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Testbericht

Stefan Grundhoff, 29. Januar 2011
Jaguar kämpft für eine neue Linie und junges Kundenblut. Kein Auto zeigt das mehr als der XJ. Der Konkurrent von Audi A8, 7er BMW und Mercedes S-Klasse ist eine britische Versuchung der modernen Art.

Sein Design macht den Jaguar XJ zu einem Hingucker. Die einen sind begeistert – andere schütteln den Kopf. Dazwischen gibt es kaum nennenswerte Gefühlsregungen. Die Linienführung ist polarisierend und das ist im Segment der Luxuslimousinen so eine Sache. Charismatische Exoten wurden in der Vergangenheit selten Bestseller. Jaguar musste nach der Retro-Ära alte Zöpfe abschneiden und will mit dem XJ Kunden ködern, die sich bisher vorrangig bei automobilen Designkreationen aus Ingolstadt oder München zu Hause fühlten. Es ist offensichtlich – Jaguar ist im dritten Jahrtausend angekommen. Doch das angedeutete Fließheck, die düster verkleidete C-Säule und das wenig filigrane Heck bleiben auch nach wiederholter Betrachtung Geschmacksache.

Im Innenraum sieht das ganz anders aus. Auch hier gehen die Inder mit britischen Genen moderne Wege. Bisher traute sich kein anderer in der Luxusklasse mit komplett projizierten Instrumenten zu glänzen. Die bieten auch beim XJ Licht und Schatten, könnten filigraner und ein wenig exklusiver erscheinen. Die Vollprojektion von Tacho, Drehzahlmesser und weiteren Details bietet viele Veränderungs- und Visualisierungsmöglichkeiten. Besonders Assistenzsysteme wie ein Nachtsichtgerät, Spurhalte- und Spurwechselassistent lassen sich so einfacher denn je ins Blickfeld des Fahrers bringen. Doch hier bietet der 5,12 Meter lange Jaguar XJ gegenüber der innovationsfreudigen deutschen Konkurrenz allzu wenig. Abstandstempomat, Totwinkelassistent und Rückfahrkamera sind nicht allzu viel.

Dafür ist der Sitzkomfort der Luxuslimousine eine Klasse für sich. Die klimatisierten Ledersitze lassen sich für jede Körpergröße perfekt einstellen und das Platzangebot ist vorne ebenso wie hinten trotz mächtiger Mittelkonsole und stark abfallender Dachlinie üppig. Allerdings wird es über 1,85 Meter im Fond etwas eng für die Föhnwelle. Auch die Bedienelemente und Anzeigen können gefallen, wenn nur der in der Mittelkonsole platzierte Multifunktionsbildschirm mit seiner Touch-Screen-Funktion gefallen könnte. Die Kartendarstellung erinnert an ein historisches Computerspiel und die Verzögerung bei der Dateneingabe ist beinahe ebenso inakzeptabel wie die Ablesbarkeit bei Sonneneinfall. Die Sprachbedienung kann kaum mehr überzeugen. Jaguar gelobt Besserung und will die neuesten XJ-Modelle bereits überarbeitet haben. Im Fond reist es sich kaum weniger luxuriöser als in der ersten Reihe. Sie angenehm konturierten Sitze mit weichem Leder gefallen. Die getrennt regelbare Klimatisierung für Fond und Fondsitze ist in dieser Klasse mittlerweile Standard. Serienmäßig gibt es das große Sonnendach, dessen vordere Hälfte sich öffnen lässt. Das wenig schmucke Heck des Jaguars hat neben der individuellen Erscheinung einen weiteren Vorteil. Der Kofferraum fasst üppige 520 Liter.

Ist der rechte Weg erst einmal ins serienmäßige Navigationssystem eingegeben und gefunden, ist der Vorzeige-Jaguar eine exzellente Luxuslimousine. Das geringe Geräuschniveau ist eine Verlockung, der drei Liter große Diesel kaum hörbar und das Fahrverhalten ist vorbildlich. Nicht jedem Fahrer dürfte an der sehr leichtgängigen Servounterstützung der Lenkung gefallen. Doch das Fahrwerk federt souverän alles locker weg ohne schwammig zu erscheinen. Dank der Aluminiumkarosse fühlt sich die Luxuslimousine nie träge oder so gigantisch an, wie er ist. Im Grenzbereich überrascht die spürbare Neigung zum Untersteuern, die der Dynamik jedoch keinen Abbruch tut.

Das Volumenmodell in deutschen Landen ist der XJ 3.0 Diesel. Der seidige Leerlauf gaukelt dem Fahrer kurzzeitig müden Tatendrang vor. Doch wer dem gut 1,8 Tonnen schweren Hecktriebler die Sporen gibt, sieht sich schnell eines Besseren belehrt. 202 KW / 275 PS und 600 Nm Drehmoment bei 2.000 U/min lassen die Katze dieseln, als es ob nie anders gewesen wäre. 0 auf 100 km/h in 6,4 Sekunden und eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h sind klassenüblich, aber allemal eindrucksvoll genug, um nicht neidisch zu den Benzinervarianten herüberschauen zu müssen. Im Praxistest verbrauchte der XJ 8,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Wenn mit der Modellpflege die nächste Motorengeneration mit Start-Stopp-System, Achtgangautomatik und regenerativen Bremsen kommt, sollte der Normverbrauch von sieben Litern nochmals deutlich nach unten gehen. Dann wird für den edlen Briten auch der überfällige Allradantrieb nachgereicht.

Der Basispreis für den gut ausgestatteten Jaguar XJ 3.0 Diesel Luxury liegt bei 78.800 Euro. Eine luxuriöse Komplettausstattung gibt es beim XJ Portfolio, der als 3.0 Diesel mindestens 90.800 Euro kostet und dafür Details wie klimatisierte Sitze vorn und hinten, 19-Zöller und eine Vierzonenklimatisierung sowie Klapptische im Fond bietet. Kaum zu glauben, das Xenonlicht beim Jaguar XJ 3.0 Diesel 935 Euro Aufpreis kostet. Doch besser ist ein Jaguar nie gewesen.

Quelle: Autoplenum, 2011-01-29

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