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Testbericht

4. Oktober 2015
Haar, 5. Oktober 2015 - Ein Kleinwagen, der Coupé genannt werden will: Das hat etwas Verwegenes, Vermessenes. Ein wenig schmunzeln darf man über diesen großtuerischen Etikettenschwindel schon. Aber solche Benennungen kennen wir ja schon aus den 80er-Jahren, das VW Polo Coupé war ja auch keines. Also fange ich jetzt nicht an, die Unterschiede zwischen unserem Hyundai i20 "Coupé" und (sagen wir mal) einem Aston Martin DB9 aufzuzählen. Ein wenig schicker als der fünftürige i20 sieht der Dreitürer aber schon aus. Wir haben die Version mit dem 100-PS-Benziner - daneben gibt es noch einen Diesel mit 90 PS - getestet. Elegantes Design Bevor ich einsteige, ist ein wenig Bewunderung für das Design fällig: Mein i20 Coupé sieht wirklich nicht schlecht aus, kein Vergleich zu früher, als koreanische Autos irgendwie immer eine Knollennase hatten oder einen hässlichen Hintern oder beides. Das Design ist nicht schlechter als beim VW Polo - das ist bitte als großes Lob zu verstehen. Die Grundnote ist nüchtern, was mir gefällt. Nur der Hexagonalgrill ist für ein normales Stadtauto vielleicht etwas überdimensioniert. Aber die Silhouette, die Scheinwerfer, das Heck sind gelungen. Während der Fünftürer mit einem dicken schwarzen Keil an der C-Säule ein schwebendes Dach vortäuscht, ist der Effekt hier nur angedeutet - die Silhouette ist auch so schon elegant. Ein coupéspezifisches Detail ist auch die Kurve, die man dem Kleinen rund um die Hinterräder ins Blech geprägt hat, und die ein wenig den Eindruck erweckt, als hätte das Auto muskulöse Fleischkeulen an den Hinterläufen. Der hervorstechende GurtgeberAls ich nun die Fahrertür öffne, fällt mir sofort ein Gurtgeber auf, der das Sicherheitselement von der ziemlich weit hinten liegenden B-Säule leichter erreichbar macht. Soll jemand nach hinten einsteigen, kann man das Plastikding auch zur Seite drehen. Da ich schon mal dabei bin, setze ich mich gleich in den Fond - und staune: Trotz der Bezeichnung Coupé und der (gegenüber dem Fünftürer) um zweieinhalb Zentimeter abgesenkten Dachlinie sitzt man auch hinten gut.
Kofferraum: Eines Coupés unwürdig Vergewaltigen wir das "Coupé" weiter und gucken uns den Kofferraum an. Er ist eines Coupés unwürdig, denn er ist alltagstauglich. Da ist zwar eine kleine Stufe am Kofferraumeingang, aber die ist fast nicht der Erwähnung wert. Aber ja, es stimmt: Der VW Polo mit seinem optionalen Einlegeboden schneidet in puncto Nutzbarkeit besser ab. Was das Volumen angeht liegt Hyundai vor VW: 336 bis 1.011 Liter passen in das i20 Coupé, das ist für alle, die nicht gerade Ameisentätowierer von Beruf sind, genauso viel wie beim Fünftürer. Und mehr, als ein Polo aufnimmt. Innen so schick wie außen Das Cockpit sieht ebenso gut aus wie das Exterieur. Nobles Schwarz und sparsam eingesetzte Silberakzente erinnern an den Polo, aber ohne dass es nach Plagiat riecht. Tasten für einen Spurverlassenswarner und eine Lenkradheizung sowie ein großes Navi - stattliche sieben Zoll - zeugen davon, dass Technik kein Fremdwort für die Koreaner mehr ist. Wäre ja auch seltsam, wenn ein Auto aus dem Smartphone-Epizentrum ohne Elektronik daherkäme. Navi mit Kinderkrankheiten Das Navi hat allerdings noch ein paar Kinderkrankheiten. In der Münchner Balanstraße sagt es uns hundert Meter vor einer Kreuzung, wir sollten links in die Balanstraße abbiegen! Und das, obwohl sich hier zwei Straßen auf die allergewöhnlichste Weise im 90-Grad-Winkel begegnen. Und die Aussprache der "Geiselgaschteig-Straße" mag zwar bayrisch anmuten und insofern in München nicht ganz unpassend sein, doch auch wir Eingeborenen sagen "Geiselgasteigstraße", genau wie es geschrieben wird. Und bei der Zieleingabe schlagen gute Navis nach dem ersten Buchstaben gleich eine häufig angepeilte Stadt vor - also bei M zum Beispiel München, und nicht Magdala oder so. Nichts gegen Thüringen, aber die grade mal 2.000 Einwohner große Stadt wird wohl auch von Hyundai-Kunden eher selten angefahren.
Lahmer Saugbenziner Nun gut, starten wir den Motor. Das Aggregat wird bei meinem Testwagen (mit der gehobenen Style-Ausstattung und Premiumpaket) per Startknopf zum Leben erweckt. Das Aggregat ist ein 1,4-Liter-Saugbenziner und gibt seine Schwächen bald unumwunden preis: wenig Bumms, wenig Drehmoment im Tourenkeller und hoher Normverbrauch. Ein Sauger halt, mit den typischen Schwächen. Im Fall des ziemlich lahmen 1,4-Liter-Benziners muss man schon arg hoch drehen, um mit dem Verkehr mitzuhalten, und dann wird es unangenehm laut. Vermutlich wird diese Scharte beim nächsten Facelift ausgewetzt, denn die Partnermarke Kia hat schon einen guten 1,0-Liter-Turbobenziner mit 120 PS in der Garage, und bald auch eine Version mit 100 PS. Das wäre der richtige Partner für den i20. Weniger Drehmoment und höherer Normverbrauch Beim Fahren muss ich manchmal ein Gähnen unterdrücken, und das Datenblatt erklärt, warum: Der koreanische 1,4-Liter bringt gerade mal 134 Newtonmeter, während es zum Beispiel bei der 90-PS-Version des Polo 1.2 TSI schon 160 Newtonmeter sind. Auch der Normverbrauch kann mit dem VW nicht mithalten: Hyundai gibt 5,5 Liter je 100 Kilometer an, während der Polo mit 4,7 Liter angegeben wird, und der 110 PS starke 1.0 TSI soll gar nur 4,3 Liter benötigen. Sie sind skeptisch geworden beim Normverbrauch? Nun, in der Praxis brauchten wir mit dem Hyundai 7,2 Liter, was dem üblichen Realismus-Aufschlag entspricht. Viergang-Automatik versus Siebengang-DSG Fahrwerk, Lenkung und die serienmäßige Sechsgang-Schaltung geben keinen Anlass zu Kritik. Das Fahrwerk macht einen straffen, aber nicht zu harten Eindruck. Zumindest für einen Kleinwagen, der wohl überwiegend für Stadtfahrten und kürzere Überlandstrecken eingesetzt wird, ist es mehr als ausreichend. Wer nicht schalten mag, bekommt für 1.100 Euro Aufpreis eine Vierstufen-Automatik. Doch damit steigt der Normverbrauch um fast einen Liter. Beim Polo gibt es stattdessen ein Siebengang-DSG mit dem gleichen Verbrauch wie beim Schalter. Das sind eben die Unterschiede ... Nicht unerwähnt soll aber bleiben, dass der Polo serienmäßig eine Fünfgang-Schaltung hat, der Hyundai aber einen Gang mehr, und dass das DSG von VW auch deutlich teurer ist als die Hyundai-Automatik.
Teurer als der Fünftürer - wegen der Ausstattung Was die Preise angeht, so ist der Dreitürer ein paar Hunderter teurer als der Fünftürer. Mit dem Aufgeld bezahlt man aber nicht die Überstunden des Designers, sondern vor allem die großzügigere Ausstattung. Das Coupé mit 100-PS-Benziner bekommt man ab 16.350 Euro. Die Basisausstattung Trend umfasst hier aber schon deutlich mehr als das Notwendige: Die Außenspiegel sind nicht nur elektrisch einstell- sondern auch beheizbar, ein CD-Radio sowie eine Klimaanlage sind vorhanden, und sogar der Spurwarner, ein Tempomat, Nebelscheinwerfer und 16-Zoll-Alufelgen sind Serie. Eine praktisch gleich teure Alternative wäre der (stets fünftürige) Polo 1.2 TSI Comfortline - mit nur 90 PS und spürbar weniger Ausstattung. Zum nicht gerade üppigen Extra-Angebot des Hyundai gehören ein Schiebedach, das Navi und zwei Pakete, zu denen zum Beispiel ein Smart-Key-System oder eine Klimaautomatik gehört. Beim Polo füllen die Technik-Offerten Bände - vom DAB-Radio über den Abstandstempomat bis zu den LED-Scheinwerfern.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:Otto-Reihenmotor (Sauger)
Hubraum:1.368
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:74 kW (100 PS) bei UPM
Drehmoment:134 Nm bei 3.500 UPM
Preis
Neupreis: 16.350 € (Stand: Oktober 2015)
Fazit
Das Hyundai i20 Coupé ist zwar kein Coupé, aber ein rundum solider Wagen mit ansprechendem Design, innen wie außen. Günstiger als der VW ist der Hyundai nicht wirklich, das Kaufargument ist eher die umfangreiche Serienausstattung bei ähnlichem Preis. Nicht zu vergessen die serienmäßigen fünf Jahre Garantie. Umfangreiche, hochwertige Optionen nach Maß wie beim Polo gibt es für den koreanischen Konkurrenten nicht, aber wer bestellt schon LED-Scheinwerfer für einen Stadtwagen ... Der Haupt-Kritikpunkt am i20 Coupé ist der lahme Saugbenziner, den würde ich nicht haben wollen, da würde ich auf den kleinen Turbobenziner warten, oder eben doch einen Polo kaufen. + innen und außen schick, ein ordentliches Auto, gute Serienausstattung - lahmer Saugbenziner
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2015-10-04

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