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Testbericht

Sebastian Viehmann, 18. Januar 2011
Detroit hat mehr zu bieten als verlassene Hochhäuser und depressive Stimmung. Das Henry Ford Museum gewährt einen faszinierenden Einblick in die amerikanische Automobilgeschichte – und lässt dabei die Misserfolge nicht aus.

Wer an die Autostadt Detroit denkt, der hört im Unterbewusstsein schon die dicken V8-Motoren brummen. Wenn alljährlich der „Woodward Dream Cruise“ in Form von zehntausenden Oldtimern über die berühmte Woodward Avenue donnert, werden die glorreichen Zeiten der US-Autoindustrie lebendig. Doch die bestand nicht nur aus Chevrolet Corvette oder Ford Mustang – und ausgerechnet das Henry Ford Museum ist der beste Ort, um das zu erfahren.

Eins der ältesten Exponate zum Beispiel hat mit einem V8-Motor herzlich wenig zu tun. Der „Detroit Electric“ von 1914 wird von 54 Batteriezellen gespeist, die vom Elektro-Pionier Thomas Edison persönlich entwickelt wurden. Der hochbeinige Zweisitzer der Anderson Electric Car Company war vor 100 Jahren sehr populär, und zwar als Frauenauto. Die Dame von Welt konnte mit dem Stromer auf einer plüschigen Sitzbank durch die Stadt gleiten und musste zum Starten weder an einer Kurbel drehen noch ihr Kleid mit Öl beschmutzen. Eine frühe Benzinkutsche in Gang zu halten, war im Gegensatz dazu schwere Arbeit. Henry Ford kaufte den Wagen seiner Gattin, heute parkt er im Museum.

Der 50.000 Quadratmeter große Komplex heißt bei den Amerikanern nur „The Henry Ford“ und ist mehr als ein Automuseum. Im angrenzenden Greenfield Village wird mit dutzenden historischen Gebäuden Geschichte lebendig. Henry Ford ließ unter anderem das Originallabor von Thomas Edison und die Werkstatt der Gebrüder Wright nach Detroit verfrachten. Landwirtschaftliche Maschinen, Möbel und Alltagsgegenstände präsentieren die Geschichte der Vereinigten Staaten im Schnelldurchlauf.

Auch bei den Automobilen lassen sich einmalige Exponate bestaunen. Dazu gehören mehrere Präsidenten-Limousinen, in denen Dwight D. Eisenhower oder Ronald Reagan kutschiert wurden. Einen Eishauch der Geschichte vermittelt der offene 61er Lincoln Continental, in dem John F. Kennedy ermordet wurde. Die Umrüstung des Autos zur Präsidenten-Limo hatte seinerzeit fast 200.000 US-Dollar verschlungen - das Serienfahrzeug kostete nicht einmal 8000 Dollar. Nach dem Attentat wurde der Lincoln als Beweismittel beschlagnahmt, später aber wieder in Dienst gestellt und mit diversen Modifikationen versehen. Dazu gehörten abnehmbare Dachteile und – leider zu spät - eine Panzerung des Passagierabteils.

Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist der Omnibus, in dem sich Rosa Parks 1955 weigerte, für einen weißen Fahrgast ihren Sitzplatz zu räumen. Parks brachte damit eine Lawine der Bürgerrechtsbewegung ins Rollen, die schließlich zur Aufhebung der Rassentrennung in den USA führte. Das berühmte Ford T-Modell steht in einer eigenen Abteilung im Rampenlicht, mit einer aufwändigen Seilkonstruktion hängt ein Exemplar in seine Einzelteile zerlegt von der Decke. In einer Museumswerkstatt können sich die Besucher selbst am Zusammenbau eines T-Modells versuchen und Kinder an einem Fabrikmodell spielerisch das Prinzip der Fließbandproduktion entdecken.

Das Kernstück des Fahrzeugmuseums ist allerdings die „Automobile Hall of Fame“, die automobile Ruhmeshalle. Hier finden sich nicht nur der erste Prototyp und das erste Serienmodell des Ford Mustang, sondern ebenso die erste Chevrolet Corvette von 1954, ein Duesenberg Cabriolet, das Chrysler Turbine Car mit Gasturbinen-Antrieb oder Show Cars wie der Ford X-100 von 1953, das aussieht wie der Prototyp des Batmobils. Einen Ehrenplatz erhielt auch der in Deutschland unbekannte Ford Taurus. Die Limousine kam 1986 auf den Markt, orientierte sich im Design stark am strömungsgünstigen Audi 100 und bedeutet für Ford einen radikalen Einschnitt beim Design.

Die 80er Jahre markieren jedoch auch den Niedergang der amerikanischen Autoindustrie und damit den der Stadt Detroit, die seit den 60er Jahren mit Bevölkerungsschwund zu kämpfen hat. Schuld daran war nicht zuletzt der wachsende Erfolg der asiatischen Autohersteller. Trotzdem fand der erste in den USA gebaute Japaner seinen Weg in die automobile Ruhmeshalle. Der Honda Accord lief 1982 in Ohio vom Band.

Direkt daneben parkt im Museum eins der unspektakulärsten Ford-Modelle aller Zeiten, der amerikanische Escort von 1981. Der kantige Wagen basierte auf dem europäischen Escort, war im Design aber kaum noch von einem japanischen Kleinwagen zu unterscheiden. Dennoch war das Auto für Ford erfolgreich und das erste Weltauto des Konzerns. Damit schließt sich auch der Kreis zur aktuellen Detroit Motor Show: Unter dem Motto „One Ford“ sollen Modelle wie der neue Focus ebenfalls zu Weltautos werden und den Fortbestand des Konzerns sichern.

Quelle: Autoplenum, 2011-01-18

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