gelten schon längst nicht mehr, mit der Lancierung des großen SUV Cayenne brach Porsche mit seiner reinen Sportwagen-Tradition. Der kleinere, aber mit 4,68 Metern Länge immer noch recht üppige Macan wurde seit seiner Premiere vor zwei Jahren sogar zum Bestseller und in der von uns getesteten Diesel-Version ist er zudem noch vergleichsweise günstig – wohlgemerkt beim Verbrauch, nicht in der Anschaffung (ab 60.550 Euro).

Die Frage, ob ein SUV - und noch dazu einer mit Dieselmotor – überhaupt ein Porsche sein kann, ist müßig und wurde zudem in den letzten Jahren bereits ausgiebig diskutiert. Der Erfolg der SUV gibt den Stuttgartern Recht. Interessanter ist die Frage, ob dieses Fahrzeug wie ein Porsche fährt. Porsche sagt ja, wir sagen: na ja.

Was man wissen muss: Der Macan steht zum Konzernmodell Audi Q5 in etwa so, wie der Porsche Cayenne zum VW Touareg. Es sind also Schwestermodelle, und so haben die Ingenieure nur einen begrenzten Spielraum, ein wirklich eigeständiges Fahrzeug zu entwickeln. Optisch ist das kein Problem, ein Q5 sieht aus wie ein Audi und ein Macan sieht eben aus wie ein Porsche-SUV, also mächtig, aber vor allem im Frontbereich mit schräg angesetzten Scheinwerfergläsern, dem hohen Kotflügelverlauf und der dazu flacheren Motorhaube wurde das typische, letztlich vom 911 stammende Markendesign umgesetzt.

Anders sieht es da schon unter dem Blech aus. Der Motor zum Beispiel, ein 3,0-Liter-Turbodiesel mit sechs Zylindern arbeitet mit der gleichen Leistung von 190 kW/258 PS so auch im Q5. Trotzdem muss man sagen: Die Ingenieure aus Zuffenhausen haben rausgeholt, was geht, um dem Fahrzeug eine typische Charakteristik zu verpassen. Der Macan liegt satt und unerschütterlich auf dem Asphalt. Mit ihm lassen sich Kurven in einer Geschwindigkeit nehmen, die man noch vor einigen Jahren einem über zwei Tonnen schweren Fahrzeug nie und nimmer zugetraut hätte und vielleicht noch nicht einmal einem Sportwagen. Hinzu kommen die für Porsche typischen exzellenten Bremsen.

Trotzdem ist der Macan nicht der Sportwagen unter den SUV, zumindest nicht in dieser Version. Das können die stärkeren Benziner, etwa der GTS mit 360 oder der Turbo mit 400 PS, wesentlich besser. Emotionen wollen mit einem Selbstzünder unter der Haube kaum aufkommen, es fehlt an Sound, an der schnellen Gasannahme eines Ottomotors und letztlich auch an Drehfreudigkeit. Das ist keine Kritik am Motor, der konzeptbedingt nicht anders kann und den Macan immerhin in 6,3 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt, bis zu 230 km/h auf der Autobahn schafft und dazu mit einem Praxisverbrauch von 7,6 Litern (Normverbrauch: 6,1 Liter) auch mit seinen Trinksitten überzeugte. Aber richtiges Porsche-Feeling kommt eben nicht auf, das muss man nur wissen, wenn man sich das Fahrzeug bestellt. Zumal ein Audi Q5 – das wir das über ein Produkt aus Ingolstadt einmal schreiben würden hätten wir auch nicht gedacht – das günstigere Auto ist.

Sechzigtausend Euro und nochmal rund 550 Euro obendrauf ist der Grundpreis für den Macan Diesel. Und obwohl Porsche natürlich wie alle deutschen Premiummarken seitenweise Extras anbietet, ist die Grundausstattung so schlecht nicht: Immerhin gibt es neben Selbstverständlichkeiten wie der Klimaautomatik auch aufpreisfreie Überraschungen wie elektrisch verstellbare Vordersitze, eine automatisch agierende Heckklappe, einen Tempomaten und einen Spurverlassenswarner. Andererseits ist serienmäßig nur ein Halogenlicht an Bord, Xenon- oder noch besser LED-Licht sind also ein Pflichtkreuzchen auf der Optionsliste. Hinzu kommen noch Dinge wie Navigation, Leder, Metallic-Lack und vielleicht noch das ein oder andere sinnvolle Assistenzsystem, schon ist die 70.000-Euro-Marke geknackt.

Apropos Assistenzsysteme: Wer diese für überflüssig oder unsportlich hält, muss sie ja nicht ordern oder einschalten. Aber sie sind ebenfalls ein Hinweis darauf, dass der Macan speziell als Diesel eben eher ein Langstreckenfahrzeug ist; bequem, schnell, sicher und relativ sparsam. Ob man zur Erfüllung dieser Ansprüche unbedingt einen Porsche benötigt, ist eine Frage, die man auch in abendfüllenden Diskussionen nie klären wird.   

Porsche Macan Diesel – Technische Daten:

Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Mittelklasse; Länge: 4,68 Meter, Breite: 1,92 Meter (mit Außenspiegeln: 2,10 Meter), Höhe: 1,62 Meter, Radstand: 2,81 Meter, Gepäckraumvolumen: 500 – 1.500 Liter

3,0-Liter-V6-Diesel; 190 kW/258 PS, Allradantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, maximales Drehmoment: 580 Nm zwischen 1.750 – 2.500 U/min, Vmax: 230 km/h, 0-100 km/h: 6,3 s, Durchschnittsverbrauch: 6,1 Liter (Diesel), CO2-Ausstoß: 159 g/km, Emissionsklasse: B, Abgasnorm: Euro 6, Testverbrauch: 7,6 Liter

Preis: 60.548 Euro

Kurzcharakteristik:

Warum: er ist der Porsche unter den Mittelklasse-SUV

Warum nicht: SUV und Diesel – weniger Porsche geht kaum

Was sonst: das Schwestermodell Audi Q5, BMW X3, Mercedes GLC

Fazit
Es gibt in der automobilen Welt schon längst nichts mehr, was es nicht gibt. So auch Porsche-SUV mit Dieselmotor. Den Macan etwa. Wer hier eine Art 911 für Rückengeschädigte erwartet, dürfte enttäuscht werden. Wer ein tolles Langstreckenfahrzeug will, eher nicht.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-06-01

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