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Testbericht

Susanne Kilimann / Stefan Grundhoff, 24. April 2010
Im Jahre 1990 brachte Toyota seine Edelmarke Lexus nach Deutschland. Trotz unbestrittener Qualitäten blieb der Verkaufserfolg äußerst bescheiden. Doch die Japaner wollen auf dem umkämpftesten Premiummarkt der Welt nicht klein beigeben – im Gegenteil.

Der abgewetzte Lederknauf des Schaltknüppels glänzt schon reichlich speckig und über die hellen Glattledersitze hat sich eine gewisse Patina gelegt. Zudem spürt man bei jedem Atemzug, dass das Wageninnere seit Jahren an akutem Frischluftmangel leidet. Der Antrieb dagegen zeigt keinerlei Alterbeschwerden, vom Start weg steht der Achtzylinder willig zu Diensten und erfreut während der kurzen Spritztour mit kräftigem Durchzug und angenehmer Laufruhe. Dabei ist dieses Fahrzeug zumindest dem Tachostand nach schon mehr als 20mal um die Erde gefahren – fast 900.000 Kilometer hat der Lexus LS 400, Baujahr 1993, mittlerweile auf dem Buckel.

Seit zwanzig Jahren ist Japans feinste Automarke auf dem deutschen Markt – richtig landen konnte sie hier, im Heimatland von Mercedes, BMW und Audi, bislang aber nicht. Während die Toyota-Tochter, die ihr Debüt 1988 auf der Los Angelas Motor Show feierte, in den USA von Anfang an auf Erfolgskurs fuhr, dümpeln die Verkäufe in Deutschland bisher auf einem überaus bescheidenen Niveau. Mit 192 Zulassungen im ersten Jahr ist Lexus seinerzeit gestartet. In den folgenden Jahren konnte die Marke dann ein paar Hundert Wagen an die deutsche Kundschaft bringen. Doch selbst im bisherigen Rekordjahr 2006 wurden deutschlandweit nicht viel mehr als 5.000 der pikfeinen und dynamischen japanischen Oberklassenmodelle verkauft. Im Krisen- und Abwrackjahr 2009 brach die Lexus-Verkaufsstatistik dann sogar wieder auf Zweitausend und ein paar Zerquetschte ein.

Dabei war das Echo auf den teuren Neuzugang aus Japan auch in Deutschland von Anfang an positiv. Bei den Vergleichstests einschlägiger Automagazine gewann der LS 400 mit seinem 180 kW/245 PS starken V8-Motor die Antriebswertung und manch ein Experte ließ sich angesichts der ebenso kraftvollen wie kultivierten Fahrleistungen der neuen Japan-Limousine zu poetischer Schwärmerei hinreißen. Der Preis für die Achtzylinder-Luxuslimousine lag damals bei stattlichen 87.650 Mark. Mit Klimaautomatik, HiFi-Anlage, Fahrer- Airbag, Traktionskontrolle und Tempomat brachte der japanische Neuzugang dafür aber auch eine bis dato nicht gekannte Komplettausstattung mit. Drei Jahre nach dem Start in Deutschland schicken die Japaner mit dem Lexus GS eine weitere Luxus-Limousine in den Ring. Ein „kleiner“ Lexus läuft 1998 vom Stapel – die Sportlimousine IS 200 mit Zweiliter-Reihensechszylinder und 155 PS. Ende 2000 können die 45 Lexushändlern in Deutschland mit dem RX 300 die SUV-Ära einläuten. Die neuen Lieblingsautos der Asphaltcowboys und Großstadtdschungelbewohner entwickeln sich auch bei Toyotas Edeltochter zu Verkaufsschlagern – zumindest in dem gewohnt bescheidenen Rahmen. Inzwischen ist jeder zweite in Deutschland verkaufte Lexus ein RX-Modell.

2005 bringen die Japaner den RX 400h auf den deutschen Markt. Das kleine „h“ im Namen verrät, dass Tochter Lexus hier in Sachen Hybridtechnologie von der Erfahrung des Konzerns profitiert. Durch die verbrauchsreduzierende Kombination von Benzin- und Elektromotor lassen die Japaner auch ihre dicken Schiffe vergleichsweise „grün“ aussehen. Fortan will Lexus bei Vergleichen mit den Produkten der deutschen Lokalmatadoren vor allem den Co2-Joker ausspielen. Doch auch hier tut man sich schwer. Denn die deutsche Premiumliage hat bei Luxuslimousinen und besonders den begehrten SUV mittlerweile auf effiziente Dieseltriebwerke umgesattelt. Während der Mutterkonzern Toyota auch in Europa mittlerweile Dieselmodelle nachzieht, setzt Lexus allein auf vergleichsweise teure und schwere Hybridversionen. So hat ein US-Erfolgsmodell wie der Lexus RX 400h in Deutschland und Europa kaum eine reale Chance gegen Mercedes ML, BMW X5 oder VW Touareg.

Von steigender Nachfrage nach innovativer Hybridtechnologie verspricht man sich bei Lexus mittlerweile etwas mehr Akzeptanz. Die Rolle als grüner Vorreiter in der automobilen Obeerklasse könnte im Idealfall den Mangel an beseelender Historie kompensieren. Denn dass Lexus trotz unverkennbarer Qualitäten hierzulande nichts als ein Nischendasein fristet, mag auch und vor allem an dem „Instant- Geschmack“ der erst 1988 ausgerufenen Japan-Marke liegen. Lexus- Flaggschiff 600h gibt immerhin Gelegenheit, ein grünes Image zu pflegen, während man sich vom Chauffeur in der 445 PS starken Luxus-Sänfte von A nach B fahren lässt während man auf einem Liegesessel im Fond bei einer Luftmassage entspannt und von dem neun Zoll großen Farbdisplay Heimkino-Atmosphäre in 5.1-Qualität geliefert bekommt. Unter dem Strich bietet das Topmodell keinen echten Mehrwert gegenüber den Platzhirschen Mercedes S-Klasse, Audi A8 oder BMW 7er. Da im harten Konkurrenzkampf das rechte Nobelimage auch nach zwei Jahrzehnten Marktpräsenz fehlt, bleiben den Lexusmodellen nur die wenig beliebten Plätze im Schatten.

Daher sucht Lexus sein Heil nun auch in kleineren Segmenten. Mit dem Premium-Kompaktmodell CT 200h hat Lexus auf dem Genfer Autosalon in diesem Jahr erstmals ein speziell für den europäischen Markt konzipiertes Fahrzeug präsentiert. Ab Anfang 2011 wollen die Japaner mit dem kompakten Vollhybriden dann auch in Deutschland ein neues Verkaufsniveau erreichen. Mit dem Hybridantrieb in diesem Segment liege man weit vor der Konkurrenz, trumpft Ulrich Selzer, Geschäftsführer von Lexus Deutschland, auf: “Der Wettbewerb kommt damit frühestens in fünf Jahren – da wette ich drauf.“ Das deutsche Händlernetz soll bis zum Verkaufsstart des neuen Hoffnungsträgers ausgedünnt werden – von 45 Lexus-Stützpunkten werden bis zum Jahresende nur etwas mehr als dreißig bleiben.

Allein auf die Wirkung von Hybridtechnik und dem damit verbundenen „Gutmenschen-Image“ wollen sich die Lexus-Strategen allerdings auch nicht verlassen. Zum Jubiläum in Deutschland könne man sich auch einen veritablen Traumsportwagen gönnen – den Lexus LFA, schwärmt Selzer. In dieser Saison ist das 560 PS starke Japan-Geschoss unter anderem beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring dabei. Hoffentlich mit mehr Erfolg als im letzten Jahr, als ein Prototyp viel Vorschußlorbeeren bekam; letztlich aber durchgängig mit technischen Problemen zu kämpfen hatte. Ärgerlich auch, dass man bei den Jubiläumsfeiern von Hiobsbotschaften nicht verschont bleibt. Die kommen derzeit aus den USA. Nach einem verheerenden Testurteil einer amerikanischen Verbraucherzeitschrift hat Lexus dort den Verkauf seines GX 460 vorerst gestoppt.

Quelle: Autoplenum, 2010-04-24

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