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Testbericht

Susanne Kilimann, 18. Oktober 2009
Maybach lässt sein neues Flaggschiff, den Zeppelin, vom Stapel. Mindestens 483.000 Euro müssen Kunden in das Fahrvergnügen der absoluten Extraklasse investieren. Für ein paar Tausend Euro mehr stattet die Manufaktur ihre edelste Limousine mit der exklusivsten Beduftungsanlage der Welt aus.

Die Abmessungen dieses Autos sind eigentlich zu üppig für die schmalen Straßen im Hinterland der Côte d’Azur, für die knapp bemessenen Ortsdurchgänge und für die Nadelöhre der kurvigen Höhensraßen. Trotzdem passt der schwarzglänzende Luxusliner mit den 20-Zoll-Felgen und der eindrucksvollen Doppel-M-Kühlerfigur gerade hier besonders gut. An der „Côte“ hängt der Geruch des Geldes in der Luft, in den Häfen liegen die Super-Yachten der Multi-Millionäre vor Anker. Auf den Promenaden, in den Cafes, Bars und Boutiquen tummelt sich die Klientel, für die Edelschmieden wie Maybach ihre Autos bauen.

Hier, in der Provence, unweit von Nizza, liegt Grasse, die französische Dufthauptstadt, wo die Meister ihres Faches seit über hundert Jahren edle Parfums kreieren. Gute Düfte sind wahre Multitalente, wissen Experten wie Parfümeurin Isabelle Brudel, „sie wirken direkt aufs Unterbewusstsein, können Sympathie erzeugen, die Stimmung aufhellen und das Wohlbefinden erheblich steigern." Diesen Wellness-Effekt, der durch die Nase geht, wollen Maybachs Merketing-Strategen ihrer Zeppelin-Kundschaft angedeihen lassen. Auf Wunsch stattet die Manufaktur die Limousinen der auf 100 Exemplare limitierten Serie mit einer Beduftungsanlage aus.

An dem komplizierten System, das den Fahrzeuginnenraum mit feinen Aromen füllt, haben die Maybach-Ingenieure eineinhalb Jahre getüftelt. Kernstück ist eine beleuchtbare Acrylkugel, die im Fond auf der Mittelkonsole thront. In ihrem Inneren steckt ein edler, mundgeblasener Flakon, der per Tastendruck Parfum in individuell dosierbarer Menge freisetzt. Die edlen Essenzen treten dabei nicht etwa in feinen Tröpfchen aus, sondern in winzigen Parfummolekülen. „Das hat den Vorteil, dass sich die Düfte weder im Interieur noch in der Kleidung der Passagiere festsetzen können“, erläutert Maybach-Produktmanager Patrick Marinoff.

Zwei eigens für den Einsatz im Maybach kreierte Parfums werden mitgeliefert– ein leichter frischer und ein schwerer, holziger Duft. „Der basiert auf Agarwood, dem teuersten Holz der Welt“, so Marinoff. Einen dritten Flakon können sich Kunden nach eigenem Gusto befüllen lassen. Wer keinen Duft von der Stange mag, kann sich einen komponieren lassen. Zum Beispiel von Isabelle Brudel. Rund 8.000 Euro verlangt die Parfümeurin für ihre Kreativarbeit mit einer schier unüberschaubaren Aromenvielfalt. Bis der Kunde „seinen“ Duft gefunden hat, können mehrere Monate mit etlichen Schnupperstunden vergehen.

Maybach baut die Beduftungsanlage zum Aufpreis von 5.000 Euro in die Zeppelin-Limousinen. So viel gibt so mancher Normalverdiener nicht einmal für einen kompletten Gebrauchtwagen aus. Für die Kundschaft, die in den Filialen der Edelschmiede shoppen geht, fallen die paar Tausender sicherlich nicht weiter ins Gewicht. Kein Auto der Maybach-Manufaktur ist für weniger als 300.000 Euro zu haben. Für den Zeppelin muss einiges mehr auf den Tisch. Die „kleine“, für den Selbstfahrer gedachte Version Maybach 57 Zeppelin kostet inklusive Mehrwertsteuer 483.000 Euro. Der knapp 6,20 Meter lange Maybach 62 Zeppelin, mit extralangem Radstand für den Chauffeur-Betrieb ausgelegt, kann zu Preisen ab 563.108 Euro geordert werden. Wie viele Namen bereits auf der Bestellliste stehen, will der edelste Mercedes-Ableger nicht verraten. Über Zahlen dieser Art redet man bei Maybach nicht gern. Fest steht, in Zeiten der globalen Wirtschaftskrise ist auch das Geschäft mit den Luxusautos nicht leicht. Gerade einmal 300 Exemplare hat die Marke im letzten Jahr weltweit verkauft. In diesem Jahr dürfte der Absatz noch magerer sein.

Was der teuerste Wunderbaum der Welt in schwierigen Zeiten reißen kann, bleibt abzuwarten. Die wichtigste Mitgift der Limousine steckt ohnehin unter der Haube. Ein 6,0-Liter-V12-Motor, der auf dem Antrieb von Maybach 57 S und seiner Langversion 62 S basiert. Für den Einsatz im Zeppelin hat AMG das Triebwerk nochmals aufgepeppelt. Mit zwei neuen Turboladern liefert der Zwölfzylinder jetzt 471kW/640 PS und bringt ein maximales Drehmoment von 1000 Newtonmetern für einen raketenartigen Start auf den Asphalt. Der kleinere 57er kommt damit in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h, die Chauffeur-Version schafft den Sprint in 5,1 Sekunden. Das Spitzentempo für den Selbstfahrer ist bei 275 km/h erreicht. Die Langversion regelt bei Tempo 250 ab. Für diese Dienste will die automobile Luxussänfte im durchschnittlichen Verbrauchszyklus 16,4 Liter pro 100 Kilometer.

Namensgeber für die exquisite Sonderserie ist der legendäre Maybach Zeppelin aus den 1930ern, der seinerzeit mit 200 PS und 150 km/h Spitzentempo über Deutschlands erste Autobahnen rauschte. Karl Maybach, Sohn von Firmengründer Wilhelm Maybach und Konstrukteur des kraftvollen Zwölfzylinders, hatte das Aggregat von dem Triebwerk abgeleitet, das er für die Luftschiffe des Luftfahrt-Pioniers Ferdinand Graf von Zeppelin entwickelt hatte. Ob Karl Maybach heute so ein 640-PS-Geschoss aus der Wiege gehoben hätte, wagt Enkelsohn Ulrich Schmidt-Maybach, Immobilienmakler und Vorstand der Maybach-Stiftung zu bezweifeln. „Mein Großvater war nicht nur ein begnadeter Ingenieur – er war auch ein Visionär, der sich den Herausforderungen seiner Zeit gestellt hat“, sagt der Amerikaner mit den deutschen Wurzeln. „Würde er heute leben, würde er sicherlich mit Hochdruck am Thema Effizienz arbeiten.“

Quelle: Autoplenum, 2009-10-18

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