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automobilmagazin, 2015-06-08



5.0 von 5

Testbericht

automobil-magazin.de


Subaru Impreza WRX STI Test: Geflügelverzicht

Er ist weiß, ich noch grün hinter den Ohren. Ich sitze in meinem ersten Subaru Impreza WRX STI im November 2002 an einer gerade umschaltenden Ampel in Tokyo. Gebe Vollgas. Ein Ruck geht durch den STI. Der Antritt ist unerbittlich, brutal. Der Gurtstraffer reißt mich zurück. Der Gurt geht fest. Was der symetrische Allradantrieb in Subarus Topsportler an Traktion zu leisten vermag, schnall ich durch Abschnallen. Und was geschieht im neuen WRX STI? Test Subaru Impreza WRX STI.

Den Blicken kann einer mit so einem Geweih auf dem Hinterteil nicht entgehen. Auch der neue Impreza WRX STI fordert den Fahrer: seine Geschmacksnerven und sein Selbstbewusstsein. Entweder verfügt er über ein geringes Selbstbewusstsein und fährt deswegen so ein Ding hinten auf dem Kofferabteil spazieren oder über ein großes, dass er sich von so etwas nicht aus der Ruhe bringen lässt. Am Tag eins parke ich den im schrillen „Blue Pearl“ lackierten Impreza WRX STI (590 Euro extra, nur „Lightning Red“ erhält man ohne Aufpreis) in einer Seitenstraße, obwohl die Hauptstraße mein Ziel ist. Doch bald stören die gaffenden Passanten nicht mehr, denn der Subaru glänzt mit Dynamik und der Power des ehrlichen Arbeiters.

Vernunft inklusive
Man muss, nachdem die Tür satt ins Schloss gefallen ist, nicht mal genau hinschauen, um zu erkennen welche Fortschritte im Modelljahr 2015 im Impreza WRX STI Einzug halten. Der Innenraum des 4,60 Meter langen und 1,80 Meter breiten Fünftürers mutet lang nicht mehr so karg und bieder an wie damals. Das im klassischen Schwarz gehaltene Interieur wirkt nicht allein wegen der Leisten in Carbon-Optik moderner, wärmer und anheimelnder. Ebenso von Vorteil ist, dass sämtliche Türöffnungen verbreitert wurden, was den Ein- und Ausstieg erleichtert, und die A-Säulen um 20 Zentimeter nach vorne verrückt wurden, was der Übersicht zuspielt. Und auch im Fond geht es weiter mit Vernunft. Der jetzt längere Radstand von 2,65 Metern ermöglicht mehr Kniefreiheit auf der Rückbank. Hier sitzt man in relativ aufrechter Position, was kein Nachteil ist, denn dies ist rückentechnisch das Gesündeste, was im Auto, indem man eh immer zu tief sitzt, möglich ist. Warum man so gerade sitzt, ist auch klar sobald der Kofferraum inspiziert wird. Unter dem unvernünftigen Heckspoiler fällt der Gepäckraum mit einem Volumen von 460 Litern vernünftig aus: breit, tief und mit der 60:40-Teilbarkeit praktisch.

Die Leitphilosophie im Cockpit heißt „Pure Power in Your Control“. Bedeutet: Die Instrumente samt Ladedruckanzeige lassen sich sehr gut ablesen. Das Bild der Rückfahrkamera auf dem kleinen Monitor liegt genau im Blick. Die mit Alcantara und Leder bezogenen Sportsitze arbeiten dem trocken abgestimmten Unterbau mit effektiver Polsterung entgegen und bieten in Kurven viel Seitenhalt. Die untere Körperhälfte tanzt auf Alupedalen, die obere erhitzte wird von der Klimaautomatik gekühlt. Das unten abgeflachte Lederlenkrad kann Multifunktion: Auf 3:00 Uhr befinden sich die Schalter für die Tempomatsteuerung und auf 9:00 Uhr die Tasten für die Radio-, Telefon- und Sprachsteuerung. Dinge wie das rutschgesicherte Ablagefach vor dem Schalthebel oder der nicht zu arg aufsetzgefährdete Frontspoiler schaffen Sympathie im Alltag, der mit dem gigantischen Heckflügelteil schnell zur Bühne wird.

Der Subaru WRX STI wirkt mit dem riesigen Flügel am Heck halbstark, ist aber die volle Portion.
Liegt am Motor. Der Boxermotor des 2015er Impreza WRX STI holt aus 2,5 Liter Hubraum mehr Leistung als der alte Boxer. Schon bei niedrigen und mittleren Drehzahlen reißt der Vierzylinderturbo keck an. Ab 4.000 Umdrehungen wirken 407 Newtonmeter auf alle Viere, ab 6.000 die volle Dosis Power. 300 statt bisher 280 PS. Bei 6.700 Kurbelwellenumdrehungen rasselt der mit sechs Gängen stimmig handgeschaltete Impreza WRX STI in den Begrenzer. Die Kupplung, die wenn man sie beim Kaltstart schleifen lässt, schon mal streng müffelt, ist scharf eingestellt. Absaufen: möglich. Schaltet man den „SI-DRIVE“ auf der Mittelkonsole von „I“ wie „Intelligent“ oder „S“ wie „Sport“ auf „S#“ wie „Sport Sharp“ geht es im STI noch schärfer zur Sache. In 5,2 Sekunden krallt er sich die 100. Maximal geht er 255 km/h. Auch dieser WRX STI geht wie die Perserkatze vor dem Pitbull. Derb und herb wie eh und je.

Ähnlich positive Effekte wie der 300 PS-Boxer auf den Vortrieb haben die direkter reagierende Lenkung und das härter abgestimmte Sportfahrwerk auf das Fahrverhalten. Die hydraulische Servolenkung erzählt mitteilsam vom Straßenbelag. Mal weniger, meist mehr, da die 18 Zoll knochentrocken abrollen. Die markanten Abrollgeräusche rühren von den Dunlop Winter Sport 4D her. Dahinter steckt eine Bremsanlage von Brembo. Die passt in ihrem Zupacken so passend zum STI wie das „Driver’s Control Center Differential“, mit dem sich die Charakteristik des Mitteldifferentials regulieren lässt und das erst bei schlüpfrigem Untergrund in der manuellen Einstellung zum Einsatz kommt. Dass der potente STI auch mal hinten auskeilt, gehört zum Fahrgeschäft. Die Transparenz und die exzellente Rückmeldung machen den Unterschied aus zwischen der Ware von der Stange und einem gut gemachten Sportfahrwerk.

Und das für fair
Im Test genehmigte sich der neue WRX STI 10,8 l/100 km Super Plus. In Ordnung. Was ein „AWD“, ein symetrischer Allradantrieb, an Traktion mobilisiert, kickt 2015 wie damals im November 2002. Der Fahrergurt geht zwar nicht fest, aber das Konzept voll auf: bäriger Motor, ordentlich Platz und das in alltagstauglich. Mit fünf Jahren Garantie und zum fairen Preis. 41.900 Euro für den Impreza WRX STI Active. Ohne Heckflügel. Der sitzt erst auf dem Kofferabteil der Version Sport. Die kostet 45.200 Euro und die Geschmacksnerven. Der gute Kompromiss heißt: Verzicht auf Geflügel, 3.300 Euro sparen. Dann lässt sich der Subaru Impreza WRX STI sogar direkt vor der Haustür parken. (Lothar Erfert)



Testwertung
Quelle: automobilmagazin, 2015-06-08