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Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. November 2013
Kia will BMW i3, VW E-Golf und Nissan Leaf das Elektrofeld nicht kampflos überlassen. Der Soul EV soll zeigen, dass Elektro-Hightech längst auch in Korea angekommen ist.

700 Elektrokleinwagen vom Typ Ray EV hat Kia in den letzten beiden Jahren mehr an Behörden und öffentliche Einrichtungen verteilt, denn ernsthaft verkauft. Der japanisch anmutende Kubusflitzer ist ein Elektro-Probelauf für das erste elektrische Volumenprodukt. Das kommt soll ab kommendem Jahr mit der zweiten Generation des Kia Soul, der in diesen Wochen in die USA einzieht und ab Frühjahr kommenden Jahres auch nach Deutschland rollt. Werden zum Marktstart Diesel- und Benziner als Antriebe verfügbar sein, so folgt im Herbst eine elektrische Version, die auf der gleichen Produktionslinie wie die Verbrenner gebaut werden soll.

Über den Preis schweigen sich die Koreaner ebenso aus wie über den Batteriezulieferer, da der Vertrag erst in nächsten Wochen unterschrieben werden soll. Wer von den in der Vorserie drei koreanischen Akkuzulieferern das Rennen auch machen wird; fest steht, dass die Kapazität von 27 kWh des im Fahrzeugboden verbauten Akkupakets ausreichen soll, um Reichweiten von 200 Kilometern zu ermöglichen. Angetrieben wird der Kia Soul EV von einem Elektromotor, der eine Leistung von 81 kW / 110 PS und 285 Nm leistet. Der beseelte Elektro-Crossover fährt sich deutlich flotter, als es die Fahrleistungen mit 0 auf Tempo 100 in 12 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h vermuten lassen. Sein Leergewicht von 1,5 Tonnen kann der Kia Soul EV, der in Asien, den USA und Europa angeboten werden soll, nicht überspielen. Immerhin hat der surrende Koreaner rund 200 Kilogramm mehr auf den Rippen als der Benziner.

Bis Tempo 20 ertönt eine weinerliche Melodei, die an die automobile Ausprägung der portugisischen Fado-Gesänge erinnert. Nach einigem Suchen lässt sich die weinerliche Tonfolge zum Glück deaktivieren. Sonst wäre jede Staufahrt zu einem Selbstmordkommando ausgeartet. In Korea soll diese Dudelei jedoch zum Serienumfang gehören, um Fußgänger bei langsamer Schleichfahrt des Soul EV zu warnen. Naja. Die Federung des Kia Soul EV ist bei den Erprobungsträgern noch etwas hölzern. Mister U, wie sich der Testingenieur auf der Rückbank hintergründig selbst bezeichnet, sieht hier zu Recht noch Nachbesserungspotenzial. Wirklich ungelenk wirkt das elektrisierte Gesamtpaket aus Korea allerdings nicht. Und wenn die 285 Nm vom Start weg an der Vorderachse zerren, kommen fast sportliche Gefühle auf.

Optisch ist der Kia Soul EV kaum von seinen 4,14 Meter langen Standard-Brüdern mit Diesel- oder Benzinmotor zu unterscheiden. Wer genau hinschaut, sieht eine leicht geänderte Nase, weil hinter dem normalen Kühlergrill beim Elektromodell leicht vergrößert die Anschlüsse zum Aufladen untergebracht sind. "Das normale Aufladen geschieht in viereinhalb bis fünf Stunden", erläutert Kias Batterieexperte Jinho Park, "mit einer 100-KW-Schnellladung ist der Akku in 25 Minuten zu 80 Prozent gefüllt." Das Akkupaket in Lithium-Polymer-Bauweise befindet sich 282 Kilogramm schwer im Unterboden, wo auch die meisten geänderten Crashstrukturen verbaut sind. "Im Vergleich zum Kia Ray EV haben wir die Batterie um 46 Prozent leistungsfähiger machen können", so Park weiter, "er ist unser erstes Elektro-Massenmodell. Unsere Energiedichte ist um 40 Prozent höher als im Nissan Leaf."

Die geringen Unterschiede zu den normalen Soul-Modellen zeigen sich auch im Innenraum. Die Ausstattung des Elektromodells ist mit Navigationssystem, klimatisierten Sitzen vorn und beheizten Stühlen hinten, Klimaautomatik, Soundsystem und Lenkradheizung überaus komplett. Ähnlich wie bei BMW i3 und Nissan Leaf bestehen viele Verkleidungen und Innenraumkomponenten aus Ökomaterialien wie Bioschäumen in den Sitzen oder Bio-Kunststoffen in Türen und Verkleidungen.

Anders als viele andere Hersteller bleibt Kia seiner Linie treu, die Antriebskompetenz im eigenen Hause zu halten. Was möglich ist, wird daher selbst produziert und bei Komponenten greift man ebenfalls bevorzugt auf lokale Produktionen zurück. "Wir wollen in den nächsten Jahren führend auf dem Ecomarkt für Autos sein", sagt Elektro-Projektleiter Chi Hgeon Hwang, "derzeit ist hier Toyota durch seine Hybridfahrzeuge mit knapp 70 Prozent vorne. Doch wir wollen bis zum Jahre 2050 30 Prozent weniger CO2 produzieren - trotz deutlich mehr verkaufter Autos." Nach einer guten halben Stunde Fahrzeit zeigt der Bordcomputer eine Restreichweite von 137 Kilometern an. Die erst kürzlich verbesserte Rekuperationsfunktion in zwei Stufen und eine effizientere Klimatisierung machen sich schneller als erwartet bemerkbar. Aus gutem Grund, denn schließlich soll gerade auf dem Heimatmarkt Korea nichts schiefgehen. Der große Navigationsbildschirm zeigt kaum Ladestationen. Hier hapert es noch. Im ganzen Land gibt es aktuell gerade einmal 1.000 Ladesäulen und so heißt es selbst in der Millionenmetropole Seoul auf die Suche gehen, bis der Kia Soul EV wieder zu elektrischen Kräften kommt.

Ob der Kia Soul EV ein koreanisches Feigenblatt oder nicht nur im Seouler Szenestadtteil Gangnam ein Bestseller wird, darüber entscheidet neben den objektiven Qualitäten insbesondere der Preis. Der dürfte angesichts der zunehmend ernsthafteren Konkurrenz und der zu erwartenden Verkaufszahlen unter 30.000 Euro liegen. Damit würde ein Elektro-Soul knapp das Doppelte von einem Einstiegsbenziner kosten. Große Volumen dürften sich damit insbesondere in Europa jedoch nur schwer verwirklichen lassen.

Quelle: Autoplenum, 2013-11-11

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